[Debatte-Grundeinkommen] Nichtindustrieländer und BGE
Matthias Dilthey
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Di Mai 15 00:51:40 CEST 2007
Hallo Tobias,
daß ein Grundeinkommen NUR in Überfluß-Gesellschaften möglich sei, ist
eindeutig falsch.
Auch in Gesellschaften, die ausschließlich Subsistenzwirtschaft, also keine
monetäre Wertschöpfung betreiben, ist ein Grundeinkommen möglich.
Ein BGE zahlbar z.B. in Reis und Wasser.
Die unterste Grenzbedingung zur Zahlung eines BGE ist, daß das gesamte Volk
(also die Menschen im entsprechenden BGE-Raum) soviel erwirtschaften, daß es
gerade für jeden dieser Bürger langt. Sei es monetär oder materieller Natur.
Der Rest sind Verteilungsfragen.
Keineswegs muß ein gesellschaftlicher Überfluß vorhanden sein.
Seit längerem beschäftige ich mit der Frage, ob und wie ein BGE in
Schwellenländern, Entwicklungsländern und in "wirklich armen Ländern", in
denen die Menschen fast ausschließlich von Subsistenzwirtschaft
( http://de.wikipedia.org/wiki/Subsistenzwirtschaft ) leben, umzusetzen wäre.
So sehr ich in hoch arbeitsteiligen Industriestaaten wie z.B. Deutschland
gegen eine Regionalisierung der BGE-Höhe, darunter fällt auch ein regional
variabler Mietzuschuß, eintrete; in Ländern mit einem hohen Maß an
Subsistenzwirtschaft scheint ein sozial verträgliches BGE nur einführbar zu
sein, wenn diese "Eigenleistungen" sich volkswirtschaftlich erfassen lassen
und anrechenbar auf das BGE werden.
Diese Anrechnung muß nicht zwangsweise über die BGE-Höhe erfolgen. Die
Anrechnung kann auch über unterschiedliche Steuersätze oder gezielte
Subventionen erfolgen.
Matthias Dilthey
Am Montag, 14. Mai 2007 00:39 schrieb Tobias Crefeld:
> Die Realisierbarkeit eines Grundeinkommens hängt recht banal davon ab,
> dass es genügend Resourcen gibt, den Menschen ein Grundeinkommen zu
> finanzieren. Im Grunde genommen ist es nur in Uberflussgesellschaften
> möglich.
>
> Andererseits sind abgestufte Modelle vorstellbar. So findet sich z.B. in
> Alaska eine Art Grundeinkommen, das aus der Erdölförderung finanziert
> wird, aber nicht ausreichend hoch ist, um davon leben zu können.
>
> Wie hoch die Produktivität in der Ukraine ist, weiß ich nicht und
> allein der landwirtschaftliche Maschinenpark reicht sicher nicht als
> Kriterium zu Einschätzung der Produktivität aus. Es könnte genauso gut
> sein, dass hier lediglich eine extrem hohe Einkommensspanne in der
> Gesellschaft zum Ausdruck kommt.
>
> Eine Regionalisierung der Grundeinkommenshöhe halte ich für bedenklich,
> weil es die Bürokratie und damit die Missbrauchsmöglichkeiten und damit
> den Kontrollapparat expandieren lässt.
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