[Debatte-Grundeinkommen] Klaus Jäger und einige Antworten

"lächelnjetzt" axel.tigges at gmx.de
Mi Sep 13 06:39:03 CEST 2006


Hier möchte ich meine Meinung dazu einfließen lassen: KLaus Jäger K.J.
Axel Tigges A.T.

K.J.Ein sozusagen philologischer Streit über Begriffsdefinitionen oder Etymologie würde uns m. E. nicht viel bringen in der Auslotung des gesamtgesellschaftlichen Problems "Grundeinkommen".
Denn unsere Mitbürger wissen schließlich ziemlich genau, was sie unter Arbeit, und was sie unter Einkommen verstehen. Dass das eine mit dem anderen zu tun hat, ist eine Lebenserfahrung, die Millionen machen, deshalb aber nicht dazu neigen, diese Begriffe zu verwischen. Ein Traum
dieser unserer Gesellschaft ist es doch, hohes Einkommen ohne Arbeit zu haben - Die Teilnahme von Millionen an der wöchentlichen Lottoziehung, die ja eben für die Mitspieler dieses Ziel verfolgt, beweist es.

A.T. Ja, die Menschen streben danach nicht mehr arbeiten zu müssen, das ist ja auch der Fall, weil sie immer mehr Maschinensklaven entwickeln, die sie von eintöniger Arbeit befreien sollen, ob das der Geldautomat, oder die Waschmaschine ist. Doch ich würde nie daraus schließen, dass der Mensch dann nichts mehr arbeiten möchte, so muss Arbeit und Einkommen getrennt werden, eine andere Möglichkeit für bedingungslose Entscheidungsfreiheit, welche Arbeit ich machen möchte, sehe ich nicht.  

K.J.Mir sind auch die eher solipsistischen (selbstbezogenen) Aspekte  fortgeschrittener  Philologie  bekannt, - doch führen sie uns eher auf Nebenwege in dieser Debatte.
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Ich stimme allerdings beiden Diskutanten zu in ihren Analysen: Herr Schultz schrieb von der "fehlerhaften Abbildung der Wirklichkeit durch Statistiken", Herr Dilthey schrieb von der besagten "wirtschaftstheoretisch und philosophischen Grundlage" , auf die das Grundeinkommen zu stellen sei.

Statistiken bilden sicherlich die Wirklichkeit ungenau ab; ansonsten wäre ein richterliche  Prüfung von Anschuldigungen gar nicht  Rechtspraxis geworden, denn man könnte immer mit einem "Statistikwert" argumentieren, um jemanden einfach zum Verbrecher zu stempeln.
Z. B. so: "Der Urgroßvater war schon Verbrecher, der Apfel fällt nicht weit vom Stamm - da ist es wahrscheinlich, dass auch der Nachkomme da ein Verbrecher ist." oder: "Seine Gene zeigen eine erhöhte Anfälligkeit für kriminelle Energie." oder "Die Juden sind ein böses Volk" und so weiter und so fort. Das wäre allerdings falsch, weil es sich um nichts als Vorurteile handelt.
A.T. Auch hier dürfen wir nach den systemischen Untersuchungen, die A.A. Schützenberger in ihrem Buch: Oh, meine Ahnen gezeigt hat, nicht das Kind mit dem Bade ausschütten, durch ihre Geneogramme zeigt sie, dass sehr wohl Wiederholungen der Geschichte stattfinden, wenn wir nicht neue Einsichten gewinnen, und praktizieren, so behaupte ich, dass Hartz 4 möglich ist, weil Menschen sich anpassen, was sie im Nationalsozialismus bis zur völligen Vernichtung auch getan haben. Und wenn Müntefering öffentlich verkündet: Wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen. Dadurch wird deutlich, dass er noch nichts aus der Geschichte gelernt hat. Und wenn die Regierung sich darüber freut, dass sie Einsparungen im Arbeitslosengeld II erzielen konnten, dadurch wird klar, wie die Ärmsten der Armen getreten werden, von denen die ein Bürgergeld von 7000 Euro pro Monat und mehr beziehen. 

K.J. Die philosophische Grundlage, auf der das Grundeinkommen  stehen sollte, ist meines Erachtens  der Respekt vor jedem Menschen; die Achtung seiner  Menschenwürde und seiner Menschenrechte.

