[Debatte-Grundeinkommen] kellnern Re: Arbeit

Wilhelm Ritz mr.renfield at gmx.de
Di Jun 6 11:57:10 CEST 2006


>Ich denke nur, dass diese Frage, "wer macht dann die ganze Drecksarbeit"
> uns immer wieder begegnen wird. Dann ersetzen wir doch mal den Beruf
>des Straßenkehrers oder Müllmanns durch den des Kellners. Der wird
>deshalb relativ gerne gewählt, weil man relativ schnell einen Job
>(zumindest aushilfsweise) darin findet und weil man sich mit dem
>Trinkgeld über Wasser halten kann. Macht den wirklich jemand aus
>"Berufung"? (Sorry, wenn ich jetzt begeisterten Kellnern auf die Füße
>trete, ist nicht böse gemeint. Ich für meinen Teil könnte mir den Job
>für mich halt nicht vorstellen) ;) Denke, meine Frage ist vielleicht
>etwas deutlicher geworden.

die frage ist jedoch ob die tätigkeit des kellnerns einen ebenso
unbestreitbaren gesellschaftlichen nutzen hat, wie die in der vorhergehenden
mail angeführte tätigkeits des müllentsorgens. prinzipiell ist "der kellner
(oder die kellnerin) an sich" ja nur die marktwirtschaftliche variante des
dieners/der dienstmagd vorkapitalistischer herrschaftsverhältnisse. sprich:
ein mensch erledigt relativ einfache manuelle tägliche verrichtungen
(auftragen von speisen und getränken an den esstisch, sowie deren spätere
rückführung) für andere menschen. geschieht dies ganze auf freiwilligkeit
ist da natürlich prinzipiell nichts gegen einzuwenden. aber sofern diese
tätigkeit nicht außer einer materiellen entlohnung (lohn/trinkgeld, evtl
kostenfreier zugriff auf speisen, getränke oder andere annehmlichkeiten des
gastronomischen betriebes [in meinem persönlichen fall war das
beispielsweise der freie eintritt in das kino zu dem die kneipe gehörte])
noch andere bedürfnisse einer ausreichenden anzahl von menschen befriedigen
kann, wird ein soziokulturell existenzsicherndes bge wohl dazu führen, daß
jeder mensch ein zumindest materiell selbstbestimmtes leben führen kann,
aber keinesfalls dazu, daß jeder mensch regelmäßig in kommerziellen
gastronomiebetrieben speisen wird können, da deren personal teils deutlich
höhere lohnforderungen stellen wird (und dann auch durchsetzen wird können)
als heutzutage. nur, ist es wirklich gesellschaftlich notwendig daß sich
menschen von anderen menschen bedienen lassen bei tätigkeiten, die fast
jeder mensch auch selbst verrichten könnte? ich denke nein.




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