[Debatte-Grundeinkommen] von Reichen und der Mehrwertsteuer

Andre Trecksel grundeinkommen at andre.trecksel.de
Fr Okt 31 22:13:37 CET 2008


Michael Klockmann schrieb:
> Andre Trecksel schrieb doch tatsächlich...
>   
>> Ein Schande ist es nur, wenn man Gewinne durch die Ausbeutung Dritter 
>> einfährt. Das tun aber seltener »die Reichen« als vielmehr die 
>> »Megareichen« und »Superreichen«.
>>     
> Naja, ne, ich weiß nich...
>
> Die "Schande" passiert ja immer dann, wenn einer seinen Lohn akzeptiert 
> und bekommen hat, und der, der ihn ausbezahlt hat, dann etwas mehr von 
> dieser Arbeit hat (z.B. das Ergebnis teurer verkauft). Diese Schande 
> heißt Ausbeutung und ist in den noch herrschenden Verhältnisse DIE 
> wirtschaftliche Maxime schlechthin. Und eigentlich müßte die Erde 
> jeden Nachmittag rot werden, wenn überall (auch in der kleinsten Klitsche!)
> die Zeit der unbezahlten Lohnarbeit anbricht....    
>
> Die ENTSCHEIDENDE Frage ist doch, wollen wir rummoralisieren oder ein neues 
> Reproduktions- und Transfermodell durchsetzen?
>   
Natürlich gibt es diesen Fall. All zu oft. Ich wollte damit aber sagen, 
dass eben nicht alle Arbeitgeber automatisch Ausbeuter sind. Wenn eine 
Arbeitskraft »guten« also angemessenen Lohn erhält, ist das keine 
Ausbeutung - ganz gleich zu welchem Preis eine Ware später verkauft wird.
Derzeit gibt es aber (eigentlich) unübersehbar, den Zwang »gute« Arbeit 
unter schlechten schlechten Bedingungen zu leisten. Und das ist dann 
Ausbeutung. Diese Ausbeutung wird aber leider auch »von Allen« 
toleriert. Konkret wird das z.B. bei vielen kommunalen Müllabfuhren 
deutlich. Für diese ist »das Volk« der Arbeitgeber. Somit muss, wer mit 
dem Finger auf »die Reichen, die die Armen ausbeuten« zeigen will, evtl. 
auch seine eigene Nase anfassen ... (nicht persönlich nehmen, ich fasse 
mir auch gerade an die Nase, aber zeige nicht auf Dich ...)
Mit einem bGE erhält jeder die Wahlfreiheit eine Arbeit abzulehnen. Und 
damit erhält er/sie/es auch die Möglichkeit die (Arbeits)Bedingungen zu 
beeinflussen - überhaupt für den Einzelnen (abhängig von) und mehr für 
eine Gemeinschaft/Gewerkschaft.
Einen Mindestlohn wird dann scheinbar obsolet. Aber ich behaupte, dass 
es jede Menge attraktive Arbeit gibt, die gerne gemacht wird. Und wenn 
viele etwas rares haben wollen, steigt dafür der Preis - in dem Fall 
wäre der Preis die Hinnahme schlechterer Bedingungen. Also müsste es an 
dieser Stelle ebenfalls etwas wie einen Mindestlohn geben ...
>> Ich denke, es ist kontraproduktiv »die Reichen« pauschal als die Bösen 
>> darzustellen.
>>     
> GENAU. Das gehört doppelt unterstrichen. Dieser neidisch-hasslich
> grundierte Diskurs um »die Reichen« und ihr Vermögen kommt zwar
> verbalradikal daher, ist aber bestenfalls schwachlinks und
> gesellschaftanalytisch und sozialpolitisch jedenfalls unbrauchbar. In
> Verbindung mit allerlei Ideologieanleihen bei deutschen Sozialisten von
> vor 70 Jahren wird's mir mitunter auch richtig übel...
>   
Genauso wenig dürfen aber »die Sozialisten« als Buh-Männer (oder 
Buh-Frauen[!]) beschimpft werden, nur weil ihre Utopien*1* immer wieder 
von braunen und rot-gefärbten »bösen Menschen« missbraucht wurde. 
Vielleicht sollte jeder aber mal über die Utopien des Anderen nachdenken.

