[Debatte-Grundeinkommen] Kritik zu "Aktivierung, Miteinander und Lust" von Hr. Thier

"lächelnjetzt" axel.tigges at gmx.de
Mi Nov 1 20:16:12 CET 2006


Es wäre gut, wenn jeder hier zu Wort kommt, denn Entwicklung kommt nicht aus dem Festhalten an Zahlen, sondern durch die Visionen, der verschiedenen Beteiligten, was letztendlich möglich ist, entscheiden wir hier nicht. Denn wir sind nicht die Öffentlichkeit sondern eine ganz spezielle Auswahl, die keine Mehrheitsbefugnis hat. Somit freue ich mich über jede, noch so verrückte Vision, und frage immer zurück, in wie weit gibt sie dem Einzelnen mehr Freiheit oder schränkt mehr Freiheit ein? Wie ist dieses Modell umsetztbar, und mit welchen Kräften in der Gesellschaft ist es möglich? 

Die Kunst kommt mir hier bei all den Modellen noch viel zu kurz, denn ich glaube der Ansatz von Götz Werner ist ein künstlerischer, der auch an die Gedankenwelt von Joseph Beuys anknüpft. Die Harmonie des Universums wird ich hier kaum beachtet, doch daher kommt die Kraft für Veränderung. Der Humor ist hier wenig zu Hause, doch dass ist der Transformationsschlüssel für ein Paradigmenwechsel. So sind möglicherweise Beiträge von Harald Schmidt raumgreifender wer erreicht ihn? 

Es ist ein Linzer Bischof für das bedingungslose Grundeinkommen gewonnen, worden,http://www.dioezese-linz.at/redaktion/index.php?action_new=Lesen&Article_ID=33091
 das halte ich für den gesellschaftlichen Prozess für außerordentlich wichtig, denn hier in Österreich steht die Kirche noch im Dorf, die Bewegungen kommen nicht aus der Stadt sondern von der Natur ausgehend, sind die Menschen  häufig verbundener, humorvoller. Mit Ernsthaftigkeit ist das bedingungslose Grundeinkommen nicht durchzusetzen, sondern mit der Liebe zum Augenblick, denn nur der kann das bGE wirklich genießen. Siehe auch www.lazyway.de .Ich sehe eher die positiven Möglichkeiten, wie durch eine mögliche Zukunft durch bGE  viele der negativen Realitäten verschwinden, denn im Prinzip sind Erwachsene Schenkende, wer erkennt das schon?  
liebe Grüße 
Axel Tigges
www.lachen-und-atmen.net 

> Sehr geehrte LeserInnen,
> 
> Wir sollten das für sich eigenständige Projekt Grundeinkommen nicht auf
> diese Weise an ein fiktives Projekt "globale Planwirtschaft mit dörflichem
> Charakter" koppeln. Und schon gar nicht in Form einer mail, die gerade den
> neu Hinzugekommenen den Eindruck vermittelt, der Inhalt sei
> stellvertretend für alle geschrieben.
> 
> Der Inhalt führt nur zu weiterer Stigmatisierung des Grundeinkommens als
> links-utopischem Aberglauben. Vielmehr sollten Argumente gesammelt (und
> nicht wieder vergessen) werden, mit denen man auch einen Ökonomen überzeugen
> kann. (z.B. realistischere Größen wie 700 Euro/Monat (pro Kopf kann das
> durchaus reichen), Simulationsrechnungen, Planung eines regionalen
> Feldversuchs, und auch Berechnungen zu dem volkswirtschaftlichen Schaden von
> Frustration, Stress, Krankheit und Kriminalität - alle verursacht durch ein
> Gesellschafts- und Arbeitsmarktsystem, das Selbstwertgefühl an den
> Arbeits-Status koppelt. Hat dazu jemand Zahlen und Fakten?
> 
> Sodenn: Mit kleinen und realistischen Schritten zum Ziel!
