[Debatte-Grundeinkommen] [Grundeinkommen-Info] Zum Thema " Bürgerarbeit " in Sachsen-Anhalt

Manfred Bartl sozial at gmail.com
Mo Jan 8 10:45:12 CET 2007


Hallo, Matthias!

Danke für die wirklich erhellenden mathematischen UND konzeptionellen
Sonderausführungen! Zwar ist meine erste spontane Reaktion: also doch
Vorstufe zum Kommunismus. Aber nun gut, das ist das Grundeinkommen an
sich ja auch - auf keinen Fall die Lösung unserer Probleme!

Ich werde Deinen "Jovialismus" genauer studieren und in meine eigenen
Konzepte einzubauen versuchen. Irgendwie. Es wäre schon ein gutes
Gefühl, wenn man nicht nur das Ziel menschlicher Entwicklungsarbeit
kennt (Kommunismus = Paradies minus "Gott"), sondern auch die Schritte
dorthin zu benennen weiß. Das ist, gemessen an sattsam bekannten
"Politikern", die nichts als eine Selbstentrechtung der
Zivilgesellschaft verfolgen und die Wirtschaft zum Brummen bringen
wollen, während die Menschen verrecken, viel Wert!

Gruß
Manfred

PS: Peters Mail im Anschluss kann ich - bei allen möglicherweise in
diesem Forum vorgekommenen Schwierigkeiten - nicht nachvollziehen.

