[Debatte-Grundeinkommen] Vom Recht auf Pflicht, Mensch zu sein...

Dagmar Paternoga paternoga2000 at yahoo.de
Do Sep 23 09:44:21 CEST 2010


Hier eine kurze Rückmeldung:
Ich kann mich den Ausführungen von Martina nur anschließen und möchte darauf hinweisen, dass  sowohl beim basic income Projekt in Nambia und auch bei ähnlichen Projekten im südlichen Afrika, z.B. Sambia, die Ergebnisse zeigen, dass die Menschen auch ohne Bedingungen und Vorschriften genau wissen, wie sie sinnvoll mit dem Einkommen umgehen (siehe auch bignam.org).
Abgesehen davon bin ich der Meinung, dass Menschenrechte ein Recht sind für jeden Menschen auf Welt gültig, ohne dass zuerst Bedingungen daran geknüpft werden. Wir haben das Recht zu leben und ein gutes Leben führen zu können, das muss sich niemand erarbeiten oder dazu gezwungen werden.
Viele Grüße
Dagmar

--- Martina Steinheuer <m3stein at yahoo.de> schrieb am Mi, 22.9.2010:

Von: Martina Steinheuer <m3stein at yahoo.de>
Betreff: Re: [Debatte-Grundeinkommen] Vom Recht auf Pflicht, Mensch zu sein...
An: debatte-grundeinkommen at listen.grundeinkommen.de
Datum: Mittwoch, 22. September, 2010 22:52 Uhr



  

    
  Der Versuch einer Antwort:

      

      MIR gefällt der Text zu den "Menschenpflichten" überhaupt nicht.
      Nicht, dass ich inhaltlich großartig etwas daran auszusetzen
      hätte; im Großen und Ganzen steht ja nichts umwerfend Neues darin.
      

      

      Doch was für ein Menschenbild steckt denn eigentlich hinter solch
      einem "Pflichtenkatalog"?

      

      Soll ich mir das so vorstellen, dass ein Mensch geboren wird und
      dann irgendwann, mit Erlangung der nötigen Reife quasi zwei
      Entscheidungsmöglichkeiten zur Auswahl hat: "Gut" zu werden und
      sich diesen ganzen Pflichten zu beugen oder eben "schlecht" zu
      werden um den Preis von Sanktionen.

      

      Sind wir Menschen denn tatsächlich bloß eine Art leeres Gefäß,
      dass man erst mit einem Katalog von ethischen Werten füllen muss?

      

      Ich finde das einigermaßen lächerlich. Wenn ich ein solches
      Menschenbild hätte, würde ich mich wohl kaum für ein
      Grundeinkommen einsetzten und schon gar nicht für ein
      "bedingungsloses" in dem Sinne, dass ich eben NICHT das
      Akzeptieren eines "Pflichtenhefts der Menschlichkeit" fordere,
      sondern schlichtweg davon ausgehe, dass der Mensch, wenn man ihm
      denn die Muße und die Freiheit gibt, sein Leben - materiell
      grundgesichtert durch ein BGE - SELBST zu gestalten, aus sich
      selbst heraus bestrebt ist, es nicht nur sich selbst, sondern auch
      seinen Mitmenschen gut gehen zu lassen.

      

      Was ist mit matriachalen Gesellschaftsentwürfen? Was mit Allmende,
      an vielen Orten der Welt lange und erfolgreich im Sinne des
      Gemeinwohls praktiziert? Auch ohne Pflichtenheft haben Menschen
      schon vor langer Zeit gemerkt, dass Kooperation und Gemeinsinn für
      ein friedliches Miteinander zuträglicher sind, als Habgier und
      Egoismus. 

      

      Die Tatsache, DASS es aber all die negativen Auswüchse unseres
      menschlichen Daseins gibt, ist kaum ein Beweis dafür, dass wir
      nicht irgendwo tief drinnen eine Ahnung davon hätten, was uns
      eigentlich wichtig ist.

      

      ...und mit den paar untherapierbaren Soziopathen, die es sicher -
      aus den unterschiedlichsten Gründen - geben mag (1 bis 4 pro 100,
      habe ich mal gelesen), werden wir als menschliche Gemeinschaft
      sicher fertig, wenn wir nur aufhören, deren Eigenschaften für
      besonders ehrenvollen Handlungsweisen zu halten und sie auch noch
      belohnen. 

      

      Nein, auch ich bin der Meinung, es braucht KEIN "Recht zur
      Pflicht". Damit verbiegen wir nämlich gleich schon wieder -
      kleingeistig und ängslich; Thomas Hobbes im Hinterkopf, der Mensch
      sei dem Menschen doch bloß ein Wolf...

      

      Gruß,

      Martina Steinheuer

    

    

    Am 17.09.2010 16:56, schrieb Joerg Drescher:
    Hallo zusammen,
      

      

      offenbar ist diese Diskussionsliste etwas eingeschlafen, was
      hoffentlich nicht heißt, daß es keine Diskussion mehr über das
      Grundeinkommen gibt. Ich möchte hiermit einen Austausch anstoßen,
      der sich auf das "Grundeinkommen als Recht" bezieht.
      

      

      Wer sich ein bisschen mit Recht beschäftigt, sollte prinzipiell
      darauf kommen, daß es jemanden geben sollte, bei dem dieses Recht
      "einklagbar" ist. Dies ist in Bezug auf Nichtstaatsbürger
      interessant, wenn es um das "Grundeinkommen als Recht" geht.
      Hannah Arendt forderte zum Beispiel in Bezug auf die
      Menschenrechte ein "Recht, Rechte zu haben".
      

      

      Wer den Film von Häni/Schmidt gesehen hat, dürfte die Aussage
      kennen (die im Beiheft auf Seite 18 zu finden ist), daß es kein
      "Recht auf Pflicht" gäbe. Seit ich den Film zum ersten Mal sah,
      stieß mir diese Aussage sauer auf, da für mich dieses "Recht auf
      Pflicht" eine zentrale Bedeutung hat und ich es sogar als
      fundamentales Naturrecht betrachte. Nun ist leider (wie so vieles
      in dem Film) unklar, was damit eigentlich gemeint ist.
      

      

      Welche Folgen allerdings die Aussage "Es gibt kein Recht auf
      Pflicht" haben würde, kann man sich an der "Allgemeine Erklärung
      der Menschenpflichten" vom 1. Sept. 1997 ausmalen, die ich im
      Zusammenhang mit der Einführung eines Grundeinkommens für
      essentiell sehe:
      

      http://www.interactioncouncil.org/udhr/de_udhr.html
      

      

      Vor allem Art. 9 ist Voraussetzung für ein Grundeinkommen... Aber
      wenn es niemand mehr als sein Recht ansieht, solche Pflichten zu
      erfüllen (weil es ja laut Häni/Schmidt kein "Recht auf Pflicht"
      gibt), möchte ich nicht wissen, was mit der Menschheit passieren
      würde...
      

      

      Ich hoffe, auf der Liste sind noch ein paar Leute, die an einem
      Austausch über das Thema "Grundeinkommen als Recht" interessiert
      sind.
      

      

      Viele Grüße aus Kiew,
      

      

      Jörg (Drescher)
      

      Projekt Jovialismus 

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