[Debatte-Grundeinkommen] BGE fuer Indien

ralf engelke ralfpeterengelke at yahoo.de
Mo Jul 9 11:03:41 CEST 2007



 
 Montag, 09. Juli 2007, 10:53:29 Uhr, NZZ Online
 
                                        
                   





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                           5. Juli 2007, Neue Zürcher Zeitung         Vom Wirtschafts-Express stehengelassen         Vom Wirtschafts-Express stehengelassen         Die Krise in Indiens Landwirtschaft – ein Drama ohne Ende     
                                                                                                                                                ');                             // -->                                                                                                                                                                                  ');                             document.write('');                             document.write('');                             document.write('');                             alignPopupIcon();                           // -->                         
                                                                    Der akute Wassermangel stellt viele Inder vor eine fast unlösbare Aufgabe.                                                      (Bild: Reuters)


          Vom Wirtschafts-Express stehengelassen          Die Krise in Indiens Landwirtschaft – ein Drama ohne Ende
          Der Wirtschaftsboom in Indien verstellt den Blick auf die Ungleichheit dieses Wachstums. Während die allmähliche Marginalisierung des Primärsektors der Logik ökonomischer Entwicklung entspricht, fehlt den Politikern die Antwort auf die Frage, wie zwei Drittel der Milliardenbevölkerung sinnvoll beschäftigt werden können. ...
          




       
               Der Wirtschaftsboom in Indien verstellt den Blick auf die Ungleichheit dieses Wachstums. Während die allmähliche Marginalisierung des Primärsektors der Logik ökonomischer Entwicklung entspricht, fehlt den Politikern die Antwort auf die Frage, wie zwei Drittel der Milliardenbevölkerung sinnvoll beschäftigt werden können.                                      
 Von unserem Korrespondenten in Indien, Bernard Imhasly
 