Wir sollten uns frei machen von ALTEN Ideologien und uns der Zukunft 
zuwenden, aus dem was wir schon kennen (was in ihren Extremen nicht 
funktionieren kann) etwas NEUES schaffen.

*1* Ich denke, wir alle haben unsere eigenen, persönlichen Vorstellungen 
von der idealen Welt, aber wir werden immer nur einen Konsens aller 
Vorstellungen erreichen. Daher ist unsere eigene, persönliche 
Vorstellung von der idealen Welt generell nur eine Utopie.
>> Daher spricht alles dafür den Großteil über Konsumsteuern zu 
>> finanzieren.
>>     
> Ach, welch Labsal, mal eine Stimme der Vernunft!
>> Ich stelle mir da eine Grundsteuer für jedes Produkt vor, 
>> ...
>>     
> Aber, hmm, warum so kompliziert?
> Wir hatten das Thema neulich schon auf der Liste unserer Berliner Gruppe:
> ---->schnipp<---------------------8><----------------------
> Ich verstehe nicht...
>   
>> Mehrwertsteuer: privilegiert Unternehmer gegenüber Verbrauchern,
>> Exportorientierung gegenüber Befriedigung der Bedürfnisse vor Ort.
>>     
Ich denke, dass das Geld in Bewegung sein muss, weil es letztlich nur 
dann bei allen ankommen kann. Und wer dann mehr kauft zahlt auch mehr 
Steuern. »Stehendes Geld« (das bei Banken liegt) kann dann besteuert. 
Nicht weil es einer hat, sondern weil er es nicht bewegt! 
Steuerabschreibungen sollte es dann nicht mehr geben, weil sie 
überflüssig sind.
> Wie das?
> Wenn jeder kleine und große Verbraucher verhältnismäßig direkt aus den
> Ladenkassen (aus der, sagen wir, 50%igen MwSt) monatlich sagen wir 800
> €(zhP)² auf Tasche kriegt und die dann für dieses und jenes in den
> Supermarkt trägt, dann
> * kriegt doch der Nullverdiener die 400€ Netto und die 400 €MwSt darauf
> geschenkt 
> * wer 800€ selbst Verdientes zusammen mit dem Grundeinkommen an die Wand
> drückt, zahlt per Saldo nur die NETTO-Rechnungssumme, also faktisch den
> halben Ladenpreis. 
> * erst ab dem 1601. Euro wird normal MwSt gezahlt.
> ergo: Das allerallernotwendigste gibts (maximal verbraucher-freundlich)
> für lau, ungefähr bis zum Durchschnittskonsum gibts alles zum halben
> Preis, erst darüber läuft's wieder wie gehabt. Das ganze wird also aus
> dem gediegenen Kauf der Extras, dem Luxus, den Anschaffungen, dem Spaß-
> und Langeweile-Konsum bezahlt, also von unseren lieben, geschätzten
> Besserverdienern.
> Also noch Verbraucherfreundlicher, wie soll das denn noch gehen?
> fragt sich...
> Micha
> ² zhP: zu heutigen Preisen
> ---->schnipp<---------------------8><----------------------
> Oder hab ich da doch einen Denkfehler?
> fragt sich...
> Micha
>   
Da ist nur ein kleiner Irrglaube, denn der »Spaß- und Langeweile-Konsum« 
wird nicht selten besonders von den wenig gebildeten Teilnehmern der 
Gesellschaft ausgeübt. Playstation zum Ausbrechen aus der Wirklichkeit; 
Teure Handys und Klamotten um Status zu erlangen ... Daran sieht man, 
dass es ein solides Bildungssystem sehr wichtig ist.

Aber eine dumme Demokratie ist nun mal einfacher zu regieren.

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