[Debatte-Grundeinkommen] Warum das Grundeinkommen ungerechtist...

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Sa Dez 18 21:19:23 CET 2010


Hallo Jörg,

Du hast immer "einen im Sinn", wie wir es in anderer Bedeutung beim Rechnen 
nannten, und es
will mir redlicher und mehr zweckdienlich erscheinen, wenn Du Deine Fragen 
vorher offen
darlegtest anstelle von, anschliessend auf der Basis von Unterverstandenem 
zu richten.

Wenn Du Dich den Grundsätzen des BGE anschliesst, dann muss es unbedingt, 
unkontrolliert
gewährt sein. Dass bedeutet  aber auch gleichzeitig - genau wie von 
R.Steiner bezüglich der
Gleichheit dargelegt, dass es ohne Gleichmachung keine Gerechtigkeit geben 
kann.

Es gibt also auch beim BGE keine Gerechtigkeit ohne Gleichmachung durch den
behördliche "Gleichmacher". Du wirst also die Ungerechtigkeit im engen 
BGE-Sinne als
"angeboren" hinnehmen müssen. Dafür gibt das BGE (in ausreichender Höhe) 
einem
Jeden die Möglichkeit, die Gerechtigkeit selbst herzustellen durch Anpassung 
eigener Wahl.

Die Frage ob Geld oder nicht ist ziemlich müszig (aus Mangel eines sz in 
meinem Schriftsatz),
da wir die Wahl zwischen Geld, Sachleistungen oder (evt. zweckgebundenen) 
Zahlkarten,
die ja auch nur, dann aber kontrollierbares, Geld sind.

In der realen Welt, auch nach Einführung eines BGE, werden die Meisten mit 
mir
die Überweisung auf ein Konto, von dem ich nach eigener Wahl abheben kann,
vorziehen.

