[Debatte-Grundeinkommen] Das Ende des Geldes

willi übelherr wube at gmx.net
Mi Aug 15 16:44:31 CEST 2012


liebe freunde,

diese antwort habe ich direkt von andreas bekommen. weil sie in dieser 
diskussion so wichtig ist, bringe ich sie ein.ich hoffe, andreas ist mir 
nicht allzu boese.

albrecht mueller von Nachdenkseiten und gero haben schon stellung zu dem 
buch genommen. insofern eine volle materialsammlung.

aber nun zum wesentlichen. auf der suche nach der wahrheit werden wir immer 
in bereiche vorstossen, wo sich gutes mit schlechtem, subjektiv, mischt. 
wenn wir uns um die aufklaerung bemuehen, dann bleiben wir auch nicht bei 
Immanuel Kant stehen. und dies gilt auch fuer die kritik der politischen 
oekonomie. auch da bleiben wir nicht bei Karl Marx stehen.

in der zeit, als karl marx lebte und wirkte, gab es heftige grabenkaempfe um 
David Ricardo und seine arbeitswerttheorie. ihre anhaenger wurden 
Ricardianer genannt. auch da war so manches berechtigt. uns hilft das alles 
nichts. wir brauchen die "eigene Urteilsfaehigkeit" und keine trennschuesseln.

die vorstellung von markt ist kindisch. es gab nie diesen markt, es gibt ihn 
nicht und es wird ihn auch nicht geben. es gab immer austauschsphaeren, 
sowohl materieller als auch immaterieller art. dieses konstrukt, was so 
manche hier im kopf haben, wenn sie von markt sprechen, ist vollstaendig 
illusionaer.

wenn wir tauschen im und zwischen materiellem und immateriellem, stellt sich 
immer zuerst die frage nach der relation. und wenn wir zeiten tauschen, z.b. 
beim gemeinsamen haus fuer wohnen, arbeiten oder lernen, dann ist dies und 
war immer eine klare angelegenheit.

die politische oekonomie ist eine politische konstruktion. hier wird die 
oekonomie ihres zweckes beraubt und zum selbstzweck erklaert. das hat dann 
aber nichts mehr mit oekonomie zu tun. da ist die oekonomie nebensache. 
produktion und distribution finden um ihrer selbst willen statt. 
staatssysteme sind direkt davon abhaengig, dass produzenten nicht direkt in 
beziehung treten.

produzenten sind immer auch konsumenten. umgekehrt gilt dies nicht. heute 
sind in deutschland 2/3 nur noch konsumenten und beschaeftigen sich mit der 
vernichtung von ressourcen. das ist letztlich ihre einzige aufgabe.

"das Sein bestimmt das Bewusstsein" hat uns karl marx mit auf den weg 
gegeben. wir sehen es sofort in der diskussion um geldsysteme. menschen, die 
selbst nicht produktiv sind und nur an geldstroemen haengen, egal wo sie her 
kommen und wie sie entstehen, koennen kein interesse haben, hier der 
wahrheit zum durchbruch zu verhelfen. sie muessen um erhaltung ihrer 
parasitaeren existenzen diese selbst zur notwendigkeit erklaeren. wie karl 
das in seiner antwort an axel tat.

er versteht nicht, wie eigentlich produktion mit all ihren notwendigkeiten, 
vorderan der freie zugang zum wissen, mit der konsumtion zusammenhaengt. er 
ist geblendet wo dem schleier, der ueberall ueber die menschen gelegt wurde. 
es gibt keine technisch wissenschaftliche produktion. es gibt technische 
theorien und erfahrungen, es gibt die wissenschaft der natur und produktive 
prozesse der umformung dessen, was die natuer uns frei zur verfuegung 
stellt. es findet alles auf dem gleichen niveau statt, wie es auch andere 
lebewesen tun. nur die spezifischen auspraegungen aendern sich.

wir muessen runter vom sockel und uns nicht so wichtig nehmen. uns bewusst 
einordnen in die grosse familie der tierischen lebewesen. so vermeiden wir 
es, das, was wir heute um uns herum erleben, als das besondere, das 
aussergewoehnliche, wahr zu nehmen. es ist nichts besonderes. nur etwas anderes.

wenn wir uns von dem ganzen muell verabschieden, wie staaten, militaer, 
aufgeblasenen buerokratien und geld- und finanzsystemen, dann gaebe es schon 
heute keinen hunger mehr auf diesem planeten. solange wir zum grossteil 
nonsens organisieren, muessen wir auch dafuer bluten. "die 
selbstverschuldete Unmuendigkeit" hat es I. Kant in seiner schrift "was ist 
aufklaerung" genannt, die wir ueberwinden muessen. denke, es ist zeit dafuer.

mit lieben gruessen, willi



Am 15/08/2012 8:46, schrieb Andreas Bangemann:
 > Werter Herr Übelherr,
 > zum Thema Geld sei es jedem unbenommen, seine Position zu finden.
 > Dass Geld heute gesellschafts- und naturschädigend funktioniert, es
 > Menschen vereinsamt und separiert dürfte Konsens sein. Daraus zu schließen,
 > Geld lasse sich gar nicht anders konstruieren und es sei ja sowieso
 > "überflüssig", ist in meinen Augen das Kind mit dem Bade ausgeschüttet.
 > Was mich immer wieder ganz besonders wundert, ist die Tatsache, dass alle
 > die "Das Ende des Geldes" so überschwänglich loben, dieses offenbar nicht
 > bis zu Ende lesen. Die teilweise abstrusen Theorien zu Fragen des Geldes
 > selbst sind harmlos gegenüber der Staatsverfassung, die als Konsequenz aus
 > "dem Ende des Geldes" entsteht. Das geht mittlerweile so weit, dass sich
 > der Mitautor Otmar Pregetter von diesem Teil des Buches mit der Begründung
 > distanziert,  dass das einzig die Meinung von Franz Hörmann widerspiegele
 > und er selbst die Entwicklung zu einem solchen Staat ablehne.
 > Wer sich zu den Inhalten ein Bild machen möchte, könnte auch diese
 > Rezension zu dem Buch lesen:
 >
 > http://www.humane-wirtschaft.de/das-paradies-ist-nah-albrecht-e-e-mueller/
 >
 > Warum Gero Jenner, den ich für Jemanden halte, dessen Betrachtungsweisen
 > alles andere als in sich geschlossen und logisch wirken, Hörmann und
 > Pregetter nicht erwähnt, kann ich allerdings sehr gut nachvollziehen:
 >
 > http://www.gerojenner.com/portal/gerojenner.com/Das_Ende_des_Geldes.html
 >
 > Herzliche Grüße
 >
 > Andreas Bangemann
 >





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