[Debatte-Grundeinkommen] Die Wernersche Steuerlüge

Matthias Dilthey info at psgd.info
So Feb 25 08:36:49 CET 2007


Hallo Liste,

wenn denn die Sache so einfach wäre ...


Grundlage jeder rationalen unternehmerischen Entscheidung in einem 
marktwirtschaftlichen System ist das Erreichen einer möglichst hohen 
Kapitaleinsatzrendite.
Dabei ist zwischen kurzfristiger (Heuschrecken) und längerfristiger Rendite zu 
unterscheiden.

Alle anderen, die unternehmerische Entscheidung beeinflussenden Faktoren, 
stellen Beschränkungen dieser Hauptzielsetzung dar.
Z.B. Ein- und Austrittsschwellen, Anlagerisiko, fehlendes Know-How, 
Fortführung des Familienbetriebs aus Tradition, mangelnde Liquidität, etc.

Letztendlich ist unter Kapitaleinsatzrendite der Zins des von Privatpersonen 
bereitgestellten Geldes nach Abzug aller Steuern und Abgaben zu verstehen.
Hedge-Fonds (=Heuschrecken), Aktien und deren Derivate, aber auch das 
Sparbuch, der Bäckerladen oder die Schusterei stellen lediglich 
Zwischenschritte zur Erzielung der Kapitaleinsatzrendite dar.
Denn der Hedge-Fond z.B. hält zwar Anteile an Unternehmungen, wird aber selbst 
direkt oder indirekt von Privatleuten gehalten.



Steuern, egal welcher Art, haben lediglich drei Aufgaben:

1. Früher den Feudalherren, heute den Staatsapparat mit seinen Bediensteten zu 
finanzieren

2. Umverteilungen vorzunehmen (Steuerungsfunktion)

3. Infrastruktur bereitzustellen, damit der Staatsapparat finanziert werden 
kann


Das BGE stellt, das kann man drehen und wenden wie man möchte, eine negative 
Steuer dar; mit einem von der BGE-Höhe und der Art der Finanzierung 
abhängigen Umverteilungs-Effekt.



Wenn ich den Beitrag der "Werner´schen Steuerlüge" richtig verstanden habe, so 
wird Prof. Werner vorgehalten, daß sein Modell die Steuerungsfunktion (2) 
nicht ausreichend erfüllt.
Um das zu beurteilen, muß gefragt werden: Nicht ausreichend im Vergleich zu 
was? 

Im Vergleich zu Heute? Im Vergleich zum TG-M (z.B. TG-M-Derivate Althaus, KAB 
oder PDS-BAG)?
Nicht ausreichend im Vergleich zum Dilthey-Modell?


Klar dürfte sein, daß Götz Werner die Infrastruktur (3) ausschließlich durch 
den Inlandsverbrauch finanzieren läßt, denn die MwSt. ist per internationaler 
Definition eine Inlandsverbrauchssteuer.
Somit gehen Gewinne aus Exportgeschäften absolut steuerfrei an die 
Kapitaleigner, obwohl diese Exportunternehmungen in hohem Maß auf die 
Infrastruktur angewiesen sind.
Die Zeche zahlt der Endverbraucher.


Die Umverteilungswirkung des Werner´schen Modells von Oben nach Unten dürfte 
wesentlich größer sein, als bei den TG-M-Derivaten.
Die TG-M-Derivate erzielen die Umverteilung zum größten Teil aus der Belastung 
der Einkommen bis zur Transfer-Grenze und diese liegt im Bereich der unteren, 
mittleren Einkommensbereiche.
http://www.nefkom.net/dilthey.maximilian/Althaus-Abzug.jpg

Um das exakt nachrechnen zu können, würde man eine Umsatzverteilung über die 
Preise der einzelnen Güter benötigen. Diese liegt jedoch nicht vor.

Ich gebe jedoch zu bedenken, daß eine Jacht für 3 Mio. soviel Umsatzsteuer 
bringt, wie 10.000 Waschmaschinen a´ 300 Euro.
Rechnet man dann noch das hohe Werner-BGE von 1.500,-- Euro als Negativ-Steuer 
gegen, dürfte eine wesentlich sozialere Umverteilungswirkung von Werner 
(gemessen am TG-M) vorliegen.



Wesentlich bedeutender ist der Wegfall der Einkommensteuer bei Werner im 
Bereich der Privat-Investoren-Kapitalrendite.
Während die TG-M-Derivate dem Bäckermeister den größten Teil seines 
erarbeiteten Einkommens wegnehmen und umverteilen, beläßt Werner z.B. dem 
Meister seinen Ertrag.
Allerdings stellt Werner den Hedge-Fond steuerlich gleich mit einem 
Privat-Anleger. Das TG-M begünstigt den Hedge-Fond, weil der Fond bei 
Ausschüttung der Gewinne keine Steuer zahlt, der Privat-Anleger hingegen 25% 
(Althaus) Steuer zahlt.


Wir haben das Werner-Modell diesbezüglich noch nicht exakt durchgerechnet, 
denn Werner verschiebt (über die Kapitalrendite) die Möglichkeiten der 
Kreditbeschaffung in unerträglichem Maß zu Gunsten der Aktiengesellschaften.

Nicht börsennotierte Unternehmungen haben bei Werner keine Möglichkeit der 
Fremdkapital-Beschaffung mehr, denn das Werner-Modell verschiebt die 
Kapital-Rendite in unerträglichem Maß zu Gunsten der Kapital-Anlagen, so daß 
dieses Modell in der jetzigen Form rundherum abzulehnen ist.


Leider sind die Zusammenhänge etwas komplizierter als das Brötchen!


Matthias Dilthey






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