[Debatte-Grundeinkommen] zu Axel Tigges Antwort an E.U.Schultz, Band 27, Eintrag 14

Fred Thiele ferdy_news at gmx.de
Mo Jun 25 17:21:30 CEST 2007


Florian Hoffmann schrieb:

> vielen Dank für die deutlichen Worte. Auch ich sehe in einem
> bedinguslosen Grundeinkommen ein notwendiges Korrektiv für die
> Tendenz des Kapitalismus zur ungleichen Vermögensverteilung. [..] Von
> solchen Erkenntnissen ist der Marxismus weit, weit entfernt.

Klar, weil dem Marxismus als Antipode zum Kapitalismus nur dessen
Abschaffung gültig sein kann, eine Abschwächung hinsichtlich
"untergraben des Kapitalismus" ist nicht vorgesehen. Denn die Idee
basiert darauf, dass es vielen Menschen im kapitalistischen "Joch" sehr
schlecht geht, so schlecht, dass sie es revolutionär zu überwinden
versuchen (und dann zum Bsp. zu Kommunismus finden). Dies trifft in den
reichen Industrienationen nicht zu, insbesondere Deutschland mit seinem
(schrumpfenden) Sozialstaat. Der Kapitalismus hat an dieser Stelle prima
Mittelchen um über seine Ungerechtigkeiten hinwegzutäuschen.
Zielgerichtete Fernsehsendungen, Zeitungen konservativer in
Millionenauflage, die einseitig und stumpf auf subtile Weise
Unwahrheiten, oder Ablenkungen von den eigentlichen Fragen propagieren.
Ein Begriff von Harald Schmidt ist dabei Programm:
Unterschichtenfernsehen. Wie frei und unabhängig (etwa von Konzernen)
sind Medien im Kapitalismus, wo die Information eine "Ware" darstellt?
Dazu kommt noch: Niemand muss verhungern in diesem Land, jeder, der sich
aufmacht erhält Unterstützung. Doch wie groß ist der Sprung für jemanden
"ganz unten" um überhaupt wieder Fuß zu fassen in dieser
einkommensfixierten Gesellschaft? Wie groß muss die Not eines Menschen
sein, seinen Stolz zum "Ausruhen" in der  sozialen "Hängematte" aufzugeben?

Wie schnell wird die erreichte persönliche, individuelle durch das bGE
erreichte Freiheit von den "Zwängen des Marktes" o.ä. geschluckt werden?

Ich glaube wenn man das bGE dem Kapitalismus und seinen neoliberalen
Fürsprechern überließe (siehe Althaus-Modell und Unterstützer "König
Kurt" Biedenkopf), dann verbirgt sich schlussendlich wieder nur so ein
oben genanntes Mittelchen dahinter, um den Mob still zu halten und das
Sozialwesen weiter zu kastrieren.

Was soll das bGE eurer Meinung nach erreichen- einen "menschlichen
Kapitalismus"?

Grüße,
Fred Thiele



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