 Delhi, im Juni
 Ende Mai konnte das indische Statistikbüro die Bekanntgabe der endgültigen Wirtschaftsdaten für das Fiskaljahr 2006/07 (zum 31. März) gleich mit drei Rekordmeldungen «verkaufen». Die Wirtschaft hat ein Wachstum erreicht, das nur einmal, vor 18 Jahren, übertroffen worden war. Die Zunahme der Wirtschaftsleistung um 9,4% bedeutet dennoch einen Rekord, wenn man bedenkt, dass sie auf vier Jahre mit einem durchschnittlichen Wachstum von 7,6% zustande kam, während der «Ausschlag» von 1989 der Stagnation eines Dürrejahrs folgte. Ebenso signifikant war die zweite Aussage: Zum ersten Mal nach vielen Jahren war es die Industrie, die mit einer Zunahme von 13% die Dynamik antrieb, während die Dienstleistungen für einmal an zweiter Stelle rangierten – das Resultat der antiinflationären Geldpolitik der Zentralbank, die namentlich im Bauwesen Auswirkungen zeigte. 
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                                                                           Zu wenig Brot für die Armen Der dritte Rekord ist dagegen eine negative Leistung. Die Landwirtschaft wuchs um nur gerade 1,8%. Zum ersten Mal in der Geschichte Indiens fällt damit der Anteil des Primärsektors unter die Marke von 20% am Gesamtprodukt. Dies mag angesichts der raschen Modernisierung des Landes volkswirtschaftlicher Logik entsprechen. Doch eine andere Statistik der Regierung liess ahnen, dass sich hinter diesem Phänomen eine nahezu katastrophale Entwicklung verbirgt: Volle 68% der arbeitenden Bevölkerung sind in diesem Sektor beschäftigt. Weitere Zahlenangaben belegten, dass es sich nicht um einen Ausreisser handelt: Seit zehn Jahren ist das Wachstum beinahe ungebrochen gefallen. 
 Noch schlimmer für ein armes Land, dessen Landwirtschaft wesentlich für den Konsum der eigenen, armen Bevölkerung produziert, sind die Zahlen zur Nahrungsproduktion: Seit zehn Jahren stagniert diese bei rund 200 Mio. t, was angesichts des Bevölkerungswachstums bedeutet, dass die Produktion pro Kopf der Bevölkerung auf 186 kg pro Jahr gefallen ist, auf den Stand von 1975. Dies bedeutet auch, dass mitten in einer Phase präzedenzlosen Wachstums der durchschnittliche Pro-Kopf-Konsum von Nahrungsmitteln unter die 2200 Kalorien (kcal) gesunken ist, die ein Mensch zu seinem Wohlergehen braucht. Und wie in den siebziger Jahren musste Indien wieder Nahrungsmittel importieren: Vergangenes Jahr waren es 15 Mio. t, dieses Jahr werden es mindestens 5 Mio. t sein. Dass der bäuerlichen Bevölkerung das Wasser am Hals steht, zeigt sich daran, dass die Zahl der Selbstmorde von Bauern seit 1994 rund 12 000 pro Jahr erreicht. Noch stärker verdeutlicht eine andere Zahl die Lage: Während 30%
 der Frauen in der Hauptstadt übergewichtig sind, sind 43% der Frauen auf dem Land anämisch – ein Hinweis auf Mangelernährung. 
 Fehlallokationen Die Gründe für diese Entwicklung sind vielseitig, doch sie gehen alle zurück auf die sträfliche Vernachlässigung und auf Fehlallokationen für den Sektor durch den Staat. Die Liberalisierung des Landes nach 1991 hatte zur Folge, dass der Staatshaushalt den Trend der achtziger Jahre verstärkte, immer mehr Mittel in die modernen Sektoren zu investieren, während die strukturellen Schwächen in der Landwirtschaft mit (schlecht fokussierten) Subventionszahlungen übertüncht oder gar verschlimmert wurden. In einem Interview erklärte Landwirtschaftsminister Sharad Pawar, der Anteil der Plan-Investitionen für den Primärsektor sei in den letzten zehn Jahren von 15% auf 2% gefallen, während etwa die Ausgaben für Telekommunikation und Verkehr auf 13% gestiegen sind. So sind etwa fehlende Investitionen in Bewässerungsanlagen – sie sind von 23% auf 5% der Haushaltausgaben gesunken – dafür verantwortlich, dass zwei Drittel des bebauten Landes in Indien immer noch vom
 Monsunregen abhängig sind. Die negativen Folgen fehlender Investitionen wird auch hier durch den ineffizienten Einsatz von Kapital beschleunigt. Die im letzten Fünfjahrplan vorgesehenen 900 Mrd. Rupien wurden zwar ausgegeben, aber es konnten nur 8 statt der vorgesehenen 16 Mio. ha Land unter Bewässerung gebracht werden. 
 Verschwenderischer Umgang mit Wasser Die Wasserknappheit hat sich verschärft, seitdem die Regenmengen zu sinken begonnen haben. Mit Ausnahme von 2003 liegen die Niederschläge konstant unter der langjährigen Durchschnittsmenge. Das Resultat war vorauszusehen: Der Rückgriff auf das Grundwasser, vom Staat noch gefördert, indem er den Bauern die Stromkosten für das Heraufpumpen nicht verrechnet, was zu verschwenderischem Gebrauch und zu Missbrauch durch städtische Haushalte geführt hat. Von den 5000 «Wasser-Blöcken» des Landes sind bereits 700 in einem kritischen Zustand (Entleerung bzw. Versalzung). Dies gilt gerade für den Punjab, den «Getreidekorb» des Landes, in dem bereits 85% des Aquifers erschöpft sind; der Ertrag bei Weizen etwa ist um 50% auf unter 2000 kg/ha gesunken. 
