[Debatte-Grundeinkommen] Band 50, Eintrag 7 Nachricht 1 von Sven

Gregor Bednarek alles-ist-gut at gmx.de
Sa Mai 9 14:39:47 CEST 2009


Hallo Sven und alle GrundeinkommensdiskutantInnEn,

Am Samstag, 9. Mai 2009 schrieben Sie:
> Für einen Finanzierungsansatz eines Grundeinkommens gibt es aus meiner  
> Sicht 3 Möglichkeiten.
> 1. es wird der Verbrauch/Konsum besteuert
> 2. es wird das/die Einkommen/Einnahmen besteuert
> 3. es wird das Vermögen besteuert

gut erkannt :)

> Die 1. Möglichkeit als alleinige Finanzierungsquelle halte ich  
> aufgrund der ungerechten Einkommensverteilung für falsch, weil sie die  
> Ungerechtigkeiten weiter manifestiert.

Die von mir angeführte Steuergerechtigkeit bei weitgehender Schöpfung des 
Steueraufkommens aus _unterschiedlich_hohen_ Konsumsteuersätzen ergibt sich 
aus

1) der Tatsache, dass Menschen mit hohem Einkommen natürlich auch mehr 
konsumieren (z.B. Geringverdiener mit monatlich ~1000 EUR netto -> Konsum ~900 
bis 1000 EUR; Hochverdiener mit monatlich ~10000 EUR netto -> Konsum ~6000 bis 
7000 EUR)

2) dem Umstand, dass Menschen mit hohem Einkommen auch _anders_ konsumieren 
(Geringverdiener: preiswerte Produkte zur einfachen Lebensführung, hoher 
Anteil an Grundnahrungsmitteln; Hochverdiener: höherpreisige Produkte, viel 
mehr Ernährung außer Haus, kurzlebigere Nutzung von Gebrauchsgütern wie 
Textilien und Technik)

3) dem zusätzlichen Umstand, dass natürlich die Produkte zur einfachen 
Lebensführung geringeren Konsumsteuersätzen unterliegen werden als Luxusgüter 
Es sind im Prinzip beliebig viele Konsumsteuersätze denkbar, praktisch werden 
sich vielleicht vier oder fünf etablieren.

Aus den drei Punkten ergibt sich, dass mit steigendem Einkommen 
überproportional viel Konsumsteuer gezahlt wird, die _auch_zur Umverteilung in 
das bGE genutzt wird.

Zudem ist es mein Konsum, durch den ich die Gesellschaft und das was andere 
erarbeitet haben in Anspruch nehme. Ich halt es nur für sinnvoll und gerecht, 
wenn an _dieser_ Stelle das Gros des Steueraufkommens geschöpft wird.

> Die 2. Möglichkeit führt zu Steuerflucht und untergräbt das  
> Leistungsprinzip, welches eine der großen Antriebsfedern für  
> Fortschritte ist und reicht deshalb nicht als alleinige  
> Finanzierungsquelle.

Aus meiner Sicht ein noch wichtigeres Argument gegen Besteuerung der 
Arbeitseinkommen: Mit meiner Arbeit bringe ich mich in die Gesellschaft ein, 
stelle ich der Gesellschaft Dienstleistung und Produktivität zur Verfügung. 
Warum soll ich dafür bestraft werden?

> Das größte Potential als Finanzierungsquelle für ein Grundeinkommen  
> sehe ich bei der Besteuerung des Vermögens, weil es den Menschen  
> weniger weh tut und Vermögen schon alleine durch seine Existenz  
> Einnahmen erwirtschaftet. Zudem lässt sich Vermögen nicht komplett  
> ausser Landes schaffen bzw. leicht einer Person zuordnen. Beispiel  
> Bodenwerte und Aktien, Geldanlagen. Dabei sollte alles Vermögen einer  
> Person, egal ob in D oder im Ausland vorhanden, besteuert werden.  
> Alleine wird das vielleicht, neben den Einsparungen, nicht zur  
> Finanzierung reichen, aber es kann einen sehr großen Anteil einnehmen.

Die meisten Vermögenswerte dienen letztlich der Gesellschaft:
- Aktien und andere Unternehmensbeteiligungen stellen den Firmen das 
notwendige Kapital für deren Wirtschaftliche Tätigkeit zur Verfügung.
- Geldanlagen werden von Banken normalerweise als Darlehen in mehrfacher Höhe 
des Anlagevolumens an Unternehmen oder Privatpersonen weitergereicht, wodurch 
sie wieder in Konsum oder Investition umgesetzt werden.
- Bodenwerte werden - normalerweise - zu landwirtschaftlichen oder anderen 
Firmenzwecken und für Wohnungsbetrieb genutzt. Lediglich brach liegende 
Flächen sind der gesellschaftlichen Nutzung entzogen, wenn sie nicht z.B. von 
Kindern - auch ohne Erlaubnis - zum Spielen genutzt werden.

Vermögen als solches ist also - zumindest aus meiner Sicht - nicht pauschal zu 
verurteilen. Über die Höhe einer Versteuerung von Einkommen aus Vermögen kann 
natürlich diskutiert werden. 

Ich weiß, dass sich das nach Zitaten von Götz Werner anhört. Stimmt ja auch. 
Aber ich stehe voll hinter diesen Argumenten weil sie zu einer einfachen, 
effektiven und - meiner Meinung nach - gerechten Lösung oder Milderung von 
wirklich vielen gesellschaftlichen Problemen führen können.

Danke an alle Beteiligten für diese sehr offene Diskussion, die mir immer 
wieder zu mehr Klarheit verhilft.


Gregor Bednarek

Hardtstraße 94
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