Und damit Weihnachtgrüsse nach Kiew und in "deutsche Lande".
Peter Voss



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From: "Joerg Drescher" <iovialis at gmx.de>
Sent: Monday, December 13, 2010 6:46 PM
To: "Debatte Grundeinkommen" 
<debatte-grundeinkommen at listen.grundeinkommen.de>
Subject: Re: [Debatte-Grundeinkommen] Warum das Grundeinkommenungerechtist...> Hallo an alle, die geantwortet haben und alle, die es sonst interessiert,
>
> erstmal danke für die kontroversen Meinungen, die ich sehr interessant 
> finde. Tatsächlich beinhaltete mein Beitrag zwei Punkte:
> 1.) Die Gerechtigkeitsfrage beim Grundeinkommen
> 2.) Die Frage, ob wir auch ohne Geld leben könnten
>
> Auf die erste Frage kann geantwortet werden, daß ein Grundeinkommen z.B. 
> dann als ungerecht verstanden werden kann, wenn es einen bestimmten 
> Freiheitszweck verfolgt, denn jeder wird "sein Grundeinkommen" für andere 
> Freiheiten nutzen wollen/müssen. Das heißt, daß es ungerecht wird, wenn 
> der eine frei über den Zweck "seines Grundeinkommens" entscheiden kann und 
> der andere bei der "freien Verwendung" durch Notwendigkeiten eingeschränkt 
> ist.
>
> Beabsichtigt man mit dem Grundeinkommen allerdings eine 
> Teilhabegerechtigkeit, ist das Grundeinkommen gerecht. Man erhält das 
> Grundeinkommen nicht für etwas, sondern weil man Teil von etwas (eines 
> Gemeinwesens) ist. Das soll ja das Attribut "bedingungslos" beim 
> Grundeinkommen ausdrücken (mir gefällt der Begriff "Staatsdividende" 
> eigentlich besser, da damit eher der Teilhabeaspekt, als der 
> "Bezahleffekt" ausgedrückt wird).
>
> Mir war allerdings der zweite Punkt viel wichtiger, denn viele Argumente 
> für/gegen ein Grundeinkommen lassen sich auf eine solche Diskussion 
> übertragen. Wer Lust hat, soll sich mal die Aussagen von Götz Werner unter 
> folgendem Aspekt überlegen: Wozu ist in einer "Werner-Welt" eigentlich 
> noch Geld notwendig? Gerade die Argumente von Götz Werner und sein 
> "Menschenbild" werfen für mich immer wieder die Frage auf, wieso der Mann 
> dann nicht gleich für die Abschaffung des Geldes plädiert. Vielleicht kann 
> ihn das mal jemand bei Gelegenheit fragen.
>
> Nun auf gewisse Antworten im Einzelnen:
> @Peter (Voss)/Boris (Behnke)
> Ich hoffe, daß obige Aussage über die Gerechtigkeit beim Grundeinkommen 
> geklärt ist, daß es (je nach Verständnis/Perspektive) gerecht oder 
> ungerecht sein kann.
>
> @Henrik (Wittenberg)
> Ich bin ebenfalls der Meinung, daß das Grundeinkommen eine "erzieherische 
> Funktion" hat, weshalb wohl manche auch von "emanzipatorischem BGE" 
> sprechen. Mehr bei Florian...
>
> @Florian (Hoffmann)
> War ich jemals für's BGE aktiv? Soweit ich mich erinnere, ging es mir 
> (wenn auch nicht immer ersichtlich) um die Frage, wie man den Inhalt des 
> Amtseids (von Bundespräsident, -kanzler und -ministern) verstehen und auch 
> praktisch umsetzen kann. Das BGE ist für mich ein interessanter Vorschlag, 
> aber nur ein, wenn auch wichtiges Thema...
>
> Aber zu Deinem sonstigen Inhalt:
> Leider scheint Dir ein Denkfehler bei Deiner Argumentation unterlaufen zu 
> sein, als Du meintest "Wer Geld hat und Hunger, kann sich etwas zu essen 
> kaufen. Ein Problem taucht erst auf, wenn er kein Geld hat. Dann muss er 
> hungern." Der Denkfehler: Es taucht auch ein Problem auf (wie mir über die 
> Sowjetunion häufig berichtet wurde), wenn man zwar Geld hat, aber es 
> nichts zu kaufen gibt.
>
> Die Frage, was Geld eigentlich ist, läßt sich lange diskutieren. 
> Einerseits nennt man es "universelles Tauschmittel", andererseits hat es 
> "Warencharakter" (z.B. bei Krediten), dann hat es noch einen 
> "Beschränkungsfunktion" (wie viel man sich nehmen darf), wirkt auf viele 
> "motivierend" und dann wieder "steuernd". All das würde wegfallen, wenn 
> man das Geld verbietet (was man wohl unter Strafandrohung tun müßte, da 
> Menschen erfinderisch sind und auf andere "Geldformen" kommen - Zigaretten 
> nach dem 2.WK, Vodka nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion). Ich 
> persönlich sehe die "Beschränkungsfunktion" des Geldes am sinnigsten: In 
> der Ukraine gab es keine Wasser- und Stromzähler, was zu Verschwendung 
> dieser Ressourcen führte. Seit die Leute für die KWh, bzw. den m³-H2O 
> zahlen müssen, wirkt das Geld erzieherisch "selbstbeschränkend".
>
> @Manfred (Bartl)
> Da kann ich (mal wieder) nichts hinzufügen, weil wir offenbar auf einer 
> Wellenlänge liegen ;-)
> Ich erlaube mir nur eine kleine Literaturempfehlung als Ergänzung (Seite 
> 322ff.): http://tinyurl.com/37sb4zk
>
>
> Viele Grüße soweit aus Kiew,
>
> Jörg (Drescher)
> Projekt Jovialismus
>
>
>
> ----- Original Message ----- 
> To: "Debatte Grundeinkommen" 
> <debatte-grundeinkommen at listen.grundeinkommen.de>
> Sent: Sunday, December 12, 2010
> Subject: Re: [Debatte-Grundeinkommen] Warum das Grundeinkommen 
> ungerechtist...
> _______________________________________________
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> https://listi.jpberlin.de/mailman/listinfo/debatte-grundeinkommen
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