A.T. Das sehe ich genauso, doch dazu bedarf es Freiheit, Gleichheit und Solidarität, als Grundlage und das haben wir bis heute noch nicht. Und eine Partei, die nicht wie früher die Bürgermeister und Stadträte ehrenamtlich arbeiten, werden das auch nicht lösen können, da durch die Gewinn-, wie Verlustmöglichkeiten also bei fehlender Fraktionsdisziplin(Zwang) immer wieder Art 38,1GG das Gewissen verraten wird. So wie wir auch sehen, dass Gruppenmitglieder, die heute schon ein hohes Bürgergeld von Staat bekommen, sich nicht bedingungslos für ein ausreichendes Bürgergeld  einsetzen, sondern durch Zusatzsteuern ihre eigenen Pfründe sichern wollen. Wenn wir jedoch Demokratie ernst nehmen würden, wüssten wir ca. 80% sind für ein bedingungsloses ausreichendes Grundeinkommen, wodurch sie ihre Würde ohne Gängelung von oben erhalten könnten, und so an der Basis die Dinge selbstbestimmt regeln können, was ihnen bislang immer stärker entzogen wurde, bis hin zu Strafen, 
 weil sie ihre Hühner ins Freie gelassen haben, obwohl keine Vogelgrippe nachgewiesen werden konnte. 

K.J.Ich will hier nicht klugscheißerisch sein, aber es ist mir wichtig, hier auf die Übersetzung des Wortes Philosophie hinzuweisen: Liebe zur Weisheit.
Neulich fragte mich jemand, was Weisheit eigentlich sei. Ich antwortete:
Lebensbejahung - trotz erlittener Übel.

A.T. Dem kann ich nur voll zu stimmen und ich suche Menschen mit Einkommen, die heute schon so solidarisch sind und Menschen unterstützen, die sich in diese Richtung hin entwickeln wollen, jedoch aus finanziellen Gründen das nicht können: http://www.imago-paartherapie.com/LAFA/html/lachbruecke_frameset_de.html

K.J. Aber selbstverständlich berührt die Frage des Grundeinkommens auch wuchtige Begriffe wie Gerechtigkeit, Sozialer Frieden, Hoffnung, Chancengleichheit - und sie wirft weitere Fragen auf: nach der Natur des Menschen; nach seiner Zivilisierung in Zeiten des Terrors (auch ökonomischer Art), seiner Sozialisation, seinen Werten - kurz: seiner Menschlichkeit. Und nach den Bedingungen, unter denen Mitmenschlichkeit überhaupt erst möglich wird. Eine der Bedingungen, die zu erfüllen wären, um die Mitmenschlichkeit zu fördern, wäre ein bedarfsgerechtes  Grundeinkommen. Denn das würde den Menschen die sozialen  Ängste vielleicht nicht völlig nehmen, aber ihnen doch große Sicherheit in der Lebensplanung geben. Menschen , die keine Angst vor Armut und Isolation  haben müssen, weil sie ein Grundeinkommen haben, das ihnen niemand  nimmt, würden entspannter leben können. Entspannung fördert bekanntlich das Wohlbefinden von Lebewesen.
A.T. dem kann ich nur zu 100% zustimmen, um dahin zu kommen, bedarf es einer Freude, die durch Zwecklosigkeit geprägt wurde, hier eine Geschichte dazu:
 Friedrich Nietzsche und die kulturellen Auswirkungen des bedingungslosen Grundeinkommens.
Was haben wir gemein mit der Rosenknospe, 
   welche zittert,
 weil ihr ein Tropfen Tau auf dem Leibe liegt?
    Es ist wahr: wir lieben das Leben, nicht, weil wir
ans Leben, sondern weil wir ans Lieben gewöhnt
sind.
    Es ist immer etwas Wahnsinn in der Liebe. Es ist
aber immer auch etwas Vernunft im Wahnsinn.
    Und auch mir, der ich dem Leben gut bin, scheinen
Schmetterlinge und Seifenblasen und was ihrer Art
unter Menschen ist, am meisten vom Glücke zu wissen.
    Diese leichten törichten zierlichen beweglichen
Seelchen flattern zu sehen - das verführt Zarathustra
zu Tränen und Liedern.
    Ich würde nur an einen Gott glauben, der zu tanzen
verstünde.  
Also sprach Zarathustra von Friedrich Nietzsche
             