 Kein Ende des Teufelskreises Damit verbindet sich ein drittes Problem: Es kündigt sich kein neuer technologischer Durchbruch an, der wie in den siebziger Jahren zu einem Ertragssprung führen könnte. Die Wasserknappheit hat den Hektar-Ertrag immer mehr gedrückt, und die immer massiveren Dosen von Stickstoff-Dünger, die der Bauer deswegen ausbringt, können den Trend nicht umdrehen. Es beschleunigt sich vielmehr der Teufelskreis von Übersäuerung, zunehmendem Wasserbedarf und fallendem Ertrag. Indien verfügt zwar über ein dichtes Netz von landwirtschaftlichen Forschungsanstalten und Feld-Beratern, doch es breitet sich «policy fatigue» aus. Die Institute und die «Extension Services» wurden in den letzten Jahrzehnten am Gängelband des Staats zu einer ineffizienten Bürokratie. 
 Dass der einzige Ausweg die Erhöhung der Produktivität ist, liegt auf der Hand angesichts des schrumpfenden landwirtschaftlichen Bodens. Das Bevölkerungswachstum hat dafür gesorgt, dass die Durchschnittsgrösse landwirtschaftlicher Betriebe auf unter 1 ha gesunken ist – zu wenig, um wegen der immer höheren Kapitalintensität der Bearbeitung noch einen Ertrag abzuwerfen. Hinzu kommt der steigende Bedarf von Land durch die sich ausbreitenden Städte, durch Verkehrsstränge und Industrieanlagen, die es umso leichter haben, als viele Bauern bereit sind, ihr Land aufzugeben. Angesichts der Unsicherheit, ob sie neben dem Erlös auch einen Job bekommen, ist der Ausverkauf dennoch zu einem Politikum geworden. Die Einführung von Sonderwirtschaftszonen hat, verbunden mit Zwangsenteignungen, zu gewaltsamen Ausschreitungen geführt. Obwohl heute laut einer Umfrage von «India Today» 40% der Bauern ihren Job an den Nagel hängen wollen, befürchten viele zu Recht, dass sie in einem städtischen
 Slum enden werden. 
 Geld heilt keine Wunden Die dramatischen Zahlen aus dem Hinterhof des Landes haben die Regierung aufgerüttelt. In knapp zwei Jahren stehen Wahlen an, und das Gewicht ihrer Stimmen ist heute beinahe das Einzige, das die Bauern in den Ring werfen können. Die Kongresspartei hatte 2004 versprochen, eine Politik für den Mann auf der Strasse zu verfolgen. In der Auffassung einer Mehrheit der ländlichen Bevölkerung hat sie bisher versagt. Die Dynamik der modernen Sektoren droht das Land zudem immer mehr in zwei Hälften zu spalten. Dies ist für viele umso stossender, als das starke Wachstum rekordhohe Steuererträge in die Staatskassen bringt. Früher wurden Steuermittel statt in Form von Investitionen als Subventionen ausgeschüttet (und verschüttet), nicht zuletzt, weil sie den Politikern die Möglichkeit zur Patronage eröffneten. Dies geschieht auch heute wieder, wie das Beispiel der «Ländlichen Beschäftigungsgarantie» zeigt, wohin Milliarden gepumpt werden, noch bevor die nötigen
 institutionellen Mechanismen installiert sind. 
 Premierminister Manmohan Singh, dessen Ehrlichkeit und Intelligenz in umgekehrtem Verhältnis zu seiner Durchschlagskraft stehen, tut sein Bestes, um nicht noch mehr Mittel in eine lecke Pipeline zu lenken. Zum ersten Mal in seiner Amtszeit berief er nach Bekanntwerden der dramatischen Daten aus der Landwirtschaft den National Development Council ein, in dem die Regierungschefs aller Bundesstaaten vertreten sind. In den nächsten vier Jahren sollen 250 Mrd. Rupien bereitgestellt werden, um die Nahrungssicherheit wiederherzustellen. Zuerst soll die Stagnation bei der Produktion mit einer Erhöhung der Getreideproduktion um 15% überwunden werden. Dies soll durch eine Produktivitätssteigerung dank Beratungsdiensten und Forschung geschehen, aber auch durch die Fertigstellung von 150 Bewässerungsprojekten (sie sind seit 1992 geplant). Gleichzeitig soll der Privatsektor verstärkt einbezogen werden, namentlich durch die Förderung von «Contract Farming» zwischen Bauern und
 Grossverteilern. Schliesslich erhielt Finanzminister Chidambaram den Auftrag, sich endlich an eine Reform des Subventionswesens zu machen, namentlich bei den Düngemitteln. Damit sollen die Bauern in Zukunft von diesem Danaergeschenk verschont bleiben – angesichts der kompetitiven demokratischen Politik kaum mehr als ein frommer Wunsch. 
                                                             Indiens Wirtschaftspolitik:                                                            Neue Richtung                                                               Link:              http://www.nzz.ch/nachrichten/wirtschaft/konjunktur/articleeyu73_1.120601.html             
             
             
                            Leser-Kommentare: 1 Beiträge
                                                                                                                     
                                Rolf Suter (08. July 2007, 09:48)
                         Strukturerhaltung Macht sich die NZZ ist auch für eine kurzsichtige Strukturerhaltung in der Landwirtschafts stark? Der richtige Weg - auch in Indien - wäre vermutlich, den Bauern zu helfen ihr Einkommen ausserhalb der Landwirtschaft zu erwerben. Nahrungsmittel zu importieren ist wohl kein Problem. Sie können sicher viele Tonnen subventionierten Schweizer Käse, Milch, Weizen, Butter, Zurckerrüben, Kartoffeln, Früchte und Gemüsse haben.
                         
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