[Debatte-Grundeinkommen] Energiekostenausgleich mittels kleinem Grundeinkommen

Agnes Schubert Agne.s at gmx.de
Di Jul 15 10:30:03 CEST 2008


Hallo Boris,

da ich nicht ganz sehe, worauf du hinaus willst, hier mal drei sich 
gegenseitig ergänzende Antworten und eine Frage.
1.Klar, du hast recht. Wenn der Bürger Geld übrig hat, werden sich 
Firmen finden, die es abzuschöpfen wissen. Das gilt aber nicht nur für 
EON & Co. Da diese 35€ BGE nicht unbedingt für Energie ausgegeben werden 
müssen, bleibt ein kleiner Gewinn an Entscheidungsfreiheit für den Bürger.
2.Ein immer weiter steigender Energiepreis - bei gleichen 
Produktionskosten - führt dann letztlich doch zu einer erhöhten 
Konkurrenzsituation wie z.B. zu stärkerer privater und kommunaler 
Energieversorgung oder es gibt in diesem Sektor auch einen Markteinstieg 
anderer Konzerne, die bereits eine gute Lobby in der Politik haben 
(Siemens oder gar VW oder die Dt. Bahn oder die Dt. Post oder ... ) Das 
bremst dann den ungehinderten Anstieg des Energiepreises und führt ihn 
in die Nähe der Erzeugerpreise plus der Durchschnittsrendite aller Branchen.
3. Du widersprichst der Idee des BGE ja eigentlich prinzipiell. Und du 
hast in der Konsequenz sicher nicht völlig unrecht. Temporäre Effekte 
mal ausgeschlossen, führt eine höhere Kaufkraft immer auch zu einer 
höheren Inflation. Das ist aber das Problem das jegliche Einkünfte immer 
in Konkurrenz zu einander stehen, so wie Lohn und Kapitalrendite das 
tun, so tun das eben letztlich auch BGE und Kapitalrendite. Es bleibt 
ein ewiger Kampf, bei dem aber die Front derjenigen, die etwas von dem 
BGE haben, größer sein wird als die vielen Fronten derjenigen, die mit 
ihrem Einkommen in jeweiligen Branchen und einzelnen Lohngruppen oder 
als Sozialhilfeempfänger jeweils allein oder gar wiederum in Konkurrenz 
zueinander stehen..
Insofern macht BGE und dessen Erhöhung nicht nur scheinbar annähernd 
genauso wenig sondern anscheinend auch mindestens genau so viel Sinn wie 
die Lohnerhöhung auch.
Wenn das von dir angesprochene Problem prinzipiell gelöst werden soll, 
dann benötigt man letztlich noch eine deutlich stärkere Umwälzung der 
Gesellschaft, die aber auch leider wesentlich ferner liegt als eine 
Einführung des BGE. Wobei auch lezteres zu ersterem ein nicht 
unwesentlichen Beitrag leisten kann. Wenn an dem Zwang zur Arbeit aus 
Existenznot und -angst gerüttelt wird, dann gibt es auch auf dem 
Arbeitsmarkt eine Gleichberechtigung zwischen Anbieter und Nachfrager, 
bei dem beide auch auf das Geschäft verzichten können. Eine gesicherte 
Existenz schafft den Freiraum zum Nachdenken und eben das BGE führt zu 
einer breite Interessensgemeinschaft, die auch die Schlussfolgerungen 
aus dem Denken mit Konsequenzen versehen kann
4. Sollte ich dich aber bisher falsch verstanden und du nicht 
prinzipiell Einwände gegen BGE haben, sondern nur gegen eins in geringer 
Höhe, dann würde mich interessieren, ab welchem Euro mehr denn das 
prinzipiell negative sich in ein prinzipiell positives BGE wandelt.

Und zum Schluss kann ich mich dann doch nicht bremsen, dich noch mal zu 
zitieren:
"....kein BGE wird verhindern, das der Bürger mehr in der Tasche hat...."
Es wäre andernfalls ja auch völlig widersinnig, ein BGE zu fordern. :)

Beste Grüße

AgneS
__________

Wenn Boris Behnke schrieb:
> Hi Agnes
> Dieses Energie BGE, würde dazu führen, das ein Haushalt (mal rein 
> fiktiv) 85 Euro Stromkosten hat. Das BGE wird eingeführt, der BGE 
> bezieher erhält 35 Euro, die er für Strom ausgibt.
> EON (und die anneren), wissen, jeder Bürger (Bedingungslos) hat 35 
> Euro mehr, dann machen wir mit 35 Euro wieder den Strom teurer.
> Das ist genau die gleiche Crux, wie beim Benzin. Sollte der 
> Gesetzgeber, den halben Steuersatz nur für das Benzin "verlangen", 
> wären die andern 12% innerhalb kürzester Zeit (2-3 Wochen) wieder auf 
> dem Benzinpreis aufgeschlagen, nur jetzt wandern 12% direkt in die 
> Tasche der Mineralölkonzerne.
> Verstehst Du, was ich meine kein BGE wird verhindern, das der Bürger 
> mehr in der Tasche hat. Das Geld wandert direkt in die Tasche der 
> Milliadäre.
> Grüße Boris




Mehr Informationen über die Mailingliste Debatte-Grundeinkommen