[Debatte-Grundeinkommen] pdf Aufsatz

Martin Brucks m.brucks at emsltd.de
Mi Apr 27 23:17:40 CEST 2011


Liebe BGEler, lieber Toni Weiser,

die uns überlassene pdf- Datei kann meiner Meinung nach nicht unkommentiert bleiben, was ich hiermit tun möchte.
Zitate aus dem Text kursiv und in Anführungszeichen, meine Kommentare in normaler Schrift und etwas größer.

"/Er (GW) tourt seit vielen Jahren durch die Lande und füllt Thatersäle, Auditorien, Waldorf-/
/Aulen und viele andere Orte..."/

Bravo kann ich da nur sagen, kaum ein anderer Befürworter des BGE kriegt das hin, es macht die Idee bekannt, nichts anderes ist wichtig.


"/Götz Werners Besitz an der Drogeriemarkt-Kette.....hat er massgeblich auf/
/dem Boden allgemeinen Wirtschaftens ...in einer Phase sich massiv verschlechternder Löhne und Arbeitsentgelte, erworben."/

Genau diese sich verschlechternden Bedingungen und die Vision, dass sich dieser trend nicht stoppen lässt sind der Grund für die Forderung nach einem BGE.

"/...und offenkundig ging es auch darum, seine sieben Kinder nicht beerben zu müssen. So werden die Absichten des Unternehmens dm inkclusive expandierender Einflüsse, was eine Stiftung idealerweise ermöglicht und begünstigt, in der Regie von Götz Werner bleiben."/

Von seinen Kindern habe ich bislang kein weises Wort gelesen -- gut, wenn einer die Kontrolle behält der auch was zu sagen hat.

"/Dass praktizierte Menschlichkeit solche finanziellen Gewinne zu erwirtschaften/
/vermag, wäre historisch einzigartig und bleibt als Kausalität für derartigen Markterfolg mehr als fragwürdig."/

Dann sollte doch an dieser Stelle mal eine fundierte Untersuchung ansetzen.

"/... Bei GW selbst, in seiner Person und Herkunft sind/
/kaum spirituelle Ambitionen erkennbar, worauf sein Handeln zu begründen wäre."/

Möchte uns der Verfasser etwa glauben machen, es bedürfe ausgerechnet spiritueller Ambitionen um ein so existenzielles Begehren wie das BGE befürworten zu dürfen?


"/Was das ökologische Wirtschaften, Nachhaltigkeit und der dringend gebotenen/
/Begrenzung von Konsum angeht, ist das dm-Unternehmen auf stetige Steigerung des/
/Konsums (Wachstum) ausgerichtet."/

Momentan haben wir Verhältnisse, die stetes Wachstum brauchen um existieren zu können. In diesen Verhältnissen existiert auch dm. Unstrittig ist und auch GW bekannt, dass es ein Stetes Wachstum nicht geben kann und darf, Umverteilung hingegen wird es mE immer geben.

"/GWs Modell des BGE zielt darauf ab, dass die Unternehmen weder Steuern noch/
/Sozialabgaben noch irgendwelche sozialen Leistungen abzuführen haben.../  "

faktisch ist es so, dass alle Kosten eines Unternehmen über die Preise der Produkte oder Dienstleistungen an die Kunden weitergegeben werden, anders ist kein einziges Unternehmen überlebensfähig. Der Ansatz, alle Steuern von heute auf die nur eine, die Mehrwertsteuer zu reduzieren, ist dabei verständlich und macht aus bürokratischer Sicht absolut Sinn.
Richtig, und damit zu überdenken ist die Tatsache, dass jegliches Regulativ wegfällt. Ich persönlich befürworte neben einer deutlich erhöhten Mehrwertsteuer eine Arbeitsplatzabgabe, die den Gewinn eines Unternehmens in Relation setzt zu der Anzahl der Beschäftigten und der gesamt Lohnsumme, sodass Unternehmen, die mit wenig Mitarbeitern hohe Gewinne erzielen deutlich mehr Steuern zahlen als solche, die bei gleichem Gewinn viele Mitarbeiter beschäftigen.

"/Der Endverbraucher zahlt letztlich am Ende der Wirtschaftskette quasi "alles"..."/

Das tut er heute auch schon, s.o., denn, merke, ein Unternehmen muss alle Kosten über die Preisgestaltung seiner Produkte an die Kunden weitergeben, anderenfalls kann es nicht überleben.

"/..mit einer saftigen Konsumsteuer, die sich ca. um 100 % erhöhen wird."/

Falsch beobachtet oder gelesen, die heute 19% betragende Konsumsteuer wird sich nach GW`s Konzept um gut 600% erhöhen, nämlich auf ca. 100 % des Netto- Warenwertes, der allerdings dann deutlich niedriger ausfallen wird als bisher, weil alle anderen Steuern im Netto- Warenwert nicht mehr auftauchen und deshalb auch nicht mehr berücksichtigt werden müssen.
Tatsächlich können also mit nur einer Steuer -- der Konsumsteuer -- alle Waren preiswerter werden als heute, esrt durch den Aufschlag der Konsumsteuer werden sie preislich in etwa wieder dort liegen, wo sie heute liegen.

"/Demnach würde die tatsächliche Kaufkraft nur noch ca 50 % des zu veranschlagenden BGEs betragen."/

Das ist eine Schlussfolgerung aus bereits vorher nicht verstandenen Zusammenhängen.

"/Darüber hinaus bleibt die Frage, inwieweit dieses Modell sich auf sämtliche Produkte,/
/Dienstleistungen und die verschiedensten Gewerbe etc. übertragen liesse."/

Stimmt, diese Frage bleibt und sie ist unzureichend beantwortet bisher.


