[Debatte-Grundeinkommen] bge und inflation

Matthias Dilthey info at psgd.info
Fr Jun 29 08:10:15 CEST 2007


Hallo Matthias, hallo Liste,

die Frage der Inflation und deren Höhe hängt stark von der Ausgestaltung des 
jeweiligen Modells ab.
So wären auch z.B. BGE-Modelle mit deflationärer Wirkung denkbar.

Für das Dilthey-Modell liegen Inflationsberechnungen vor; stark vereinfacht 
habe ich diese im Netz veröffentlicht:
http://psgd.info/index.php?view=current/presentations/bge/control&file=detail&site=14&language=1&mn=4&n=3

und folgende Seiten.


Dabei spielt die Ausgestaltung der Krankenversicherung (KV) eine gewichtige 
Rolle:
Wird die KV vom Einkommen abgezogen, also in Form einer Kopfpauschale oder 
auch dem bisherigen Sozialversicherungssystem erhoben, so ändert sich das 
Preisgefüge weniger, dafür sinkt das verfügbare Einkommen.

Wird die KV über eine Umsatz- oder Verbrauchssteuer erhoben (Modell 
Häußner/Werner, Dilthey), so erhöhen sich natürlich die Endverkaufs-Preise, 
jedoch bleibt das verfügbare Einkommen unverändert.

Die Kaufkraft ändert sich im Modellvergleich hingegen nicht. Es ist nämlich 
egal, ob man weniger Geld zum Ausgeben "auf dem Konto" hat oder ob man für 
sein Geld weniger Ware erhält.


Bei der aktuellen Diskussion wird viel zu wenig auf die Umverteilungs-Wirkung 
der BGE-Finanzierung eingegangen.
Faktisch verteilen alle TG-M -finanzierten BGE´s von Unten nach Oben (BAG- 
Linkspartei), oder, bei entsprechender Ausgestaltung innerhalb "Unten" (z.B. 
Althaus).


Im Übrigen sollte bedacht werden, daß eine inflationäre Wirkung auch sehr vom 
verfügbaren Einkommen abhängt, wie ich am Beispiel der (T)Euro-Einführung 
belege:

Das Statistische Bundesamt belegt, daß der Euro zu keiner nennenswerten 
Inflation geführt hat. Statistisch (also über alle Einkommen gerechnet) ist 
das bestimmt richtig.
Jedoch trat eine Verschiebung innerhalb des Preisgefüges ein:

Waren des täglichen Bedarfs wurden deutlich teurer, Luxusgüter hingegen 
billiger. Zwar berücksichtigt die Statistik, daß man sich nicht jedes Jahr 
ein neues Auto kauft; legt also z.B. eine Preissenkung bei Autos auf mehrere 
Jahre um (gewichtet).

Von der Preissenkung z.B. bei Neuwagen profitieren jedoch ausschließlich 
Personen, die auch ein neues Auto kaufen.
Wer sich hingegen kein neues Auto kaufen kann/möchte, wird von der Inflation 
voll getroffen, denn ihm entgeht die Einsparungsmöglichkeit durch einen 
niedrigen Luxusgüter-Preis.


In der Politik wird dann von "gefühlter Inflation" gesprochen. Faktisch ist es 
jedoch eine Umverteilung von Unten nach Oben.



Matthias Dilthey     

Am Mittwoch, 27. Juni 2007 21:55 schrieb zippi:
> Hallo zusammen,
>
> da ich keine Lust habe, hier über das Wesen des Menschen und seine
> Dummheit zu lesen oder mich zum Schenkenden missionieren zu lassen
> mal eine andere Frage.
>
> Der, wenn ich mich richtig erinnere, Henkel warf im zdf nachtstudio
> das Stichwort Inflation in die Runde. Ich finde das nen ganz
> interessanten Punkt. Wie wirkt sich ein bge auf die Inflation aus?
> Hebt sich mittelfristig einfach nur das Preisniveau (da die
> Daseinsvorsorge weiterhin privatwirtschaftlich organisiert ist) und
> das bge bewirkt faktisch nichts, ausser einer anderen als der
> intendierten Umverteilung?
>
> viele grüße
> matthias z.
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