[Debatte-Grundeinkommen] Das BGE und die Volkswirtschaft

Joerg Drescher iovialis at gmx.de
Sa Feb 10 15:53:05 CET 2007


Hallo Klaus,

bevor es wieder ellenlang wird, hier also kurz die Zusammenfassung, was wir
(Matthias und ich) bisher als Wirtschaftsmodell herausgearbeitet hatten:

Vorweg: Alle Menschen benötigen ein Auskommen (Grundbedarf) und haben damit
ein Recht darauf (BGE-Legitimation)

1. Alle Menschen konsumieren (egal nun, um ihren Grundbedarf zu decken oder
für Luxus)
2. Manche Menschen haben wenig bis kein Einkommen (nicht genug für 1)
3. Manche Menschen haben ausreichendes bis überdimensioniertes Einkommen
(durch vorhandene Produktionsmittel, wie Maschinen, Grundstücke,
Arbeitskraft, Rohstoffe, vorhandenes Geld usw.)

Ich vermisse bei Dir die Produktion, bzw. Produktionsmittel - irgendwer muß
das aus irgendetwas herstellen, was wir konsumieren können (ein Auto und
dessen "Zutaten" wächen nicht auf Bäumen). Der Kommunismus hat gerade dieses
Manko erkannt, daß die vorhandenen Produktionsmittel nicht gleich verteilt
sind. Damit war der Ansatz geboren, daß kein Mensch Produktionsmittel
besitzen darf, sondern alle Menschen (in Form des Staats) die Besitzer der
Produktionsmittel sind. Das Projekt hat allerdings nicht so ganz
funktioniert.

Nun weiß ich nicht, ob Du schon Mitglied der Liste warst, als ich ein PDF zu
diesem Thema veröffentlicht hatte. Es trug den Namen NVWL (neue
Volkswirtschaftslehre) und definierte anhand obiger Grundannahme Arbeit,
Auskommen, Einkommen, Wohlstand, Wertschöpfung und Mehrwert (auf einer
A4-Seite) als Thesen. Du kannst das PDF hier herunterladen:
http://www.iovialis.org/download

Bei UDZ hatte ich auch schon einmal versucht, die Finanzierung eines
Grundeinkommens anhand dieser Grundsatzüberlegung aufzuzeigen (dabei handelt
es sich weitgehenst um Auszüge aus den Artikeln, die Du unter oben stehendem
Link herunterladen kannst):
http://forum.unternimm-die-zukunft.de/viewtopic.php?t=855

Damit hoffe ich auch, die ausstehende Antwort auf die Selbstregulierung
gegeben zu haben, weil es sich aus den Darstellungen ergibt ;-)

Die Grundlagen gibt's auch "filmisch" (Wirtschaft ist am Ende):
http://video.google.de/videoplay?docid=-5692658444080533254

Viele Grüße aus Kiew,

Jörg (Drescher)


----- Original Message ----- 
From: "Klaus-Dieter Birkholz" <kdbirkholz at yahoo.de>
To: <info at psgd.info>; <debatte-grundeinkommen at listen.grundeinkommen.de>
Sent: Saturday, February 10, 2007 3:47 PM
Subject: Re: [Debatte-Grundeinkommen] Das BGE und die Volkswirtschaft


Hallo Matthias,

ich sehe das ganz ähnlich. Es scheint mir notwendig eine Begriffsdefinition
nebenher laufen zu lassen, an der jeder mitarbeiten darf. Damit könnte
verhindert werden, dass die Diskussion zerredet wird. Wenn dann am Ende
niemand mehr etwas dazu schreibt, könnte es daran liegen, dass bereits
zuviel geschrieben wurde ...