"/... Anstelle staatlicher Institutionen und Behörden (z.B. BA) könnten arbeitsmarktpolitische Regulierungen von seiten der Unternehmen eigenmächtig vollzogen werden- ein neuer radikaler Marktliberalismus bzw. -radikalismus wäre geboren."/

Das ist nicht ganz falsch, die Unternehmen können arbeitsmarktpolitisch aber nur durch Anreize regulieren, da wo ich Arbeitskräfte haben will muss ich sie ausloben anderenfalls begnügt sich der Umworbenen mit dem Grundeinkommen.
In Wirklichkeit reguliert also nicht das Unternehmen sondern der Mitarbeiter.

"/Niemand mehr müsste"/
stimmt!
"/und könnte über das Marktgeschehen Kontrolle ausüben/./"/
das stimmt natürlich nicht, nur, dass der Kontrolle des Marktgeschehens die Willkür und ein Teil der macht entzogen wurden.
"/Dem Staat käme in diesem Segment nur noch eine marginale Rolle zu."/
Richtig, ab dem Moment der erfolgreichen und dauerhaften Einführung des BGE liegt die Kontrolle ausschließlich beim Bürger denn er/sie hat die Möglichkeit NEIN zu sagen.
"/Arbeitskräfte würden analog ohne irgendwelche Auflagen und Verpflichtungen zum Spielball von Unternehmen mutieren"/
genau das würden sie nicht, dank BGE ist jeder Mensch frei in seiner Entscheidung.
"/Gewerkschaften und sämtliche denkbaren Interessenvertretungen würden überflüssig."/
Das stimmt genau und ist einer der Gründe, warum die Gewerkschaftsbewegung bei der Frage des BGE sehr gespalten ist.

"/Dadurch, dass dem Staat in wirtschaftspolitischer Hinsicht mindere Bedeutung zukäme, würden Unternehmen dieses Vakuum direkt besetzen: eine gewaltige Machtrolle, eine kaum auzumalende Horrorvision."/
Politik ist heute das Instrument der Wirtschaft zur Regulierung der eigenen Erfordernisse, das BGE wirkt in die entgegen gesetzte Richtung.

"/Was die Auswahl und den Bestand des Personals anginge, wäre hier ein fast grenzenloser Spielraum gegeben."/
Richtig, jedoch ergibt sich dieser Spielraum nicht für das Unternehmen sondern für das Personal.
"/Sämtliche Belange, wie Einstellungsmodi bishin zu Kündigungen,/
/sämtliche Arbeitsrechtlichen Belange wären ohne Auflagen und Grenzsetzungen."/
Sagen wir mal lieber sie wären frei verhandelbar zwischen AG und AN.
"/Jedes Unternehmen könnte über Personalpolitik etc. autokratisch herrschen."/
Das passiert heute, ohne BGE.
"/Keine andere Macht könnte Einfluss nehmen."/
Alle Mächte, die in den letzten Jahren Einfluss hätten nehmen können haben angesichts der Drohung von Arbeitsplatzabbau den Schwanz eingezogen, Arbeitnehmervertreter haben die Errungenschaften von fast 100 Jahren schrittweise verkauft oder hergeschenkt und die Politik hat für teures Geld überflüssige Arbeitsplätze bei den Unternehmen gekauft, oder glaubt irgend jemand in dieser Runde, ein Unternehmen würde einen Arbeitsplatz einrichten den es eigentlich nicht braucht, wenn dieser nicht hochsubventioniert wäre?
"/Den Begleitumständen eines Sklavenhandels wären Tür und Tor geöffnet."/
Der Sklavenhandel ist das, was wir heute haben.
"/Führt man diesen Gedanken weiter fort, könnte man der Rhetorik anheim fallen und fragen, wozu man dann eigentlich noch die Politik oder den Politiker brauche, wenn doch Unternehmer dies viel unbürokratischer und besser zu leisten in der Lage sind."/
Die Politik von heute brauchen wir tatsächlich nicht.

"/Der Autor ist dennoch für das Konzept "Grundeinkommen" als längst überfällige und radikale Trennung von Erwerbsarbeit und Einkommen - alternativ zu derzeitigen Regelungen (Hartz 4, ein Euro-jobs, etc.) inklusiv aller vorbefindlichen Sanktionssysteme"/

Hier wir der Artikel langsam konstruktiv/  /und der nun folgende Teil der Ausführung steht in krassem Gegensatz zu den vorherigen Ausführungen- der Autor widerspricht sich selbst -- glücklicherweise.


Martin Brucks


Am 24.04.2011 18:54, schrieb Toni Weiser:
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> hier als pdf
>
> Mit freundlichen Grüssen
>
> Toni Weiser, cr. rer. nousologie
> 44263 Dortmund
> Tel: 0231 435648
>
>
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> From: toniweiser at hotmail.com
> To: debatte-grundeinkommen at listen.grundeinkommen.de
> Subject: Beitrag zum Abdruck freigegeben
> Date: Tue, 19 Apr 2011 20:43:37 +0200
>
>
> Sehr geehrte Damen und Herren,
>
> gerne komme ich auf das Angebot von Herrn Blaschke zurück und
> gebe den Beitrag (s. ANhang) zum Abdruck frei, falls Sie keine 
> Einwände haben.
>
> Mit freundlichen Grüssen
>
> Toni Weiser, cr. rer. nousologie
> Dipl-Päd. /Konzertorganist
> Alfred-Trappen-Str. 7
> 44263 Dortmund
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