-- 
Manfred Bartl
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On 1/8/07, Matthias Dilthey <info at psgd.info> wrote:
> Hallo Manfred,
>
> es freut mich, daß Du erkannt hast, worauf wir hinaus möchten.
>
> Nenne es von mir aus "Neo-Kommunismus", wir nennen es "Jovialismus".
>
>
> Der gravierende Unterschied zum Kommunismus besteht einerseits darin, daß wir
> von einem anderen Menschenbild und Staatsverständnis ausgehen,
>
> andererseits
>
> die Produktionsmittel in privater Hand belassen möchten, aber die Erträge
> daraus (Wertschöpfung) anders verteilen möchten.
>
>
> Du schreibst "(Einkommensverteilung...) Gewichtet möglicherweise nur noch nach
> allgemeinem Arbeitseinsatz einerseits und Sonderbedürfnissen andererseits"
> und hast damit wunderbar unsere Verteilungs-Politik umschrieben.
>
> Im Falle des VW-Vorstandes würde die PsgD-Gehaltsabrechnung so aussehen:
>
> Einkommen: 10.000,--, davon steuerfrei: 3.000,-- weil "eigener Hände Arbeit"
>
> zu versteuerndes Einkommen: 7.000,--, 50% Flat-Tax = 3.500,--, weil "verdeckte
> Gewinnentnahme"
>
> macht netto:
>
>     900,--              BGE nach Dilthey-Modell Stand 2005
>  3.000,--               steuerfreies Enkommen
>  3.500,--               netto, steuerpflichtiges Einkommen
> --------------
>
>  7.400,--               netto, inklusive BGE pro Monat
>
>
> Bei Althaus/Pelzer (TG-M)
>
>    400,--               BGE
>  7.500.--               netto bei 25% Steuer aus 10.000
> -------------
>  7.900,--               abzüglich KV
> ./.200,--               KV-Kopfpauschale
> ------------
>  7.700,--               netto, inklusive BGE pro Monat
>
>
> Bei dieser Einkommenshöhe wird der Unterschied noch nicht als so gravierend
> wahrgenommen. Das ändert sich jedoch bei kleinen Einkommen:
>
>
> Einkommen 1.500,-- Euro pro Monat:
>
> Beim Dilthey-Modell:
>
>     900,--              BGE
>  1.500,--               netto für brutto
> -------------
>  2.400,--               netto, inklusive BGE pro Monat
>
>
> Althaus/Pelzer (TG-M)
>
>     800,--              BGE
>     750,--              netto bei 50% Steuer aus 1.500,--
> -------------
>  1.550,--               abzüglich KV
> ./. 200,--              KV-Kopfpauschale
> -------------
>  1.350,--               netto, inklusive BGE pro Monat
>
>
> Der Ordnung halber muß noch angeführt werden, daß beim Dilthey-Modell ein
> Kaufkraftverlust von 1,14 eintritt, so daß die 2.400,-- Euro netto nach
> heutigem Maßstab noch ca. 2.100,-- wert sind.
>
>
> Während alle gängigen lohnsteuerfinanzierten BGE-Modelle eine Umverteilung aus
> der Unter- und Mittelschicht heraus vornehmen, finanziert das Dilthey-Modell
> das BGE aus den nicht zu rechtfertigenden hohen Einkommen (leistungslose
> Einkommen).
>
>
> Soviel zum Teilaspekt Erwerbsarbeit und BGE.
>
> Quellen:
> http://psgd.info/index.php?view=current/presentations/bge/control&file=start&language=1&mn=4&n=3
> http://psgd.info/forum/thread.php?threadid=123
> http://www.d-althaus.de/index.php?id=52
>
>
> Matthias Dilthey
>
>
>
>
>
> Am Donnerstag, 4. Januar 2007 22:03 schrieb Manfred Bartl:
> > Hallo, Matthias!
> >
> > Ein wunderbarer Text ist Dir da gelungen! - Auch wenn Du behauptest,
> > "Autos sind schnell gebaut", und so mit meiner Konstruktion
> > kollidierst, mit der ich zeigen möchte, dass ein Einkommen von über
> > 10.000 Euro im Monat grundsätzlich nicht gerecht sein kann, indem ich
> > mir VW-Markenvorstand Wolfgang Bernhard vorstelle, wie er in einem
> > einzigen Monat sämtliche Metalle und Grundstoffe födert, die für den
> > Bau eines Autos benötigt werden, diese raffiniert und veredelt, formt
> > und zusammenbaut, von der intellektuellen Leistung der Konstruktion
> > ganz zu schweigen, und natürlich ganz allein und ohne ins Schwitzen zu
> > kommen :-)
> >
> > ABER (das musste ja kommen): Es ist nur die erste Hälfte des Textes,
> > oder? Nachdem Du festgestellt hast, dass "sich monetäre
> > Wertschöpfungen um so weniger Einzelnen oder einzelnen Gruppen
> > zuordnen lassen, je höher arbeitsteilig unsere Gesellschaft und unsere
> > Wirtschaft wird", und zwar umso schwieriger, je abstrakter sich ihre
> > "Arbeit" darstellt, was, wie Du eingangs schön erwähntest, den
> > Beziehern leistungslosen Auskommens nicht gefallen dürfte, sogar
> > analysierst, dass "in unserer heutigen extrem arbeitsteiligen Welt
> > jeder AUSSCHLIESSLICH für den anderern arbeitet", ist es doch nicht
> > einzusehen, dass nur "TEILE des Erwirtschafteten" durch eine
> > gleichmäßige Verteilung gerecht verteilt werden, oder?!! :-)
> >
> > Und wenn sich die "prinzipielle Gleichwertigkeit der Arbeit ableiten
> > lässt, weil der
> > biologische Energieumsatz eines Hilfsarbeiters sich nicht wesentlich
> > von dem eines Professors unterscheiden kann", dann sollte doch wohl
> > die SUMME des Erwirtschafteten durch eine gleichmäßige Verteilung
> > gerecht verteilt werden! Gewichtet möglicherweise nur noch nach
> > allgemeinem Arbeitseinsatz einerseits und Sonderbedürfnissen
> > andererseits.
> >
> > In meinen Augen sieht das aus wie eine moderne Definition des
> > Kommunismus - und das erfreut mich nicht wenig :-)
> >
> > Mit freundlichen Grüßen
> > Manfred Bartl
> >
> > On 1/4/07, Matthias Dilthey <info at psgd.info> wrote:
> > > Hallo Ronald, hallo Liste,
> > >
> > > zu diesem Thema als Anhang ein PDF (Auszug aus einem Vortrag) von mir,
> > > indem ich Deine Bedenken teile.
> > >
> > > Liebe Grüße
> > >
> > > Matthias Dilthey
> > >
> > > Am Donnerstag, 4. Januar 2007 19:27 schrieb rblaschke at aol.com:
> > > >  Das Sachsen-Anhaltinische "Bürgerarbeits"programm ist im Grunde nix
> > > > neues. Sachsen hat ähnliches bereits vor Jahren mit TAURIS angeschoben
> > > > (nach einer gestutzten Idee von Ulrich Beck, TAURIS war/ist formal
> > > > freiwillig - natürlich heiß begehrt aus der Not der Leute und der
> > > > "gemeinnützigen" Vereine heraus, war die Variante Alhi/ALG bzw.
> > > > Sozialhilfe plus Mehraufwandsentschädigung, also der flächendeckende
> > > > Test auf die 1 €-Jobs im SGB II, lief vom Finanziellen auf dasselbe
> > > > Niedrig(st)lohnexperiment wie in Sachsen-Anhalt hinaus, auch wenn der
> > > > Verdienst jetzt als Lohn und nicht als Stütze plus MAE gezahlt wird,
> > > > 800 € Brutto für 130 Stunden im Monat). Ich halte diese Projekte,
> > > > insbesondere das Sachsen-Anhaltinische, für eine politisch
> > > > vorbereitende Maßnahmen zur Einführung des totalen
> > > > workfare-Prinzips - keine Leistung ohne Gegenleistung. Und viele
> > > > Erwerbslose würden dies begrüßen, so wie die 1 - Euro - Jobs weggehen
> > > > wie "warme Semmeln" - das hat vielerlei verständliche Ursachen, wenn
> > > > auch politisch fatale Folgen (natürlich auch Absichten und gewollte
> > > > Folgen, insbesondere hinsichtlich der Auseinandersetzung innerhalb der
> > > > CDU - Bürgergeld für Bürgerarbeit oder Bürgergeld bedingungslos -).
> > > >
> > > >  Zu TAURIS, zum Thema gemeinnützige Beschäftigung versus
> > > > bürgerschaftliches Engagement sowie Grundeinkommen siehe meine beiden
> > > > Beiträge im archiv-grundeinkommen, die ich vor Jahren veröffentlichte -
> > > > arm, arbeitslos, aktiv und Das Ende der notwendenden Arbeit und
> > > > bürgerschaftliches Engagement.
> > > >
> > > >  Ronald Blaschke
>



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