[Debatte-Grundeinkommen] Marxistisch betrachtet Re: Arbeit geht aus?

Agnes Schubert Agne.s at gmx.de
Do Sep 29 10:22:08 CEST 2011


matthias kommt mit Marx, wenn er schreibt:
"hallo, im kapitalismus wird "die arbeit" nicht ausgehen, da nur sie den 
"mehrwert" schafft. automatisierung befördert den "tendenziellen fall 
der profitrate" (marx), welcher durch die sog. produktivkraftsteigerung 
oder billigere arbeitskräfte abgefedert werden kann."

Tolles Statement! - Ich denke aber du  weißt allein, wie umstritten die 
Marxsche Mehrwertbestimmung und vor allem der behauptete "Tendenzielle 
Fall der Profitrate" ist. Na ja . Deine Meinung ist zur Kenntnis 
genommen aber hier ist nicht der Platz, das auseinander zu nehmen.

" problematisch an der bge-forderung (insbesondere der von götz werner, 
oder auch der negativen einkommenssteuer von friedman) finde ich, dass 
diese ein bekanntes prinzip des kapitals reproduziert, die 
sozialisierung von "kosten", während "gewinne" privatisiert werden."

das ist ein wenig simpel gedacht. Es kommt ja 1. schon darauf an, was 
man denn für Kosten aufstellt. BGE ist ja schon eine sozialisierte 
Ausgabe von Wertschöpfung, Und ob 2. die Kosten dafür nicht auch 
letztlich von den Gewinnabzügen über Steuern bezahlt werden ... Na man 
wird sehen.

Und 3. ist es spannend, ob ein BGE letztlich nicht genau das 
kapitalistische Prinzip überwinden hilft - als Einstieg in den Ausstieg. 
Es entzieht nämlich dem kapitalistischen Prinzip einen wesentlichen Teil 
menschlichen Lebens: Für die Notwendigkeit der Existenz und Teilhabe 
muss man sich mit BGE nämlich nicht mehr der Konkurrenz um einen 
Arbeitsplatz stellen!
Lohnarbeit erfolgt nur noch
1. aus dem Bedürfnis nach darüber hinaus gehendem Luxus als somit übrig 
bleibendem Interesse an der Tauschwertschöpfung und also an der 
abstrakten Arbeit und
2.  wohl immer mehr aus einer der konkreten Arbeit innewohnenden 
Motivation.
Dank letzterer nimmt also das Interesse des Arbeiters an dem 
Gebrauchswert des Produktes wie auch seiner Arbeitskraft zu und das 
Interesse an dem Tauschwert des Produktes wie auch seiner Arbeitskraft 
entsprechend ab.
(Und gerade für jemanden, der Marx zumindest gelesen hat, sollte also 
klar sein: )
Das stellt fundamentale Prinzipien des Kapitalismus auf den Kopf.


AgneS






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