[Debatte-Grundeinkommen] Grundrente
Agnes Schubert
Agne.s at gmx.de
Fr Jun 5 18:38:32 CEST 2009
Hallo Jörg,
der *Begriff *der Grundrente ist insoweit recht interessant, als er für
ein bGE eben eine mögliche moralische oder auch "Gerechtigkeits-"
Begründung liefert. Grundrente Wikipedia
<http://de.wikipedia.org/wiki/Grundrententheorie>
Da Eigentum bzw. Besitz an Natürlichem - also nicht durch Arbeit
Veredeltem - für viele Gerechtigkeitsfanatiker besonders verwerflich
ist, könnte ein bGE auch als ausgleich für den Entzug der Natürlichen
Lebensgrundlagen durch den Eigentumsvorbehalt anderer erklärt werden. Da
der Staat dieses Eigentum schützt, muss er so aus moralischen Gründen
eben einen Ausgleich liefern. (Es ist egal, ob er dafür jene Eigentümer
besonders zur Kasse bittet oder die Kosten irgend wo anders aus dem
gesamten Verwertungsprozess dieser natürlichen Ressourcen heraus zieht.
Schließlich geht kein Eigentum an Arbeitsprodukten ohne das
gleichzeitige Eigentum an den physikalischen, von menschlicher Arbeit
unabhängigen Grundbausteinen.)
Grundsätzlich gibt es keine objektive Gerechtigkeit. Sie ist immer
subjektives empfinden, auch wenn man sich (meist nur temporär) auf einen
Maßstab dafür einigen kann. Wenn man die Gesellschaft also mittels bGE
umkrempeln will, dann eben auch Teile dieses Gerechtigkeitsempfindens.
Als Beleg für dies Subjektivität der Gerechtigkeitsstandpunkte: Es ist
immer wieder erstaunlich, dass man den gesellschaftlichen Beitrag bei
jenen vermisst, die man dazu leicht zwingen kann, in dem man ihnen die
Lebensmittel vorenthält. Jene, die Dank der Geburt in eine reiche
Umgebung ein schönes gegenleistungsarmes /-freies Leben führen, sind
aktuell davon nicht betroffen.
>
> Es gibt ein "Bedingungsloses Grundeinkommen", das in seiner Höhe
> wirklich nur das nötigste abdeckt (besser als "garantiertes Minimum"
> zu verstehen); wer allerdings eine Zeit lang "gesellschaftsrelevante
> Arbeiten" leistet (z.B. für zwei Jahre), erwirbt damit den Anspruch
> auf eine Grundrente, die höher liegt, als dieses "Minimum". Wer keine
> Lust hat, "gesellschaftsrelevante Arbeit" zu leisten, kann sich in der
> freien Wirtschaft versuchen, muß allerdings selbst für seine Rente
> sorgen - was er immer hat: sein "Minimum".
"Gesellschaftsrelevante Arbeit" ist eine Zwangsarbeit, bei der die
Bedingungen ja genau andere festlegen. So aber der betroffene selbst
entscheiden kann, was gesellschaftlich relevant ist, kommen wir zum bGE.
>
> Einerseits hat dieses Auszahlungsmodell den Effekt, daß Menschen
> wirklich mit der Arbeitswelt in Berührung kommen und auch einmal
> lernen, was "Arbeit" heißt. Andererseits wird die große Angst etwas
> beiseite geschoben, daß Dinge nicht mehr gemacht werden, weil sich
> niemand dafür findet, aber die "gesellschaftlich relevant" sind (z.B.
> Müllabfuhr, Straßenkehren usw.). Zudem kann derjenige bei der
> "gesellschaftsrelevanten Arbeit" seine eigenen Fähigkeiten kennen
> lernen und kommt mit den Belangen der Gesellschaft in Berührung. Der
> "Erziehungseffekt" ist gleichzeitig, daß einer Leistung eine
> Vorleistung vorausgeht - daß Nehmen und Geben in Einklang stehen sollte.
Die Arbeiten, die drohen nicht gemacht zu werden, müssen eben höher
bezahlt werden. hier liegen die eigentlichen Kosten des bGE.
Erziehung gehört zum Menschen, sollte aber auf die Kinder beschränkt
bleiben. Mit dem Vorleben und dem Erstellen von Angeboten ist aber auch
da das modernere Erziehungskonzept besonders beschäftigt.
>
> Hintergrund dieser Gedanken ist, weil ich immer mehr zu dem Schluß
> komme, daß Menschsein eine Sache der Erziehung und Bildung ist. Wer
> lernt, mit seiner Freiheit umzugehen, kann wirklich frei werden. Und
> es ist Aufgabe einer Gesellschaft, so mein Fazit, diesen
> (Selbst)Lernprozess in Gang zu bringen - eine alleinige, vor allem
> bedingungslose Auszahlung eines Grundeinkommens, halte ich inzwischen
> für den falschen Weg, wenn nicht begleitende (auch bedingte) Maßnahmen
> daneben stehen.
Begleitende Maßnahmen müssen keine bedingenden sein!
Wieso glauben immer so viele, dass es nur die negative Motivation für
Arbeit gibt, obwohl sie selbst die andere erleben.
AgneS
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