[Debatte-Grundeinkommen] Konsumsteuer vs. Einkommensteuer

A.N. anke.niebuhr at o2online.de
Mi Aug 20 14:01:57 CEST 2008


Hallo Matthias,

das Beispiel auf Deiner Seite veranschaulicht das, was auf der Wiki-
Seite behauptet wird: der, der am wenigsten verdient, gibt prozentual
gerechnet am meisten Geld für die Konsumsteuer aus. Es wird dann ge-
rechter, wenn es eine Einkommensteuer gibt.

Egal. Es gibt so etwas wie eine Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung.
Einnahmen und Ausgaben des Staates, den ganzen Quark.

Wenn jeder im Jahr 10800 € GEK bekommt, entstehen im Jahr Kosten von
knapp 886 Mrd. €. Die Gesamtausgaben des Staates (netto) lagen 2005 bei
1.002 Mrd. € (brutto 1.258 Mrd. €)

Einkommensteuereinnahmen dürften zur Zeit so um die 175 Mrd. € betragen,
bei einem Jahresgesamteinkommen von ca. 1.000 Mrd. €

Das Gesamteinkommen derjenigen, die inkl. Deines GEKs über 50.000 € im
Jahr verdienen würden, läge dann bei ca. 650 Mrd. €. Bei Deiner Variante
hätten die ca. 10 Mill. Personen, die das betrifft, je einen Steuerfrei-
betrag pro Person von 50.000 €. Also müssen wir 500 Mrd. € von den 650
Mrd. € abziehen. Bleiben 150 Mrd. €. Davon 50 % Steuern ergibt 75 Mrd. €.
(ohne progessive Steigerung der Steuersätze, dann wird's noch weniger)

Du machst also bei den Steuern nochmal ca. 100 Mrd. Verlust, der zu den
GEK-Kosten dazu kommen würde: 986 Mrd. €

Und wie jetzt weiter? Wo willst du die knappe Billion herkriegen?
Die Umsatzsteuereinnahmen liegen zur Zeit bei irgendwas um die 115 oder
vielleicht sogar 120 Mrd. €

120 Mrd. € entsprechen 19 % Umsatzsteuer
980 Mrd. € entsprächen 152 % Umsatzsteuer

Wenn alles 133 % teurer wird, kommen wir mit 900 € Grundeinkommen im
Monat nicht sehr weit.

Na, dann wünsche ich allseits noch fröhliches Anheben der Steuersätze

Anke

P.S. und immer schön den Gesamtzusammenhang im Auge behalten, hörste


>  -----Ursprüngliche Nachricht-----
>  Von: Matthias Dilthey [mailto:info at psgd.info]
>  Gesendet: Mittwoch, 20. August 2008 08:33
>  An: debatte-grundeinkommen at listi.jpberlin.de
>  Cc: A.N.
>  Betreff: Re: [Debatte-Grundeinkommen] Konsumsteuer vs. Einkommensteuer
>
>
>  Hallo Anke, hallo Liste,
>
>  vielen Dank für den Wiki-Link, dessen Aussage jedoch leider unter den
>  Bedingungen eines BGE nicht mehr ganz zutreffend ist.
>
>  Konsumsteuern entfalten in Kombination mit Lohn-/Einkommensteuern eine
>  degressive Wirkung, das ist soweit richtig.
>  Ein BGE hingegen entfaltet eine stark progressive
>  Steuerkennlinie, so daß es
>  jederzeit über die BGE-Höhe möglich ist, die Steuer-Regression
>  (durch die
>  Konsumsteuer) durch die progressive BGE-Wirkung zu kompensieren.
>
>  Die Zusammenhänge werden hier
>  http://forum.psgd.info/thread.php?threadid=123
>
>  etwas ausführlicher dargestellt.
>
>  Auch das "Dilthey-Modell zur Ausgestaltung eines emanzipatorischen BGE"
>  beschäftigt sich mit dieser Problematik und bietet Lösungsvorschläge:
>  http://www.iovialis.org/counting.php?file=Dilthey-Modell.pdf
>
>
>  Matthias Dilthey
>
>  Am Dienstag, 19. August 2008 18:11 schrieb A.N.:
>  > Hallo,
>  >
>  > für alle, die die Finanzierung allein über eine Konsumsteuer
>  befürworten:
>  >
>  > (Ausschnitt: Wikipedia)
>  >
>  ------------------------------------------------------------------------
>  > Kein adaptiver Steuersatz
>  >
>  > Der zugrundegelegte Steuersatz richtet sich nur nach dem
>  konsumierten Gut,
>  > nicht nach dem Abnehmer. Somit ist es über die Mehrwertsteuer nicht
>  > möglich, einen sozialen Ausgleich zu schaffen, wie dies etwa über die
>  > Einkommensteuer geschieht.
>  >
>  > Hinzu kommt, dass niedrige Einkommen und Familien mit Kindern
>  > statistisch einen höheren Anteil des Einkommens in den direkten
>  > Konsum fließen lassen und damit über die Mehrwertsteuer
>  > überproportional belastet werden.
>  >
>  ------------------------------------------------------------------------
>  >
>  > Sollte also ein Grundeinkommen rein über die Konsumsteuer finanziert
>  > werden, muß auf jeden Fall gewährleistet sein, dass die Güter
>  des täglichen
>  > Bedarfs deutlich weniger besteuert werden, in letzter
>  Konsequenz vielleicht
>  > sogar gar nicht.
>  >
>  > Aber das ist nur ein Auszug aus der Seite. Mehr dazu unter:
>  >
>  > http://de.wikipedia.org/wiki/Mwst
>  >
>  >
>  > Darüber hinaus bleibt das Thema Lohn- und Einkommensteuer.
>  Generell bin ich
>  > für die Abschaffung der Freibeträge. Ich finde außerdem, dass
>  Lohnsteuer
>  > und Einkommensteuer getrennt voneinander gesehen werden müssen.
>  >
>  > Lohnsteuer (Einkommen aus nichtselbstständiger Arbeit) könnte
>  > beispielsweise abgeschafft (-> keine Schwarzarbeit) oder
>  niedrig besteuert
>  > werden.
>  >
>  > Bleibt die Frage, ob es eine Steuer auf Einkommen aus selbstständiger
>  > Arbeit geben und wenn ja wie hoch sie sein sollte. Und: was ist mit
>  > Einkommen aus Gewerbebetrieb?
>  >
>  > Die verbleibende Einkommensteuer (passive Einnahmen: Zinsen,
>  Pacht etc.)
>  > sollte
>  > dagegen deutlich höher besteuert werden.
>  >
>  > Soviel erstmal dazu,
>  >
>  > Anke
>  >
>  > _______________________________________________
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