[Debatte-Grundeinkommen] [Gr.NetzGE] Re: Diskussionsblog BGE Grüne Basis

Reimund Acker reimund.acker at t-online.de
Sa Mär 3 20:48:41 CET 2007


Jörg Drescher schrieb:

[...]
> vor ein paar Wochen ging schon einmal eine Mail herum, in der 
> die Frage aufgeworfen wurde, was denn die ganze Diskutiererei 
> eigentlich bringen soll, wenn sich daraus keine konkreten 
> Handlungen ergeben würden. Wir plaudern zwar alle schön, doch 
> passieren tut scheinbar nichts. Wir träumen einen schönen 
> Traum, aber was ist mit der Realität?

Ich finde, es passiert einiges in letzter Zeit. Muss es auch, bevor das BGE
Gesetz werden kann.

> [...]
> Die Umsetzbarkeit eines BGE ist nicht weiter das Problem, 
> aber die Folgen des BGE stören gewaltig.

Welche Folgen stören wen?

> Dabei gibt es zwei 
> Möglichkeiten, dieses BGE
> anzugehen:

Mindestens.

> 1.) man entwirft ein Konzept, das kaum Folgen verursacht. 
> Daraus entstanden dann solche Ideen, wie das TG-M oder darauf 
> aufbauende Derivate (Einkommensfinanziert). Dieser Ansatz 
> senkt die Symptome der eigentlichen Probleme, löst aber nicht 
> deren Ursache. Grundbedingung für dieses Konzept bleibt Einkommen.

Welche Symptome? Welche eigentlichen Probleme? Welche Ursachen?

> 2.) man ist radikal und entwirft ein neues Konzept, welches 
> allerdings viele Auswirkungen hat. Dies ist der Ansatz von 
> Götz Werner und des Dilthey-Modells. Derlei Modelle findet 
> man relativ wenig, weil sie die Ursachen angehen, um die 
> Symptome zu lösen. Hier ist der eigentliche Konsum die Bedingung.

Welche Ursachen? Wie löst man Symptome? Was ist "eigentlicher" Konsum und
wovon ist er die Bedingung? (Fragen über Fragen ...  . Oder wird hier
absichtlich ungenau formuliert, um Reaktionen zu provozieren? Dabei ist
dieser Beitrag doch auch so schon lang genug.)

> Politiker sind sich sehr wohl darüber bewußt und wagen sich 
> weder an Lösung eins (damit müßten sie zugeben, jahrelang 
> falsche Ansätze verfolgt zu haben), noch an Lösung zwei (weil 
> die Folgen unberechenbar wären).

Warum sich wer was wagt, kann man eigentlich nur herausfinden, indem man
ihn/sie fragt. Wer wurde gefragt & was war die Antwort? Sagte jemand "ich
trau mich nicht"?

> In Berlin weiß man sich sehr 
> wohl vom BGE - ich glaube nicht, daß irgendein Politiker, der 
> die Medien nur ein wenig verfolgt, das "Phänomen BGE" nicht 
> wahrgenommen hat.

Es gibt jede Menge Hinterbänkler, die wissen nicht einmal, was in ihrem
Wahlkreis vor sich geht.

> [...]
> Es ist nicht damit getan, jedem einfach Geld zu geben und das 
> war's dann. Dann könnte man genauso gut fordern, daß man Geld 
> komplett abschafft.

Doch, damit ist es getan! Mit Geldabschaffen wäre es nicht getan, denn das
BGE ist Geld.

> Was ist aber mit bestehenden Verträgen 
> oder mit bestehenden Verpflichtungen?

Verträge und Verpflichtungen müssen eingehalten werden, mit und ohne BGE.
Was soll die Frage?

> Wer würde dann noch 
> "arbeiten"?

Was ist hier der Unterschied zwischen "arbeiten" und arbeiten?
Ich würde z.B. vermutlich arbeiten. 

> Was sollen die Leute machen, die nicht mehr 
> "arbeiten"?

Keine Ahnung, solange ich nicht weiß, was hier mit "arbeiten" gemeint ist.
Aber wenn sie einfach nur nicht arbeiten, die Leute, warum müssen wir dann
hier entscheiden, was sie machen sollen? Wen geht das etwas an?

> Ja, wie würde die Welt denn aussehen, wenn auf 
> einmal alle genug Geld zum Leben haben?

Schön. Die Welt wäre schön.

> Es geht nicht um die Finanzierungsdiskussion oder um ein 
> klares "Umsetzungskonzept",

Doch, um all das geht es auch. Mir jedenfalls.

> es geht um die Diskussion über 
> eine Vision, die auch das auffängt, was "nach Einführung 
> eines BGEs" passiert.

Auch das.

> Mir sind die Diskussionen inzwischen zuwider, die begründen, 
> daß man ein BGE braucht - die führt man seit den 70ern.

Ein nicht nur unter Hobby-Philosophen bekanntes Phänomen: Ich führe
Diskussionen, die schon vor 2500 Jahren geführt wurden, bisher mit ähnlichem
Erfolg. Im übrigen wäre ich schon interessiert die Argumente zu erfahren,
mit denen jemand begründet, warum wir ein BGE brauchen. Ich weiß, warum ich
gern eines hätte. Aber brauchen?

> Ich 
> vermisse eindeutig die Planung eines Szenarios, einer Idee, 
> die vor allem in den Augen der Menschen wünschenswert ist.

