[Debatte-Grundeinkommen] Debatte-grundeinkommenNachrichtensammlung, Band 23, Eintrag 37

Joerg Drescher iovialis at gmx.de
So Feb 11 20:50:01 CET 2007


Hallo Florian,

also, es besteht sehr wohl ein Zusammenhang zwischen BGE und Energie (wobei
wir wieder bei der physikalischen Frage wären). Und das Thema "Brot", bzw.
"Mobilität" hatte ich hier auch schon einmal vorgebracht, weil es in der
Ukraine zu Sowjetzeiten als Grundbedarf durch Staatssubventionen günstig
gehalten wurde. Im Realkommunismus der Sowjetländer gab es eine Definition
des Grundbedarfs.

Auch vor dem Hintergrund, daß sich die Wertschöpfung durch Energie bemessen
läßt, macht diese Grundsatzfrage durchaus interessant. Das Thema Energie hat
mehr mit dem BGE zu tun, wie es den Anschein hat. Erst durch Energie kommt
es nämlich zu Wert und Mehrwert (ich verweise auf meinen Aufsatz über die
ernährungswissenschaftliche Betrachtung eines Grundeinkommens).

Zudem hängt das Klima von der Energiefrage ab. Energie wird wiederum für die
Wirtschaft gebraucht. Wirtschaftswachstum benötigt mehr Energie. Manche
gehen davon aus, daß Wirtschaftswachstum zu mehr Arbeitsplätzen führt. Und
schon wieder sind wir beim BGE, das dem Zwang, Arbeitsplätze zu schaffen,
entgegenwirken soll.

Abgesehen davon ist die Frage nach Energie mindestens seit Entstehung des
Lebens eine fundamentale Frage des Überlebens. Wer es im Überlebenskampf
schaffte, den Energiehaushalt im Griff zu haben, hatte einen evolutionären
Vorteil. Das Blattgrün (Chlorophyl) waren ursprünglich eigenständige
Organismen, die als "Sklaven" in anderen Organismen zu arbeiten begannen.
Ähnlich verhält es sich mit den "Kraftwerken" (Mytochondrien)
sauerstoffbasierter Lebewesen, die fähig sind, den eigentlich agressiven
Sauerstoff zu nutzen. Die Menschheitsgeschichte ist nicht, wie Marx
behauptete, eine Geschichte des Klassenkampfs, sondern ein Kampf um Energie.
Ging es vor der industriellen Revolution um Nahrungsmittel, ist es seither
ein Kampf um Energieressourcen.

Aus diesem Grund halte ich die Diskussion über das Thema Energie im
Zusammenhang mit dem BGE durchaus für sinnvoll.

Jörg (Drescher)



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Sent: Sunday, February 11, 2007 9:05 PM
Subject: Re: [Debatte-Grundeinkommen]
Debatte-grundeinkommenNachrichtensammlung, Band 23, Eintrag 37



Hallo Rüdiger,
hallo Jörg,

überhaupt nicht d' accord! Seht Ihr den Widerspruch nicht?:

Hie: ein bedingungsloses Einkommen, BGE - da: Stromzuteilung unter der
Bedingung, dass er für den Grundbedarf genutzt wird, also Differenzierung.

Gerade der "Wegfall der Bedingung" ist doch die eigentliche Innovation an
unserem BGE-Modell, was bedeutet: keine Bürokratie, keine Überprüfung, keine
Grenzen, keine Conditio!

Und ihr wollt opportunistisch beim erstbesten politischen Thema (Energie)
die "Bedingung" und die wissenschaftlich-bürokratische Kontrolle wieder
einführen. Demnächst kommt ein irgend anderes Thema auf die politische
Tagesordnung, das Thema Brot, das Thema Auto (Grundbedürfnis Mobilität!),
das Thema Suppenschüssel, das Thema Kindergarten - und schon stürzt Ihr Euch
darauf und differenziert gerecht (!), und schon haben wir 18
Wirtschaftsminister, also riesige Wirtschaftsbürokratien, so wie in der DDR.

Lieber nicht! Deshalb bleibt bitte beim Thema BGE! Es ist so gut und so
schön!

Florian Hoffmann




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