Meine erste Idee war nicht, eine fertige Idee zu präsentieren. Auch nicht,
die einzig wahre Lösung aller menschlichen Probleme zu finden, sondern den
winzig kleinen Teil BGE möglichst einfach und diskutieren, die Ideen anderer
zu meinen Ideen zu ergänzen und eine Art Optimum für das Teilproblem zu
finden. Es steht außer Frage, dass man z.B. über Aldi und Restaurantbesuche
und den Besuch eines Feldes sprechen kann, auf dem man selbst Getreide
erntet. Es ist auch richtig, dass man über den Anteil der automatisierten
Produktion in einer Volkswirtschaft sprechen muss, aber vielleicht noch
nicht bei der volkswirtschaftlichen Begründung, warum ein BGE funktionieren
kann. Bei der ganz groben Planung, die da heißt:

Die Bevölkerung in einer Volkswirtschaft hat Bedürfnisse, die befriedigt
wollen. Dazu sind auch (nicht nur) Produkte und Dienstleistungen notwendig,
die in einer Volkswirtschaft produziert werden (egal, ob überwiegend von
Menschenhand oder durch Maschinen). Die Produktion liegt deutlich über dem
Grundbedarf (der wie gesagt anpassbar und nicht konstant ist). Mit einer
Steuer, die auf alle Produkte und Dienstleistungen erhoben wird (auch die,
die nicht zum Grundbedarf gehören), ist der Grundbedarf finanzierbar.

Ich versuche daraus mal eine Struktur aufzubauen:

1. Feststellung:
Bevölkerung hat Grundbedürfnisse
Bevölkerung hat Luxusbedürfnisse

2. Feststellung:
Prod./Dienstl. befriedigen Grundbedürfnisse
Prod./Dienstl. befriedigen Luxusbedürfnisse

3. Feststellung:
Staat bekommt Geld (Steuern auf Tauschvorgang)
Prod./Dienstl. kosten Geld (Tauschvorgang)

4. Feststellung:
Staat verteilt Geld an Bevölkerung, um Grundbedürfnisse zu befriedigen.
Bevölkerung arbeitet für Geld, um Luxusbedürfnisse zu befriedigen.

Wesentliche Frage:
Können die Steuern auf befriedigte Luxusbedürfnisse den
'Nicht-Steuer-Anteil' an Grundbedürfnissen finanzieren?

Stellschrauben für den Staat:
- Höhe der Steuer auf Prod./Dienstl.
- Höhe der Grundbedürfnisse


F: Warum versuche ich, diese Struktur aufzubauen?
A: Vielleicht sprechen daraufhin alle, die über ein BGE sprechen, mit
gleichen Worten. Vielleicht steht am Ende eine Art Modell, ein einfaches
Modell (nicht festgelegtes und unabänderbares Modell), an dem sich die
Diskussion entlang ziehen kann. Ich sehe mich am Ende dieses Diskussions und
Definitionsprozesses als einer, der anderen Mensch nachvollziehbar einfach
eine Idee nahebringt. Wenn der Angesprochene Interesse daran hat, weil er
für sein Leben und seine Ziele einen Vorteil erkennt, dann kann ich
dem-/derjenigen Details erläutern ... oder auch einfach herausfinden, ob
die-/derjenige es aus nachvollziehbaren Gründen für nicht realisierbar hält.
Diese kann ich dann in die Weiterentwicklung des Modells investieren.

Ich möchte keine Kilometerlangen Texte, die sich nie wieder jemand
durchliest, wenn ich auch selber manchmal welche verfasse ;-)

Da das BGE noch nicht Realität ist, sondern eine Realutopie, hoffe ich, dass
ich auf diesem Weg einen kleinen Beitrag leisten kann. Wenn sich jemand eine
schöne (bildliche) Darstellung zu entwerfen zutraut, würde ich mich riesig
darüber freuen. Ich werde es selbst auch versuchen.

Liebe Grüße
Klaus

PS. Ich denke, es ist sinnvoll, weiterhin über eine solche Liste zu
arbeiten. Erst die Ergebnisse könnten dann in einem Forum erscheinen.
Abgestimmt von allen Moderatoren (also möglichst demokratisch und
überparteilich)




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