 Wenn ich ihm in alle Stille zuhöre, dazu in tiefer Sympathie, so dass ich in eine Art Einklang falle, dann, und nur dann, besteht die Möglichkeit, diesen seltsamen Mann  Zarathustra zu verstehen. 
Es ist leicht Jesus zu verstehen, es ist leicht Gautam Buddha zu verstehen, es ist sehr viel schwieriger Zarathustra zu verstehen, weil niemand so wie er gesprochen hat. Niemand kann so gesprochen haben wie er, weil sie alle auf der Suche nach Anhängern waren. 
Er war nicht auf der Suche nach Anhängern, er war auf der Suche nach Gefährten, nach Freunden, nach Reisegenossen. Er war nicht auf der Suche nach Gläubigen. Er ist nicht bereit, Dinge zu sagen, nur damit er mir gefällt, nur damit es mir in den Kram passt. Er ist nur da zu sagen, was seiner Erfahrung getreu ist. Selbst wenn ihm niemand zustimmt, selbst wenn er alleine gehen muss, und er keinen  Gefährten und keine Reisegenossen findet, wird er trotzdem die Wahrheit sagen und nichts als die Wahrheit. 
Was habe ich  gemein mit der Rosenknospe, welche zittert, weil ihr ein Tropfen Tau auf dem Leibe liegt? 
Ich habe schon einmal in der frühen Morgensonne ein Rosenknospe gesehen, mit einem Tautropfen darauf, glänzend von den sanften Strahlen der Sonne. Fast wie eine Perle… und die Rosenknospe tanzt im Wind. Er fragt,  mich was haben ich gemein mit der Rosenknospe, welche zittert, weil ihr ein Tropfen Tau auf dem Leibe liegt? Hier gibt es keine Bedeutung, keinen Zweck – in dem Sinne, wie Zweck auf dem Marktplatz verstanden wird. Aber eine Rosenknospe ist ungeheuer freudig. – der Tautropfen und die aufgehende Sonne und der Morgenwind. Der Augenblick ist wertvoll es ist ein Augenblick des Tanzes. Dieser Tanz wird kein Geld bringen. Dieser Tanz wird keinen Ruhm bringen. Dieser Tanz wird die Rosenknospe nicht respektabel machen. Dieser Tanz ist nicht dazu da, dass irgendwer sonst ihn sieht, er wartet nicht darauf dass ein Publikum applaudiert. Dieser Tanz ist ein Wert in sich; er ist eine Freude, absichtslos, bedeutungslos. Er ist keine Ware. Das ist es, was ich mit der Rosenk
 nospe gemein habe. Auch ich sollte im Augenblick jubeln. Auch ich sollte  die Sonne tanzen, im Wind und Regen. Und der Tanz an sich ist Lohn. Ich  frage mich nicht wozu. Ich habe alle selbstverständlichen Werte vergessen, und Zarathustra erinnert mich daran, dass Werte nicht außerhalb von mir sind; sie sind mir von vornherein mitgegeben. Vgl. Zarathustra - Osho kommentiert von Peter Slotterdijk

K.J. Die wirtschaftstheoretische Grundlage eines Grundeinkommens muss sich allerdings verzahnen, bzw. unterordnen den anthropologischen  und seelisch - psychischen Verhältnissen der Menschen. D. H. die Wirtschaftstheorie hat sich den Menschen anzupassen, und nicht die Menschen der Theorie. Wir haben auch genug Menschenopfer wegen falscher Wirtschaftstheorien zu beklagen; wie wäre es denn mal anders herum? Wir stellen den Menschen plus Familie und seine Bedürfnisse - in aller Komplexität ! - in den Mittelpunkt der Neuorganisation von Gesellschaft.

A.T. Auch das sehe ich genauso, alle Maße müssen immer an der Baustelle überprüft werden. Theorien  für Menschen können höchsten Richtungen vorgeben, sie können nie Weg noch Ziel werden, das ist die gescheiterte Schule, wie die gescheiterte Politik. Denn der Menschen sind keine Roboter, sondern jeder hat einen eigenen Charakter, der immer wieder seine besondere Einstellung äußern sollte, alles andere sind Übergriffe, und diese erleben wir heute immer mehr.  

K.J.Ausserdem gibt es bereits Volkswirtschaftler, die ausgearbeitete GANZHEITLICHE Konzepte - inclusive Grundeinkommen - zu einer Neugestaltung des Steuerwesens vorlegten;
denn aus Steuern muss das Grundeinkomen finanziert werden, da es eine Gemeinschaftsaufgabe ist - die man auf meiner Internetseite nachlesen kann.  

Mit freundlichem Gruss!

Klaus Jäger

A.T. Aus der Konsumsteuer mus das bGE finanziert werden, alle weiteren Steuern entziehen den Menschen ihre Gestaltungsfreiheit, weil sie eingetrieben werden müssen, weil sie hinterzogen werden können, weil sie ganz bestimmten Gruppen dadurch Macht verleihen. Sie können sich damit Panzer finanzieren, um andere Länder zu bedrohen. Doch da ich heute schon mit einer Platikgabel nach China einreisen kann, brauche ich diesen Panzer nicht. Durch das Kommunikationszeitalter und den weltweiten Handelsbeziehungen haben wir ein Stadium erreicht, wo die Steuerungen immer unwichtiger werden, damit die Steuerer und damit auch die Steuern außer der Konsumsteuer von dem das Bürgergeld bezahlt wird. Denn eine Grundlage, dürfen wir im Auge behalten, mit Hilfe des bGE ist es möglich, die Zinsen weltweit abzuschaffen, wer sieht das schon? Wer sieht schon wie Götz Werner die Möglichkeit dieses Paradigmenwechsels, oder wie Benedict XVI. Eine NEUE WELTORDNUNG mit nur EINER FAMILIE ohne St
 aaten? 
Axel Tigges
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