[Debatte-Grundeinkommen] Petition zum Grundeinkommen im Deutschen Bundestag
Andre Trecksel
email at andre.trecksel.de
So Jan 11 07:18:37 CET 2009
Am 10.01.2009 23:19, schrieb Viktor Panic:
> ...
> Ja, ich weiß, es gibt auch Leute, die behaupten, dass auch ein zu niedriges Grundeinkommen unserer Idee schade. Eine Begründung habe ich dazu allerdings noch nie vernommen.
> Ich werde die Petition nicht unterzeichnen.
> ...
Hallo Victor, Hallo alle anderen,
der Grundgedanke des Grundeinkommens ist ja, das dadurch der Mensch u.a.
die Freiheit erlangen soll, selbst zu entscheiden, welcher Arbeit er
nachgehen möchte. Derzeit ist es ja so, dass Mensch jede Arbeit annehmen
muss, ganz gleich, ob sie seiner körperlichen oder seelischen Gesundheit
oder seiner Umwelt (Mensch, Natur) schadet.
Wenn das Grundeinkommen hoch genug ist, hat Mensch endlich die
Möglichkeit darüber nachzudenken, ob er weithin z.B. Waffen herstellt,
Drogen verkauft, Omas ausraubt, die Natur ausbeutet, seine Mitmenschen
knechtet, usw. etc. ...
Außerdem wäre die Politik nicht länger von der Wirtschaft erpressbar,
denn dann kann es jedem Bürger (und damit auch den Politikern) egal
sein, ob eines der DAX-Unternehmen Mitarbeiter »freistellt«, denn für
ihr Wohl ist nach wie vor gesorgt. Das ist ja auch DER Grund warum die
Politik, gegen ein Grundeinkommen ist, denn das würde im Endeffekt ja
auch mehr Demokratie bedeuten, was aber nicht im Interesse unserer
»Volksvertreter« ist, denn diese wollen ja, dass wir in Angst um unser
Wohl leben, damit sie ungestört über uns regieren können.
Bei einem zu niedrigen Grundeinkommen hat der Mensch diese Freiheit eben
nicht, denn er müsste ja nach wie vor jede Arbeit annehmen, bloß um
seinen derzeitigen Status halten zu können, mit geringster Chance auf
Aufstieg, denn wenn man wie heute jede Arbeit annehmen muss, muss man
auch jegliche Bedingungen hinnehmen.
Konkret bedeutet das aber auch, dass ein Grundeinkommen in angemessener
Höhe sowohl Mindestlöhne als auch zusätzliche Sozialleistungen
überflüssig machen. Da jeder die Wahl hat eine Arbeit zu verweigern,
muss der Arbeitgeber sich anstrengen, ordentliche Bedingungen
anzubieten. Die zusätzlichen Sozialleistungen hat niemand nötig, denn
alle haben ja bereits genug.
Ich bin zwar auch nicht mit der konkreten Forderung dieser Petition
einverstanden, aber mir geht es erstmal darum, dass »das Volk« endlich
breit vom Grundeinkommen erfährt, darüber nachdenkt und diskutiert.
Ich persönlich glaube(!), dass 1500 €/Monat zu hoch sind. Allerdings
kann man heute überhaupt nicht abschätzen wie sich Preise unter einem
Grundeinkommen entwickeln, weshalb man meiner Meinung nach, zunächst den
aktuellen HartzIV-Satz an alle(!) auszahlen müsste und diesen Betrag
nach und nach steigert. Wenn alle HartzIV bekommen, sind
HartzIV-Empfänger keine Menschen zweiter Klasse mehr. (Wer glaubt, die
Gesellschaft würde HartzIV-Empfänger heute nicht als Menschen zweiter
Klasse betrachten, der ist naiv!)
Am wenigsten zufrieden bin ich mit der Forderung, dass Erwachsene 1500
€/Monat erhalten sollen, Kinder aber nur 1000 €/Monat. Warum erläutere
ich wie folgt:
1. Wenn es Bedingung ist volljährig zu sein um den vollen
Grundeinkommenssatz zu erhalten, dann kann man nicht vom Bedingungslosen
Grundeinkommen reden.
2. Es ist ja nach wie vor üblich, dass der (Ehe)Mann arbeiten geht und
für den Unterhalt seiner Familie aufkommt. Und natürlich ist immer zu
wenig Geld im Haus. Nicht zu letzt dadurch kommt es all zu oft zu Gewalt
in der Familie. Wenn Kinder aber den gleichen Satz erhalten und selbst
für ihren Unterhalt aufkommen können, entspannt das das Verhältnis
zwischen Eltern und Kindern, denn erst wenn Kinder nicht mehr
Kostenfaktoren sind und nicht mehr mitversorgt werden müssen (Babys
zahlen ihre Windeln und sogar die Miete selbst) könnten
Väter/Mütter/Eltern ihren Kindern endlich ausreichend vom wichtigsten
geben: Liebe, Zuneigung, Zusammenhalt, Schutz, ...
Stellen wir uns einen Vier-Personen-Familienhaushalt vor: jeder bekäme
jeweils 1000 €/Monat, also der gesamte Haushalt bekäme 4000 €/Monat
netto. Dürfte also jedem klar sein, dass 1000 €/Monat eine zu hohe
Forderung ist, denn das Grundeinkommen darf keine Luxusversorgung
darstellen.
Viele Grüße
A. Trecksel
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