[Debatte-Grundeinkommen] [rtga] Anregung für eine globale Kampagne

Andreas Exner andreas.exner at chello.at
Do Okt 23 18:31:12 CEST 2008


Die Frage geht ja offenbar an Karl, ich bin mir aber nicht ganz sicher.
Kurz gesagt jedenfalls ist mir unklar, mit welcher Fragestellung im Auge
Du schreibst. Eine Krise des Kapitals ist etwas Schreckliches, solange
es keine Alternative zur kapitalistschen Produktionsweise gibt. Und das ist 
derzeit der Fall. (Eine technische Anmerkung meinerseits: wenn fiktives 
Kapital, i.e. Aktien und andere Wertpapiere, vernichtet wird, das zugleich als 
Sicherheit für Kredite diente, dann wird mit dem Kredit, der verfällt, auch das 
Kreditgeld annulliert. Geld ist ja zum Großteil Kreditgeld. Bei verfallenden 
Börsenkursen oder auch nur bei hoher Volatilität werden sowohl das 
Kreditangebot als auch die Kreditnachfrage zurückgehen. Und 
Konsumentenkredite können, wie in den USA geschehen, auch nicht mehr 
mit Wertpapieren im Rücken aufgenommen werden.)
(Noch ein PS zur Mehrwertrate: die ist ja nicht direkt "sichtbar". Messbar ist 
nur die Profitrate, und die hängt vom Verhältnis der Mehrwertrate zur 
Wertzusammensetzung des Kapitals ab. Die Profitrate fiel schon vor der Krise 
nicht zuletzt aufgrund steigender Rohstoff- und Energiepreise, die, wie wir in 
"Die Grenzen des Kapitalismus" argumentieren, bereits z.T. durch reale 
Verknappung bedingt waren bzw. sind; auf alle Fälle wird sie in Zukunft aus 
diesem Grund kaum stabil gehalten werden, sondern der Tendenz nach 
fallen.)

> Am Dienstag, den 21.10.2008, 21:25 +0200 schrieb reitter karl:
> 
> > Das Thema wäre eine lange Debatte wert. 
> Das Thema IST eine KURZE Debatte wert :-]
> 
> > 1. Die Krise zeigt drastisch, dass Geldvermehrung jenseits der
> > Realwirtschaft nicht möglich ist, dieses fiktive Kapital wird nun
> > vernichtet. (Bei diesem Punkt dürften wir uns noch einig sein.)
> Wenn es denn so wäre schon...
> 
> Die Krise zeigt, das eine Menge Kapital sich wahrscheinlich nicht so
> schön rentieren wird, wie sich seine Eigner das so ausgemalt haben.
> 
> Zudem ist ein noch viel zu kleines bischen davon TATSÄCHLICH
> vernichtet worden (Die verfaulten Hypotheken des absteigenden
> US-Mittelstands), das meiste hat doch - wenn ich richtig orientiert
> bin - nur den Eigentümer gewechselt, zumeist von der Herde der
> Bullen, den armen Purzelchen, zu den Bären, den fiesen mit der guten
> Nase dafür, wann die Party mal wieder vorbei ist... 
> 
> Geldvermehrung ist, da können die Zimbabwer derzeit ein Lied von
> singen, völlig unabhängig von der Realwirtschaft möglich, und zwar
> so lange, bis es Druck & Papier nicht mehr wert ist... Wie soll es
> auch mehr wert sein (= Ausbeutung verheißen) wie die Realwirtschaft
> dahinter? 
> 
> Was das "Geld" mit dem  f i k t i v e n  Kapital, das da nun
> vernichtet wird, zu tun hat, ist mir nicht ganz klar, da müßtest du
> mir nochmal helfen...
> 
> Fiktiv waren doch nur die Börsenkapitalisierung der diversen Papiere,
> die da jetzt wieder auf Normalmaß geschrumpft worden sind, oder? Da
> ist doch nie nich je auch nur ein Pfennig neu entstanden, wie soll der
> jetzt wieder verschwinden?
> 
> Das ist doch die Finanzmarkt-Binse schlechthin, das sich alle nur so
> lange reich wähnen können, bis alle gleichzeitig auf die Idee
> kommen, diesen Reichtum umzumünzen, das teure Papier teuer zu
> verkaufen...
> 
> Das ist doch gerade das schöne an der Finanzwirtschaft, daß dann die
> Kurse sinken, sprich, sich die überzogenen Ausbeutungserwartungen
> wieder der Realität, also der Mehrwertrate annähern, oder?
> 
> fragt sich
> 
> Michael Klockmann
> 
> 


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Andreas Exner
Activist
Social Innovation Network - SINET
www.social-innovation.org

Director of International Partnerships
Center for the Advancement of the Steady State Economy - CASSE
www.steadystate.org



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