[Debatte-Grundeinkommen] Anmerkung zu Beitrag Tobias Creveld, Band 19, Eintrag 11

Florian Hoffmann florian at hoffmannlaw.de
Mi Okt 11 20:40:39 CEST 2006



"In der kürzlich geposteten Fernsehdiskussion nennt Götz Werner das BGE auch
eine Subvention von Arbeit (statt einer Subvention von Maschinen)", so das
Zitat.

Falls Götz Werner diese Aussage tatsächlich getätigt hat, ist eine kritische
Anmerkung erforderlich, denn: Das BGE ist keine Subvention von Arbeit, auch
keine Subvention von Maschinen oder sonst was. Das BGE ist eine Subvention
von Menschen und sonst gar nichts. Die Subvention des Menschen ist der Sinn
des BGE, um ihm Freiheit, Bewegungsfreiheit, Entscheidungsfreiheit und Würde
zu ermöglichen. Das BGE ist die sinnvollste Subvention überhaupt, vielleicht
sogar die einzig sinnvolle Subvention!

Maschinen und Arbeit sind Produktionsfaktoren. Sie werden aus der
Gegenleistung entlohnt und bedürfen deshalb keiner Subvention. Der
Unternehmer als Eigentümer von Maschinen oder als Arbeitgeber bedarf keiner
Subvention von außen (außer der Unternehmer als Mensch, d. h. als Empfänger
des BGE zu seiner Teilhabe an der Gesamtwertschöpfung in guten wie in
schlechten Zeiten). Der von ihm eingesetzte Faktor Arbeit bedarf keiner
Subvention, weil sie nur den Wettbewerb verfälscht, die Kalkulation
verfälscht, weil sie zur Fehlallokation von Arbeit führt. Der Unternehmer
muß den Produktionsfaktor Arbeit so bewerten, wie er sich tatsächlich am
Markt anbietet, wobei dieses Angebot durch den Einsatz von
Gewerkschaftsmacht verfälscht, d. h. höher bewertet sein darf, als es ein
freier Markt bewerten würde. Die Gewerkschaften zwingen damit den
Arbeitgeber, die Arbeit, den Arbeiter, also den Menschen aus eigenen Mitteln
zu subventionieren, soweit ihrerseits die Gewinne expansiv waren.

Der Arbeitslohn und BGE stehen nebeneinander! Völlig unabhängig voneinander
subventionieren beide den Menschen!

Die Umverteilung über den Arbeitslohn ist essentieller Bestandteil der
Sozialen Marktwirtschaft. Das Problem heute ist nur, dass der zunehmende
Wegfall der Arbeitsplätze in der postindustriellen Zeit die Umverteilung
wachsender Erträge über die Arbeitsverträge verunmöglicht. Umgekehrt führt
das Fehlen der Gewerkschaftsmacht in Drittländern dazu, dass die notwendige
Umverteilung über den Arbeitsvertrag dort schon überhaupt nicht
funktioniert. Beides zusammen erzeugt die heute immer unerträglicher
werdende Ungleichheit der Einkommen, eine immer miserabler werden
Einkommensverteilung sowohl in den Industriestaaten, wie auch in den
Drittländern. Das ist eine Sache, die dringend in Ordnung gebracht werden
muß.

Aber das BGE muß zusätzlich von staatlicher Seite installiert werden - für
die Menschen als Grundgerechtigkeit, unabhängig von Alter, Geschlecht,
Herkunft, Bildung, Vermögen, etc.. Dann wäre die Welt - was die soziale
Komponente angeht - halbwegs in Ordnung. Was zu wünschen  wäre!

Florian Hoffmann



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> Message: 2
> Date: Wed, 11 Oct 2006 02:31:31 +0200
> From: Tobias Crefeld <tc-wasg at onlinehome.de>
> Subject: Re: [Debatte-Grundeinkommen] Kombilohneffekte?
> To: debatte-grundeinkommen at listen.grundeinkommen.de
> Message-ID: <20061011023131.7b06d239 at tux3d.tangocharly>
> Content-Type: text/plain; charset=UTF-8
>
> On Fri, 6 Oct 2006 09:54:02 +0200 Benni Baermann <benni at obda.de> wrote:
>
> > Problematisch werden diese Effekte wohl dann von einigen gesehen, wenn
> > das zu Lohnkürzungen führt und somit faktisch das BGE zu einer
> > Lohnsubvention wird.
>
> In der kürzlich geposteten Fernsehdiskussion nennt Götz Werner das BGE
> auch eine Subvention von Arbeit (statt einer Subvention von Maschinen).
>
> Aus dem Terminus "Kombilohn" das große No-No zu machen, halte ich für
> übertrieben. Letztlich sollte die Freiheit des Einzelnen im Vordergrund
> stehen und das betrifft eben auch seine wirtschaftliche Unabhängigkeit.
> Ab da geht es primär darum, wann ein erhöhter Druck zur
> Erwerbstätigkeit entsteht. Solange das BGE da drüber bleibt, stellt
> sich den Menschen primär die Frage, ob sie bereit sind, für z.B. 400
> EUR / Monat noch 40 h / Woche zu arbeiten.
>
> Gruß,
>  Tobias.
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> Ende Debatte-grundeinkommen Nachrichtensammlung, Band 19, Eintrag 11
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