> 
> Stefan Lechner
> 
> 
> 
> 
> 
> 
> 
> 
> 
> 
> 
> 
> 
> 
> 
> 
> 
> 
> 
> 
>   ----- Original Message ----- 
>   From: Karl-Heinz Thier 
>   To: G E K - Debatte 
>   Sent: Friday, October 27, 2006 9:16 AM
>   Subject: [Debatte-Grundeinkommen] Aktivierung, Miteinander und Lust
> 
> 
>   Hallo,
> 
>   Für die Neuhinzugekommenen hier noch mal zur Erinnerung:
> 
>   Ein Weg zum Sozialismus
> 
>    
> 
>   Es gibt eine Alternative zum Kapitalismus. Wenn wir uns darauf einigen
> können, dass eine sozialistische Gesellschaft charakterisiert wird durch
> Demokratie, gutes Leben, individuelle Freiheit und Solidarität mit allen,
> die auch nicht mehr wollen. Wenn es für uns evident ist, dass ein
> Fortbestand des Kapitalismus eine Katastrophe für die Menschheit bedeutet und dass
> seine Wurzeln zurückreichen bis zum Beginn des Patriarchats, also zum
> Begriff des Eigentums (die Frau als Eigentum des Mannes), aus dem sich
> notwendigerweise Tauschverhältnisse, Geld, Macht, Staat, ökonomischer Wettbewerb,
> Wirtschaftswachstum, Kapitalismus, Faschismus entwickelt haben.
> 
>    
> 
>   70 % des EU-Handels ist EU-Binnenhandel. Wenn dieser gegen 100 % geht,
> sind wir von der Weltkonjunktur nicht mehr abhängig und können ein eigenes
> Wirtschaftssystem schaffen, aufgebaut auf Regionalisierung und Subsistenz.
> Es ist nicht mehr notwendig, einen Joghurt vom Allgäu nach
> Norddeutschland zu transportieren und umgekehrt. Es ist nicht mehr notwendig, mehr zu
> produzieren, als jedeR für ein gutes Leben braucht. Es ist nicht mehr
> notwendig, Menschen zentral zu regieren; sie können ihr Leben dezentral selbst in
> die Hand nehmen mittels Nachbarschaftsräten, Stadtteilräten,
> Stadträten, Regionalräten, demokratisch von unten nach oben gewählt und jederzeit
> abwählbar. Wie soll das in die Wege geleitet werden?
> 
>    
> 
>   Der Druck der deutschen Bevölkerung auf  ihr bürgerliches Parlament
> wird so stark, dass dieses nicht umhin kann, ein bedingungsloses
> Grundeinkommen von 1500 € netto monatlich zu beschließen; ähnliches passiert in
> anderen EU-Staaten. Jetzt geschieht für einen Ökonomen Unvorstellbares: Ein
> Aufatmen geht durch das Land. Viele arbeiten „ehrenamtlich“. Wer auf
> Luxus nicht verzichten kann und hochqualifiziert ist, kann sich zu seinem
> Grundeinkommen noch etwas „hinzuverdienen“. Der Einwand von Ökonomen, mit
> einem bedingungslosen Grundeinkommen von 1500 € netto monatlich sei das
> ganze deutsche Bruttosozialprodukt aufgebraucht, das noch keiner
> erwirtschaftet habe, ist also hinfällig. Eine neue Regierung wird
> Subsistenzwirtschaft fördern, also Kooperativen, selbstverwaltete Produktionen,
> selbstverwaltete Wohnprojekte, selbstverwaltete Schulen, selbstverwaltete
> Dienstleistungsprojekte, die sich in solidarischen Netzwerken eines gutes Lebens
> versichern, ohne auf Tauschverhältnisse angewiesen zu sein, also eines Tages
> sagen: „Danke, Staat, wir brauchen das Grundeinkommen nicht mehr. Du kannst
> gehen.“ Unvorstellbar für einen Ökonomen. Wenn ein Mensch ausgeschlafen,
> gut gegessen hat, will er seinen Mitmenschen nützlich sein. Ohne eine
> Gegenleistung zu erwarten, wenn er sich keine Sorgen um ein Dach über dem
> Kopf und um sein täglich Brot machen muss, d.h. wenn er ein bedingungsloses
> Grundeinkommen von 1500 € netto monatlich erhält. Ja, die Bevölkerung in
> Deutschland wird deutlich mehr produzieren, als sie für ihre Subsistenz
> braucht. Den Erlös daraus lässt sie den Ländern der Dritten Welt zugute
> kommen, die ebenfalls die Subsistenzwirtschaft, Demokratie, gutes Leben,
> individuelle Freiheit und Solidarität gewählt haben. Ein ganz schöner
> Batzen, wenn das in der EU Schule macht. Unvorstellbar für einen Ökonomen.
