[Debatte-Grundeinkommen] Medien

Joerg Drescher iovialis at gmx.de
Mi Feb 21 09:40:55 CET 2007


Hallo zusammen,

da mich mehrere Emails außerhalb der Liste zu meiner Kritik an "Direkter
Demokratie" erreichten, will ich hier das Thema Medien in den Raum stellen.
Um Vorwegzunehmen, daß ein Bezug zum BGE besteht, will ich diesen damit
begründen, weil das BGE nur langsam in den Medien auftaucht.

Medien gelten allgemein als vierte Macht im Staat. Durch das Grundgesetz
(Art. 5 - Meinungsfreiheit) sind Medien weitgehenst frei in ihrer
Berichtserstattung (teilweise wird von Staatsorganen empfohlen, wie
berichtet werden soll). Doch unterliegen Medien marktwirtschaftlichen
Gesichtspunkten und deshalb wird berichtet, was sich verkaufen läßt - damit
ist eine erste "Unfreiheit" der Medien gegeben.

Wer glaubt, daß wir unabhängig informiert werden, vergißt, daß jeder Bericht
durch die subjektive Brille des Autors geschrieben wurde, dann durch die
subjektive Sicht eines Redakteurs geht und letztlich durch die Subjektivität
des Chefredakteurs freigegeben wird. Dabei sind alle Subjekte darauf
bedacht, daß sie ihrem eigenen Ansehen nicht schaden, um weiter machen zu
können. Sensationen und was die Bevölkerung interessiert (bzw. interessieren
könnte) beeinflussen durch die marktwirtschaftliche Abhängigkeit die
Berichterstattung wesentlich.

Demokratie lebt nun vom Mitmachen. Mitmachen beruht aber auf Information -
und wie dargestellt, zweifle ich die Informationsfreiheit sehr stark an (in
der Ukraine habe ich live miterlebt, was passiert, wenn Medien nicht alles
berichten und gezielt falsch informieren, bzw. erst gar nichts erzählen).

Das Internet nimmt bei den Medien eine besondere Rolle ein. Hier kann jeder
schreiben und sagen was er will. Darunter leidet die Vertrauenswürdigkeit.
Informationen werden im Internet leider oft halbwissentlich dargestellt -
dies passiert teilweise bewußt, teilweise unbewußt. Welchen Informationen
kann man denn trauen, die da im Internet herumschwirren? Eine private Page,
die ziemlich unprofessionell aussieht kann Aussagen enthalten, die wahr
sind - umgekehrt: eine HP, die professionell aufgemacht ist, kann
Falschinformationen streuen. Was ist dabei wahr und wie findet man heraus,
welchen Inhalten man wirklich trauen kann?

Was hat das nun mit dem BGE zu tun?

Die Medien könnten (wenn sie denn wollten) viel weitreichender über die
BGE-Idee berichten und Aufklärungsarbeit leisten. Daß dem nicht so ist,
zeigt relativ deutlich, daß die Medien nicht unabhängig sind. Götz Werner
machte mit ca. 250.000 Euro eine Werbekampagnie und schaltete Anzeigen. Erst
diese Finanzspritze erhöhte die Bereitschaft, über seine BGE-Idee zu
berichten. Die BGE-Idee wird seit den 68'ern von verschiedenen Personen in
der alternativen Bewegung immer wieder diskutiert. Den ersten Schub bekam
diese Idee, als das "Wirtschaftswunder" der 50er/60er nachließ und es zur
ersten Ölkriese in den 70ern kam. Es sind über 30 Jahre vergangen und wir
diskutieren immer noch über Grundlagen, welche durch Medien längst hätten
verbreitet sein können. Wir denken über Dinge nach, die schon gedacht
wurden, aber noch keine Verbreitung gefunden haben. Das BGE könnte seit den
80ern Wirklichkeit sein.

Bevor ich (wieder) ein ewig langes Essay schreibe, will ich es erstmal dabei
belassen und das bisher gesagte zur Diskussion stellen.

Das Thema Medien ist im Zusammenhang mit BGE und vor allem mit Demokratie
äußerst wichtig.

Viele Grüße aus Kiew,

Jörg (Drescher)




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