[Debatte-Grundeinkommen] Vom Recht auf Pflicht, Mensch zu sein...

Ingo Groepler-Roeser ingo.groepler.roeser at googlemail.com
Sa Sep 18 16:44:43 CEST 2010


Nun ist es allerdings so, daß lediglich verfassungs*rechtliche *Bedingungen
noch keine gesetzliche Verpflichtung implizieren.
Da in diesem Falle das "rechtsgebende" Organ der Souverän ist, hat er es
selbst verpasst, sich zu verpflichten, eine Pflicht zum Recht zu
artikulieren.
Solange über Menschenrechte in dem Falle reflektiert wird, bleibt die
Angelegenheit abstrakt.

Arbeit wird immer mehr (anstatt anläßlicher moderner Forschungs- und
Wirkungsergebnisse) zum Fetisch.
Parallelgesellschaften und Kreativwirtschaft (digitale Bohemé) mutieren zum
Mainstream und führen so zu einer Egalisierung des individuellen Anspruchs.
Es scheint so, als sei die virtuelle Welt (etwa in der Debatte bei wired)
weiter, als die reale Welt:
http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/0,1518,712637,00.html.

Ob diese Erkenntnis allerdings progressiv ist (nicht jede ist zwangsläufig
progressiv), wäre zu beobachten.
In Wired selbst (http://www.wired.com/magazine/2010/08/ff_webrip/all/1), wie
auch in der kritischen Wikipediaforschung scheint sich Resignation oder
Kanalisierung einzustellen.

Hinzu kommt die politisierte Debatte in randständigen politischen
Institutionen, verbunden mit einer Gerechtigkeitsmoral anhand ideologisch
eindimensionaler Ziele, in der die Selbstausbeutung als angeblicher sozialer
Motor eine perfide Rolle spielt. Darin wird Arbeit zu einer Befriedigung
stilisiert.


....
Ingo Groepler-Roeser

Am 17. September 2010 16:56 schrieb Joerg Drescher <iovialis at gmx.de>:

> Hallo zusammen,
>
> offenbar ist diese Diskussionsliste etwas eingeschlafen, was hoffentlich
> nicht heißt, daß es keine Diskussion mehr über das Grundeinkommen gibt. Ich
> möchte hiermit einen Austausch anstoßen, der sich auf das "Grundeinkommen
> als Recht" bezieht.
>
> Wer sich ein bisschen mit Recht beschäftigt, sollte prinzipiell darauf
> kommen, daß es jemanden geben sollte, bei dem dieses Recht "einklagbar" ist.
> Dies ist in Bezug auf Nichtstaatsbürger interessant, wenn es um das
> "Grundeinkommen als Recht" geht. Hannah Arendt forderte zum Beispiel in
> Bezug auf die Menschenrechte ein "Recht, Rechte zu haben".
>
> Wer den Film von Häni/Schmidt gesehen hat, dürfte die Aussage kennen (die
> im Beiheft auf Seite 18 zu finden ist), daß es kein "Recht auf Pflicht"
> gäbe. Seit ich den Film zum ersten Mal sah, stieß mir diese Aussage sauer
> auf, da für mich dieses "Recht auf Pflicht" eine zentrale Bedeutung hat und
> ich es sogar als fundamentales Naturrecht betrachte. Nun ist leider (wie so
> vieles in dem Film) unklar, was damit eigentlich gemeint ist.
>
> Welche Folgen allerdings die Aussage "Es gibt kein Recht auf Pflicht" haben
> würde, kann man sich an der "Allgemeine Erklärung der Menschenpflichten" vom
> 1. Sept. 1997 ausmalen, die ich im Zusammenhang mit der Einführung eines
> Grundeinkommens für essentiell sehe:
> http://www.interactioncouncil.org/udhr/de_udhr.html
>
> Vor allem Art. 9 ist Voraussetzung für ein Grundeinkommen... Aber wenn es
> niemand mehr als sein Recht ansieht, solche Pflichten zu erfüllen (weil es
> ja laut Häni/Schmidt kein "Recht auf Pflicht" gibt), möchte ich nicht
> wissen, was mit der Menschheit passieren würde...
>
> Ich hoffe, auf der Liste sind noch ein paar Leute, die an einem Austausch
> über das Thema "Grundeinkommen als Recht" interessiert sind.
>
> Viele Grüße aus Kiew,
>
> Jörg (Drescher)
> Projekt Jovialismus
> _______________________________________________
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> https://listi.jpberlin.de/mailman/listinfo/debatte-grundeinkommen
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