> 
>    
> 
>   Dabei unterstellen wir, dass dies die den Menschen gemäße Form des
> Lebens ist und die Menschen erst durch den Kapitalismus psychisch so
> beschädigt werden, dass sie glauben: „Demokratie und Kapitalismus sind kein
> Widerspruch in sich.  Der Kapitalismus lässt sich zähmen.“ Ein
> bedingungsloses Grundeinkommen ist quasi die Arznei, mit der dieser Schaden sich beheben
> lässt. Sie hebt das Leistungsprinzip als Grundprinzip einer Gesellschaft
> auf. Das Leistungsprinzip ist nicht das Grundprinzip sozialistischen,
> sondern kapitalistischen Denkens. Im sozialistischen Reich der Freiheit ist
> genug für alle da, so dass nichts geleistet werden muss, aber gerade deshalb
> sehr viel geleistet wird. Eine Dialektik, die für einen Ökonomen
> unvorstellbar ist. Grundprinzip einer sozialistischen Gesellschaft ist: JedeR muss
> sich sinnlich wohl fühlen in seiner/ihrer individuellen Entwicklung. Wir
> entziehen uns möglichst dem Kommerz durch Selbstversorgen und Teilen.
> Menschliche Beziehungen sind keine Handelsbeziehungen. Menschen, denen man/frau
> vertrauen kann, kann man/frau  nicht kaufen.
> 
>    
> 
>   Für Deutschland z.B. könnte der Weg zu einer sozialistischen
> Gesellschaft in drei Stufen zurückgelegt werden:
> 
>    
> 
>   1.     In der ersten Stufe würde sich eine Mehrheit von WählerInnen
> finden für eine Regierung, die 1500 € netto monatlich für jedeN in
> Deutschland garantiert. Die Erwerbsarbeit für Menschen mit einem Vermögen von
> 250.000 € und für DoppelverdienerInnen mit über 50.000 € im Jahr
> verbietet. Die nur noch ein Höchsteinkommen von 15.000 € brutto monatlich
> erlaubt. Die Bundeswehr, Geheimdienste, Rüstungsproduktion und Subventionen
> für Produkte abschafft, die unsere europäischen und außereuropäischen
> Partner billiger produzieren, die also nicht nur von Partnerschaft und
> Arbeitsteilung redet, sondern auch danach handelt. Die spekulative Gewinne hoch
> besteuert und eine Ausgleichsabgabe von Besserverdienenden verlangt. Die bei
> Kapitalflucht Grund und Boden konfisziert. Die keine staatlichen Gelder
> mehr an Kirchen und Parteien zahlt. Die den Bundestag und die Bundesregierung
> verkleinert und den Beamtenstatus abschafft. Die Atomenergie verbietet.
> Die die Produktion und Nutzung privater Autos nicht fördert, sondern im
> Gegenteil eine Maut verlangt auch für Pkws auf Bundesstraßen und Autobahnen.
> Die ARD und ZDF privatisiert, weil diese keine Alternative mehr zu den
> privaten Medien darstellen. Die diverse Bundesforschungsanstalten auflöst und
> die Subventionierung privater Wirtschaftsforschungsinstitute streicht, weil
> die Unternehmen ihre Forschung und Entwicklung selbst bezahlen sollen. Die
> das Weltraumprogramm streicht. Die die Agrarexporte der Europäischen
> Union nicht mehr subventioniert. Die das Flugbenzin besteuert. Die die 100 Mio
> € für Sandaufspülungen auf Sylt streicht, solange die Industriestaaten
> ihren Ausstoß von Treibhausgasen nicht wesentlich unter das Niveau von
> 1990 senken. Die den Bundespräsidalsitz in Bonn auflöst. Die eine
> Verschwendung öffentlicher Gelder verhindert und mehr Personal für
> Betriebsprüfungen, für das Verfolgen von Steuerhinterziehung und Falschparken einstellt.
