[Debatte-Grundeinkommen] Was ist nach Einführung des BGE?

Peter Voss vossp at tdcadsl.dk
Do Feb 15 13:27:00 CET 2007


Jørg Drescher fragt nach der Situation nach Einführun eines BGE.

Pragmatisch betrachtet erst einmal garnichts. 

Aber davor wird sehr viel geschehen sein: die mehrjährige Umstellung auf die dann schrittweise erfolgende Umstellung. 

Die socialen Aufpasser, 25 %, etwa werden aus Altersgründen ausgeschieden sein, die anderen hat man umgeschult auf tätige Hilfe für die sogenannte Restgruppe, die dann die heute manglende Auf-merksamkeit erhälten wird, was sicher den jungen Menschen, die vom Abdriften bedroht sind und den Kinder und damit der gesamten Gesellschaft von Nutzen sein dürfte.

Das Steuersystem wird stark verändert sein. Aber das Kapital wird erst einmal ungeschoren davon kommen gekommen sein.

Um auf den ersten Satz zurückzukommen, so werden die Menschen arbeiten, um Ihre Individualitätsansprüche finanzieren zu können. Die Art der Arbeitsverhältnisse wird sich ändern: es wird weniger Sicherheit geben, dafür aber mehr offene Möglichkeiten, bezahlter Tätigkeit nachzugehen.

Am wichtigsten wird sein, dass es keine einschränkenden Verbote mehr geben wird, neben dem BGE, wie jetzt beim Erhalt von Arbeitslosenunterstützung oder Wohlfahrtsleistungen, nicht  - und schon garnicht gegen Entgelt - arbeiten  zu dürfen. Dieser Punkt ist es denn auch, der dafür sorgen wird, dass es den Menschen wieder opportun erscheinen wird es zu wagen, Möglichkeiten in ihrer persönlichen Zukunft zu sehen und evt. wahrzunehmen. 

Wir werden es nach der Einfürhung eines BGE mit dem Abschluss eines riesigen Bogens zu tun haben, der darin besteht, dass wieder ein grösserer Teil der Befølkerung in eine Art einer nur soscheinender
altertümlicher Selbstversorgung mit ausreichendem Gehalt Grundlage der Gesellschaft sein wird. Dies könnte der Scheinselbständigkeit ähneln, wird aber eine ganz andere Qualität haben, besonders wenn auch für die dann selbständigen Tätigkeiten ein Mindestlohn erzwungendermassen wirksam sein wird. (Ich habe schon 2005 in diesem Gremium i9n anderem Zusammenhang beschrieben, wie man dies erreichen kann. Obendrein kann man die Strategien der eksistierenden Meisterverbände, die angefragten Aufgaben einer Zentrale mitzuteilen, zu eigen machen). Es wird mehr noch als heute die Nachfrage nach dem Inventeur bzw dem Innovateur dringlich sein.
Man wird nur beizeiten lernen müssen, dass dies nur mit sehr grossem Investitionseinsatz (ich denke hier nicht an die Besiedelung des Weltraums und ähnlicher Kapitalismuserhaltungsmassnahmen) zu ermöglichen sein wird, der dann um seine Grössenordnung mit dem des BGE kämpfen wird.  

Der Abschluss ein Zeitalter-Lebenszykluses, der auf reichlich verfügbarer Energi fusste, wird vermutlich mit der Einführung eines BGE zusammenfallen. Dann wird Industriearbeitskraft an zentralen Plätzen nicht mehr im gleichen Umfang gefragt sein, und man wird sich versucht sehen, die Menschen mit dem GBE, und dadurch den Aufruhr verhindernd, wieder in Eigenverantwortlichkeit zu verarbschieden, wohl wissend, dass diese nicht mehr wie in der vorbismarckschen Zeit aussehen kann. So weit sind wir denn doch schon gekommen, trotz der mittlerweilen Widerkehr des wilden Liberalismus'.

Hiermit hätte ich denn auch meiner einleitenden These, dass nicht geschehen sein werde, wiedersprochen. So kann man sich selbst durch das Schreiben eines Textes eines anderen belehren.

Mit freundlichem Gruss
Peter Voss





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