Zuerst müsste mal das BGE selbst in den Augen der Menschen wünschenswert
werden, zumindest soweit, daß sich daraus eine demokratische Mehrheit
errechnen läßt. Welche  Fragen soll denn das Szenario beantworten?
 
> Und der Mensch wünscht sich nicht, mit einem BGE abgegolten 
> zu werden, sondern er will arbeiten, will sich beteiligen, 
> will sich nützlich fühlen... 

Da ist er wieder: Der Mensch®
Keine Ahnung wer das ist, aber ich werde den Verdacht nicht los, auch ich
könnte damit gemeint sein. Nun denn:

Ich Mensch wünsche mir nicht, mit einem BGE abgegolten zu werden? Ich bin
nicht sicher, was das heißen soll. Jedenfalls will ich das BGE. Ich will
nicht, das damit irgendetwas abgegolten wird. Wie ich selbst abgegolten
werden kann oder soll, verstehe ich nicht. "Ich gelte Hernn Acker ab"
scheint mir eine zumindest ungewöhnliche Sprechweise. Was soll das heißen?

Weiter.  Ich Mensch will arbeiten? Hm, manchmal ja, meistens nein. Und nun?

Ich Mensch will mich beteiligen? Kommt darauf an, woran. Manchmal ja,
manchmal nein, meistens egal.

Ich Mensch will mich nützlich fühlen? Nein. Manchmal tu ich es einfach.
Fühle mich mal nützlich, zurecht oder nicht. Aber meistens sind meine
Gefühle und Gedanken mit anderem beschäftigt.

 Der Mensch®, dieses theoretische Konstrukt, ist der Avatar des
Besserwissers. Theorien über Menschen sind mir verdächtig, ihre Aussagen der
Form "Für alle Menschen gilt X" sind oft banal ("Der Mensch ist ein
Säugetier") oder gefährlich ("Der Mensch ist böse"), meistens aber
unangemessen.

Wenn ich Mensch nun nicht in diese Menschentheorie  passe, also kein "Der
Mensch®"-Exemplar im Sinne dieser Theorie bin - umso schlimmer für die
Theorie oder für mich?

>Es geht darum, nicht nur 
> jemandem Menschenrechte einzuräumen, sondern

Äh, ich glaube die können nicht eingeräumt oder ausgeräumt werden, die hat
man (auch wenn jemand anders sich darüber hinwegsetzt). Einräumen klingt so
gönnerhaft: "Ich räume Ihnen hiermit Menschenrechte ein." "Vielen Dank
auch."

> auch die 
> Möglichkeiten zu schaffen, diese Rechte zu verwirklichen.

Gerne.

> Ich stimme zu, daß jede Diskussion über ein "für und wider" 
> langweilig ist

Was? Wieso denn? Weil ich schon beschlossen habe, dass ich Recht habe? Weil
ich in papstiger Unfehlbarkeit alle denkbaren relevanten Informationen und
Argumente bereits berücksichtigt habe? Weil mir die Wünsche und
Befürchtungen meiner Mitmenschen egal sind?

Wir leben in einer Demokratie. Wenn ich ein BGE will, muss ich dafür eine
demokratische Mehrheit finden. Die ist für mich derzeit noch nicht sichtbar.
Also muss ich herausfinden, warum die derzeitige Mehrheit gegen ein BGE ist.
Und ich hoffe, das diese Liste mir dabei hilft, indem sie BGE-Gegner und
Zweifler ermutigt, sich hier zu Wort zu melden.

> - ich stimme für das "Prinzip Hoffung", der 
> einen gangbaren Lösungsansatz vom jetzt in der Zukunft 
> aufzeigt.

Klar brauchen wir Übergangslösungen. Aber das ist der zweite Schritt. Erst
müssen wir mal soweit kommen, daß eine Mehrheit das BGE _will_.

> Das blockiert die Politik seit Jahren, denn es 
> fehlt ein Ziel.

Vielleicht _hat_ Die Politik® ein Ziel, und es ist lediglich verschieden von
meinem.

> Man versucht heute Lösungen auf Probleme zu 
> finden, die den Fortbestand der Menschheit bedrohen

Beispiel?

> und 
> erklärt dies zu einem Ziel.

Das wäre immerhin ein ehrenwertes Anliegen.

> Dabei operiert man aber nur oberflächlich an Symptomen.

Beispiel? Das ist mir alles zu pauschal hier.

> Der 
> eigentliche Sinn des Ganzen scheint verloren gegangen.

Wieder so ein Slogan: Der eigentliche Sinn des Ganzen®.
Wer legt den fest? Was ist hier überhaupt das Ganze?

> Das BGE kann genauso zu diesem oberflächlichen Lösungsansatz 
> verkommen - die Gefahr besteht - aber es kann genauso einen 
> Lösungsansatz bieten, in eine neue Zukunft aufzubrechen.

Ohne konkrete Beispiele und Argumente sind das leere Worthülsen. Ein
"oberflächlicher Lösungsansatz" wird nicht aufgezeigt, es bleibt unklar, wie
so etwas beim BGE aussehen würde, und auch mit einem schlechten
Lösungsansatz brechen Leute immerwieder in die Zukunft auf und ein.

> [... weitere belletristische Beiträge entfernt ... ] 

> "Grün ist die Hoffnung" - nur schade, daß ich kein Grüner 
> bin, sondern in der blauen Philosophenpartei sitze ;-)

Philosophenpartei ist ein Oxymoron.

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Reimund Acker




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