> Geld ist in Deutschland also genug da. Wenn das Volk es so will, wird es so
> gemacht. Viele sind dann bereit, in selbstbestimmtem Maß ehrenamtlich zu
> arbeiten. Viel Frust und damit viel Konsum von Unnötigem sind dann aus den
> Menschen genommen. Viel Geld bleibt übrig, um die terms of trade
> ausgewählter Länder der Dritten Welt zu stützen. Viel Kraft wird im Volk
> freigesetzt. Die Regierung ermuntert es, seine Sache selbst in die Hand zu nehmen.
> Sie fördert das kollektive, selbstverwaltete Wohnen und lässt den
> Wohnungs- und Grundstücksmarkt so lange bewirtschaften, bis alle Immobilien in
> Genossenschaftseigentum übergegangen sind. Sie trennt Staat und Schule und
> verlangt nur noch einen Unterrichtsnachweis; sie fördert freie,
> selbstverwaltete Schulen, wo die SchülerInnen selbst bestimmen, was sie wann wo bei
> wem und wie lernen wollen. Wer in Deutschland zur Welt kommt, wird
> deutscher Bürger, auch wer fünf Jahre hier lebt; jährlich Einwanderungsquoten
> werden gesetzlich festgelegt. AkademikerInnen werden FacharbeiterInnen
> gleichgestellt. Kleine und mittlere Unternehmen werden gefördert. In der
> europäischen Währungsunion darf es kein Gefälle, keine Hierarchie geben. 
> 
>   2.     In einer zweiten Stufe wird diese Gesellschaft dann dynamisch
> gemischtwirtschaftlich organisiert: Private Unternehmen, die Monopole zu
> werden drohen (vielleicht bei einem Marktanteil von 30 %), werden in
> genossenschaftliche umgewandelt. Genossenschaftliche Unternehmen, die zu verkrusten
> drohen, werden privatisiert. Da sowieso immer mehr nationale Kompetenzen an
> Brüssel abgegeben werden, organisieren sich die Menschen in der
> Europäischen Union regional in dem Freistaat Bayern, dem Freistaat Sachsen,
> Katalonien, Breizah, Baskenland, Schottland, Wales, Galizien und was sich sonst noch
> zusammentun will. Parallel zu deutschen Parlamenten werden Runde Tische
> auf jeder Ebene installiert: Nachbarschaftsräte, Stadtteilräte, Stadträte,
> Bezirksräte, Landräte. Auf der untersten Ebene kann jedeR AnwohnerIn
> teilnehmen; jede Ebene delegiert VertreterInnen in die nächste Ebene. Diese
> können jederzeit abgewählt werden. Die Runden Tische dienen der
> Willensbildung des Volkes; wo der Wille des Volkes divergiert vom Willen des
> jeweiligen Parlaments, muß dieses sich damit auseinandersetzen. Aus der UNO wird
> eine Polizeiorganisation, die von Amts wegen mit ihrem Gewaltmonopol
> eingreifen muß, wo politische Konflikte zwischen Völkern irrational, d.h. mit
> Gewalt, ausgetragen werden. 
> 
>   3.     In einer dritten Stufe wird die ganze Erde nach dem Prinzip
> Selbstversorgen und Teilen organisiert. Z.B. werden alle auf der Erde
> benötigten Schiffe nur noch in Indonesien, Korea und auf der Meyer-Werft in
> Papenburg gebaut. Andere Produkte, von denen diese Orte abhängig sind, werden an
> anderen Orten der Erde hergestellt.
> 
>    
> 
>   Wir haben hier den Weg zu einer Alternative zum Kapitalismus nur
> skizziert, die selbstverständlich offen ist für weitere Einwände. Niemand soll
> und kann damit jedoch missioniert werden. Wenn die Menschen kein Bedürfnis
> nach einer alternativen Lebensweise haben, kann mensch sie dazu nicht
> zwingen. Sie haben dieses Bedürfnis erst, wenn sie sinnlich erfahren haben:
> Demokratie und Kapitalismus sind ein Widerspruch in sich. Kapitalismus lässt
> sich nicht zähmen.
> 
> 
> 
>   Karl-Heinz Thier
> 
>   www.kthier.de
> 
> 
> 
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