[Debatte-Grundeinkommen] Gewissen

Joerg Drescher iovialis at gmx.de
Do Okt 30 22:48:38 CET 2008


Hallo zusammen,

der Berliner Kongress gab einigen Input, wobei mir ein persönliches Gespräch 
deutlich im Hinterkopf geblieben ist, bei dem es um die Gewissensfrage ging.

Beruhigt sich nicht eine Mehrzahl von Menschen damit, daß der Markt die 
Verantwortung für die Zustände (Verteilung der Güter) trägt und wir diesem 
Markt "machtlos" ausgeliefert sind?

Umgekehrt fordern manche Regeln und Gesetze. Hier zitiere ich gerne aus dem 
Steppenwolf von Hermann Hesse: "Er [der Mensch] hat darum an Stelle der 
Macht die Majorität gesetzt, an Stelle der Gewalt das Gesetz, an Stelle der 
Verantwortung das Abstimmungsverfahren."

Stehen wir (mit Lösungsansätzen) allerdings nicht in der Verantwortung, 
etwas zu "bewegen" und den politischen Willen entsprechend zu prägen? In 
diesem Zusammenhang spreche ich von einem "Recht auf Pflicht" - nämlich dem 
Bewußtsein, etwas "machen zu müssen" (Pflicht) und sich entsprechend das 
Recht dafür zu nehmen.

Umgekehrt merke ich, daß jene, die den (politischen) Willen prägen wollen, 
teilweise persönliche (Macht)Interessen verfolgen und es zu Streitigkeiten 
kommt. Damit stehen diese Leute der Idee eher im Weg (zumindest in 
Deutschland habe in den Eindruck). Noch schlimmer sind solche, die sich 
nicht festlegen wollen - aus Angst, anderen deren Pflicht zu rauben.

Wer kann es aber mit seinem Gewissen vereinbaren, seiner "Pflicht als 
Mensch" nicht nachgekommen zu sein? Und mit "Pflicht als Mensch" meine ich, 
auch anderen Menschen ein Leben (in Würde) zu ermöglichen. Das 
Grundeinkommen ist hierfür eine Option - andere wären überlegenswert.

Meine große Frage ist: wie läßt sich mein Gewissen beruhigen und was kann 
ich tatsächlich dafür tun? Allerdings: Läßt man mich überhaupt und ist es 
dann erwünscht?

Viele Grüße aus Kiew,

Jörg (Drescher)
http://www.iovialis.org





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