[Debatte-Grundeinkommen] Beitrag debatte Grundeinkommen

Enrico Weigelt weigelt at metux.de
Fr Aug 10 01:29:39 CEST 2007


* Lohengrin-Verlag <Lohengrin-Verlag at t-online.de> schrieb:

'nabend,

> Wenn die FDP fürs GE ist, dann nur, weil sie den Sozialstaat 
> mit einem neoliberalen Salto abschaffen will.

Kinder, wenn Ihr ewig diese sinnlosen Sandkastenschlachten
fürt, wird's wohl nie zu einem vernüftigen GE kommen.
Das freut all jene, die Angst davor haben, zB. eine 
gefräßige und verschwenderische Bürokratie, deren
Nutzlosigkeit dann nicht mehr zu verleugnen ist, oder auch
die von Armut profitieren, ebenso wie jene religiöse 
Fanatiker, die den Wert eines Menschen an seiner (finanziell
meßbaren) Arbeitsleistung festmachen.

Mir persönlich ist es relativ egal, aus welchen Gründen
jemand für das GE ist, Hauptsache wir ziehen an einem Strang
und bringen das endlich ins Rollen !

> Dass viele andere nicht bemerken können, dass in den Großkonzernen 
> die Ägyptische Pyramide sozial ihre Auferstehung feiert und dies 
> immer mehr Menschen am eigenen Leibe erleben, dass ist die Realität.

Ich vermisse einen Zusammenhang zum Thema GE.

Wir können gern an anderer Stelle über soziale Strukturen 
und Gruppendynamiken diskutieren. Aber mir persönlich ist 
das Thema relativ egal, weil ich weder dort beschäftigt 
noch beteiligt bin.

> Stelllen wir uns einmal vor: wir als Grüße fordern GE nicht nur für 
> die Bundesbürger, sondern auch für die Menschen am Viktoria-See in 
> Tansania!! Für die Menschen in den Slums von Buenos Aires!! Für die 
> Bauern und Bäuerinnenin China!!!

Solche Forderungen kann ich nicht ernst nehmen. Wahr ist aber leider, 
daß wir Deutsche immernoch (in etwas anderer Form) Reparation
an die ganze Welt abzudrücken haben, Spionageposten für die 
kriegerischste Nation der Welt dulden und diesen auch noch umfangreich
militärische Resourcen zur Verfügung stellen.

> Seien wir uns klar, das sozialpolitische Konzept der Spitze unserer 
> lieben Partei (BuVo und Fraktion in Berlin) wollen Deutschland zum 
> Zentrum des internationalen Währungshandels machen (Z. B.). (siehe 
> Arbeitspapier zur Sozialpolitik vom Frühjahr).

Quellen ?

> Eine soziale Grundforderung der Gegenwart IST die langsame Trennung 
> von Arbeit und Einkommen. Dies ist nicht von einem Tag auf den anderen 
> machbar. 

Das größte Problem ist derzeit wohl die Blocke in den Köpfen
der Menschen. Es kann ja nicht sein, daß man Leben darf ohne zu 
arbeiten und sich der Wert eines Menschen nicht mehr an seiner
(Lohn-)Arbeit festmacht. Besonders aus Gewerkschaftskreisen muß
man öfters sehr komische Ansichten vernehmen. Da werden teils noch 
heute abstruse Dinge wie ein "Recht auf Arbeit" gefordert.

Technisch/Juristisch wäre das eigentlich relativ leicht zu realisieren.
Wir könnten uns ja gern hier auch endlich mal über konkrete 
gesetzliche Regelungen unterhalten. Da würde auch endlich mal was
passieren.

> Es ist auch keine ausgedachte kommunistische Idee. 

Ja, eigentlich eher ein liberaler Gedanke.
Denn nur wer sich nicht um seinen Lebensunterhalt sorgen muß,
kann wirklich frei sein.

> Ein Beispiel: ich erzählte einem Werftbesitzer (Ein-Mann-Betrieb) 
> vom GE. Er arbeitet seit etwa 25 Jahren 6 Tage in der Woche und pro 
> Tag so ca. 1-14 Std.) Er meinte: "das wäre ja toll, so ca. 100 EUR GE 
> zu haben. Zitat: ich würde genau so viel arbeiten, wie vorher aber, 
> die verdammte Angst wäre nicht mehr da."

Richtig, das ist der Knackpunkt. Gerade wir Selbstständige haben
immer das Problem, daß praktisch über Nacht auch die Aufträge
wegbrechen können oder Kunden schlicht nicht bezahlen (wollen). 
Als Angestellter genießt man da enorm große Schutzrechte, 
zB. lange KF'en, direkte Vollstreckbarkeit des Gehalts (auch ohne 
erwiesene Leistung), hohe Pfändungsgrenzen, uvm.
Der Selbstständige steht da aber allerlei Risiken gegenüber.
Bleibt das Einkommen aus, geht nicht nur die Firma kaputt, 
schnell steht man auch ohne Krankenversicherung da und wer noch 
Schulden hat, dann ist Hungern angesagt.

Mit einem (nicht pfändbaren) Grundeinkommen sind diese Probleme
vom Tisch. Es gibt immer eine solide Lebensgrundlage, die noch
dazu einen Bruchteil der heutigen "Sozialsysteme" kostet. Damit 
können viel mehr Menschen das Risiko der Selbstständigkeit 
auf sich nehmen und die Wirtschaft wächst wieder (was dann auch
die Steuereinnahmen verbessert). 

Ich kenne wirklich keine (plausiblen/fundierten) Gründe warum
man nicht für ein GE sein sollte (abgesehen man ist Teil des
Bürokratiemolochs und fürchtet um seine zweifelhafte 
Daseinsberechtigung).

> Beweis: Wenn über 90% einer Bevoölkerung meinen, man lebt, um 
> Geld zu verdienen, man bekommt Geld für Arbeit und man arbeitet, 
> um zu leben, DANN HABEN WIR EIN KULTURPROBLEM UNGEHEUREN AUSMASSES.

Sollte das verwundern ?
Die grasende Herde wird doch seit gut 2000 Jahren ununterbrochen
darauf konditioniert.


Gruß
-- 
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 Enrico Weigelt, metux IT service -- http://www.metux.de/

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