[Debatte-Grundeinkommen] Grundlagen - neue Volkswirtschaftslehre

Joerg Drescher iovialis at gmx.de
Do Jan 11 15:01:38 CET 2007


Hallo Manfred,

erstmal danke, daß Du Dich mit den Texten beschäftigt hast und
inhaltsbezogene "Kritik" übst.

Vielleicht sollte ich mich entschuldigen, daß die Texte bisher nur als
Fragmente vorliegen und nicht als Gesamttext. Wie schon einmal erwähnt,
arbeiten wir daran, alles zusammenzufassen. Dabei ist das Grundeinkommen ein
wichtiger Aspekt unseres Anliegens, aber eben nicht der einzigste. Wir
arbeiten an Grundlagen und versuchen Vorschläge oder Entscheidungen daran zu
prüfen. Deshalb existiert in den Texten auch keine konkrete Höhe eines
Grundeinkommens. Beim Grundbedarf kann man nun "soziokulturelle Teilhabe"
mit hinzunehmen, doch finde ich das zu spezifisch auf unsere Zeit bezogen.
Matthias (Dilthey) arbeit(e) an einem konkreten Modell, das sich mit den
Grundlagen deckt.

Der Begriff "primäre Arbeit" mag vielleicht anderswo auftauchen, aber
aufgrund mangelnder Fachliteratur in der Ukraine, habe ich den Begriff aus
rein logischen Gründen gewählt. Ich erhebe nicht den Anspruch, daß er auf
"meinem Mist" gewachsen ist.

Ich vertrete bewußt keinen klaren Standpunkt in den Texten, sondern versuche
die Finanzierungssituation an sich darzustellen. Anhand der
Finanzierungssituation und Begriffsdefinition kann (sollten sie richtig
sein) jedes bisher gedachte und gelebte Wirtschaftssystem analysiert werden.
Das war unser Anspruch an die Texte. Abgeleitet daraus können nun Argumente
für die Finanzierung eines Grundeinkommens definiert oder bei vorhandenen
Finanzierungmodellen analysiert werden.

Möglicherweise habe ich mich mit der Wortwahl "Sozial Schwache" etwas
"falsch" ausgedrückt. Gemeint ist jedenfalls die Personengruppe, die als
"Sozialhilfeempfangsberechtigte" definiert ist/war.

Für den Begriff "Arbeit ohne Entschädigung" fällt mir leider auch kein
anderes Wort ein. Im Prinzip ist damit jegliches Hobby gemeint, aber auch
Sklavenarbeit oder eben das von Dir aufgeführte "Ehrenamt" (kommt einem
Hobby gleich). Mit "Entschädigung" ist materielle "Entlohnung" gemeint.

Alle Texte sind aus tausenden Gesprächen mit den unterschiedlichsten Leuten
aus aller Welt entstanden. Angefangen vom Bettler auf der Straße, bis zu
Führungskräften in Großunternehmen. Ergänzt wurden diese Gespräche durch
unzählige Bücher verschiedenster Autoren und Fachrichtungen. Wir erheben
nicht den Anspruch, daß dies eine Legitimation für die Richtigkeit unserer
Gedanken ist, sondern stellen die Texte zur Diskussion, um die Richtigkeit
überprüfen zu lassen und wenn nötig, auszubessern. Uns geht es nicht ums
"Rechthaben", sondern um "Wahrhaftigkeit" und "Lösungsfindung". Das ist
unsere Idee des Jovialismus.

Viele Grüße aus Kiew,

Jörg Drescher
11.1.2007



----- Original Message ----- 
From: "Manfred Bartl" <sozial at gmail.com>
To: <debatte-grundeinkommen at listen.grundeinkommen.de>; "Joerg Drescher"
<iovialis at gmx.de>
Sent: Thursday, January 11, 2007 2:26 PM
Subject: Re: [Debatte-Grundeinkommen] Grundlagen - neue
Volkswirtschaftslehre


Hallo, Jörg!

Ich habe Deine Texte zwar gelesen, aber viel mehr als einzelne
nützliche Argumente konnte ich daraus nicht entnehmen (den Begriff
"Primärarbeit" beispielsweise, der aber wohl nicht direkt von Dir
stammt). Eine Position wird darin nicht wirklich klar, besonders nicht
bei dem Text mit trophologischem Schwerpunkt, denn er endet mittendrin
wie abgeschnitten.

Auch der nun nachgereichte Text (die Begriffe-Aufzählung) wird nicht
klarer. Meines Erachtens schildert er nur die soziale Marktwirtschaft
zu Zeiten des Rheinischen Kapitalismus. Entsprechend ist das darin
(zusätzlich genannte) Grundeinkommen auch nicht das bedingungslose,
die Existenz und die soziokulturelle Teilhabe sichernde
Grundeinkommen, sondern lediglich das reine Existenzminimum wie in der
Sozialhilfe (das gerade mal den Bedarf deckt, für den unter normalen
Umständen die Primärarbeit aufgewendet werden würde).

Zudem mag ich den Begriff "sozial Schwache" nicht, solange er sich
nicht tatsächlich auf sozial Schwache bezieht, sondern auf
marktwirtschaftlich Exkludierte oder - wenn überhaupt in solchen
Kategorien zu beschreiben - auf "sozial deliberativ Geschwächte".
Außerdem frage ich Dich (weil ich es auch nicht parat habe), ob es für
die "Arbeit ohne 'Entschädigung'" nicht auch Begriffe gibt, also
sowohl dür die Arbeit (hier würde mir "Ehrenamt" einfallen) als auch
für die "Entschädigung"?

Gruß
Manfred


On 1/11/07, Joerg Drescher <iovialis at gmx.de> wrote:
> Liebe Listenteilnehmer,
>
> wenn ich mir die letzten Beiträge so anschaue, wird dort oft mit Worten
> herumgeworfen, ohne daß Einigkeit besteht, was damit gemeint ist. Da
> scheinbar keiner meine Aufsätze gelesen hat, hier eine Zusammenfassung,
die
> Matthias Dilthey und ich erarbeitet haben und "Grundlagen einer neuen VWL"
> nennen. Soll sich jeder selbst überlegen, ob man damit automatisch zu
einer
> "richtigen" Finanzierung kommt.
>
> Diese Grundlagen basieren auf den beiden Aufsätzen, die schon öfters
genannt
> wurden. Man kann jedes Wirtschaftssystem anhand diesen Grundlagen prüfen,
> weshalb wir uns anmaßen, sie "neue Volkswirtschaftslehre" zu nennen.
>
> Ich stelle hiermit diese "neue Volkswirtschaftslehre" zur Diskussion.
>
> Viele Grüße aus Kiew,
>
> Jörg Drescher
>
> 11.01.2007
>



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