[Debatte-Grundeinkommen] Wertedebatte

Werner Schumacher schumacher.marburg at freenet.de
So Jul 22 10:56:32 CEST 2007


Lieber Herr Hoffmann,
>> die Wertedebatte führt zu gar nichts. 
Da haben Sie völlig recht. Doch leider gelingt es Ihnen nicht, sich von 
den konventionellen Halbwahrheiten der Volkswirtschaftslehre zu 
verabschieden:

>> Und das Ganze funktioniert nur unter den Bedingungen von Knappheit. 
Knappheit ist nicht nur eine Bedingung, die irgendwie gegeben sein muss, 
sondern ist selbst das Ergebnis des Produktionsprozesses. Die Bedingung 
ist nicht Knappheit, sondern ein funktionierender Produktionsprozess, 
der Knappheit genauso erzeugen kann wie Überfluss. Beides, Knappheit und 
Überfluss können dann als Bedingung wiederum auf die Fortsetzung des 
Prozesses regulierend wirken.
Der Produktionsprozess ist nämlich nicht in dem Augenblick 
abgeschlossen, wenn der Bäcker das Brot ins Regal legt. In diesem 
Augenblick ist nur die Produktion eines Warenangebotes abgeschlossen, 
produziert werden muss aber auch die Warennachfrage. Die Nachfrage folgt 
darauf aber nicht anschließend, sondern gleichzeitig. Angebot und 
Nachfrage stehen nicht in einem kausalen Ungleichzeitigkeitsverhältnis 
(erst das eine, dann das andere), sondern bilden sich gegenseitig als 
Bedingungen heraus, wodurch dann Preise als Differenz von zurück 
liegendem Aufwand und erwartetem Nutzen in Erscheinung treten. Preise 
sind entsprechend der Maßstab für eine gelungene, bzw. gescheiterte 
Berechnung eines Angebots- und Nachfrageverhältnisses, das auf der 
anderen Seite sein Gegenstück in einem Aufwand- und Nutzenverhältnis 
findet. Und auch in diesem Falle gilt ein Verhältnis, das gleichzeitig 
erzeugt, aber nur ungleichzeitig berechnet werden kann.

Es ist ein halbseidenes Märchen unserer Ökonomen, die stets von der 
Annahme ausgehen, Knappheit sei gegeben oder müsse vorausgesetzt werden.
Wenn Sie sich nicht von diesem Märchen trennen, finden Sie keine guten 
Argumente für ein bGE. Jedes Konzept eines bGE folgt nämlich nur der 
empirischen Beobachtung, dass alle Beteiligten mit dem ersten Tag ihres 
Lebens an aller gesellschaftlichen Produktion teilnehmen, so gesagt: 
daran nicht nicht teilnehmen können. Mehr als die Bedingung für die 
Teilnahme am gesellschaftlichen Produktionsprozess ist für ein 
bedingungsloses Grundeinkommen gar nicht nötig.

Liebe Grüße
Werner Schumacher


> Liebe Listis,
> 
> die Wertedebatte führt zu gar nichts. In der Marktwirtschaft gibt es
> Preise, Geld und Waren. Der Wert ist eine philosophische Größe, an
> der sich die Theoretiker aufgeilen, weil sie so viele schöne hergibt.
> 
> 
> So sieht mein Weltbild an dieser Stelle aus:
> 
> Wenn man davon ausgeht, dass aktuell verfügbare oder tauschbare Geld
> (mit dem die Leute die Märkte „betreten“) knapp ist und das
> Warenangebot auf den Märkten auch, dann ergeben sich aus dem
> Verhältnis von Geld zu Waren Preise, Marktpreise.
> 
> Der einzelne Preis bildet sich zwar auch aufgrund individueller
> Präferenzen und Wertschätzungen. Aber daraus definierbare Größen zu
> machen ist so unmöglich, wie das Weltbild einer alten Nonne und das
> Weltbild eines jungen Großstadtpiraten in Übereinstimmung zu bringen.
> Wir sollten deshalb in der Ökonomie bleiben und weiter mit Geld,
> Preisen und Waren hantieren.
> 
> Und also ergeben sich aus der aktuellen Liquidität im Verhältnis zum
> Warenangebot der Märkte Marktpreise. Und das Ganze funktioniert nur
> unter den Bedingungen von Knappheit. Wenn es nämlich zu viel Geld
> gibt, vernichtet sich das Geld inflationär selbst und wenn es zuviel
> Warenangebot (das kann auch Arbeit sein!) im Verhältnis zum
> Geldangebot gibt, dann wird die Ware mangels Knappheit wertlos. Und
> das ist die Weber-Aufstand-Situation der 19. Jahrhunderts (es gab
> plötzlich zu viel Ware und dann zu viel Arbeiter) und der Grund,
> weshalb das Arbeitsangebot in Kartellen (Gewerkschaften) künstlich
> verknappt werden muß!
> 
> Und das bGE ist erforderlich, weil die Geldverteilung über die
> Gewerkschaftsmacht mit fortschreitender Industrialisierung immer
> weniger gelingt. Deshalb muß es ein Solidareinkommen geben! Über
> Arbeit verteilt sich immer weniger Geld. Über Kapital immer mehr. Und
> also?  Der Rest steht in der Klatschpresse, wo zunehmend über die
> geschrieben wird (Promis), die zu viel verdienen und die gar nicht
> wissen, wie ihnen geschieht!!!!
> 
> Schöne Grüße Florian Hoffmann



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