[Debatte-Grundeinkommen] Anfrage: Politiker für Grundeinkommen

Ines Eck ines.eck at textlandschaft.de
Do Jul 20 10:51:58 CEST 2006


Der Bundespräsident ließ ausrichten, er könne für ein Grundeinkommen (auch
für die, die ehrenamtlich im Interesse der Gesellschaft nachweislich
arbeiten) nichts tun, wir sollten uns an die Politiker wenden... welche
Politiker welcher Parteien vertreten öffentlich und werbewirksam die Idee
eines bedingungslosen Grundeinkommens?

Bitte Namen für Webseite www.anwaelte-gegen-hartz4.de zusenden! Danke.

Herzlich ines eck
www.textlandschaft.de words pictures sounds

-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: debatte-grundeinkommen-bounces at listen.grundeinkommen.de
[mailto:debatte-grundeinkommen-bounces at listen.grundeinkommen.de]Im
Auftrag von debatte-grundeinkommen-request at listen.grundeinkommen.de
Gesendet: Mittwoch, 19. Juli 2006 22:05
An: debatte-grundeinkommen at listen.grundeinkommen.de
Betreff: Debatte-grundeinkommen Nachrichtensammlung, Band 16, Eintrag 26


Um e-Mails an die Liste Debatte-grundeinkommen zu schicken, nutzen Sie
bitte die Adresse

	debatte-grundeinkommen at listen.grundeinkommen.de

Um sich via Web von der Liste zu entfernen oder draufzusetzen:

	http://listi.jpberlin.de/mailman/listinfo/debatte-grundeinkommen

oder, via Email, schicken Sie eine Email mit dem Wort 'help' in
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	debatte-grundeinkommen-request at listen.grundeinkommen.de

Sie koennen den Listenverwalter dieser Liste unter der Adresse

	debatte-grundeinkommen-owner at listen.grundeinkommen.de

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sinnvollen Inhalt der spezifischer ist als "Re: Contents of
Debatte-grundeinkommen digest..."


Meldungen des Tages:

   1. Das BGE ist nicht alles! (heinrich-p at netcologne.de)
   2. AW zu: Dilthey,	Warum Lohnsteuer-finanzierte BGE_Modelle
      nicht funktionieren (Florian Hoffmann)
   3. Re: AW zu: Dilthey,	Warum Lohnsteuer-finanzierte BGE_Modelle
      nicht funktionieren (Matthias Dilthey)
   4. Re: Debatte-grundeinkommen Nachrichtensammlung, Band 16,
      Eintrag 24: 2. Re: Vermischtes zu meiner	KritikamWernerschen GE
      (Matthias Dilthey)


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Message: 1
Date: Wed, 19 Jul 2006 15:08:18 +0200
From: heinrich-p at netcologne.de
Subject: [Debatte-Grundeinkommen] Das BGE ist nicht alles!
To: Rüdiger Heescher <ruediger.heescher at attac.de>
Cc: genugfueralle at listen.attac.de,
	debatte-grundeinkommen at listen.grundeinkommen.de
Message-ID: <142693004.20060719150818 at netcologne.de>
Content-Type: text/plain; charset=iso-8859-1

Hi,

eine kurze Anmerkung zur aktuellen Diskussion auf dieser Liste. Die
dreht sich ja hauptsächlich um das BGE.

Ihr habt sicher schon die Info bekommen, das der DGB für Oktober in
verschiedenen Städten größere Demos plant.

Themen werden mit Sicherheit sein:
- Mindestlohn
- Gesundheitspolitik
- Rente mit 67

aus den "sozialen Bewegungen", hier die Organisatoren der 3.6.-Demo,
wird auf jeden Fall Hartz-IV kommen.


Wir als ATTAC können uns in diesem Themenkomplex nicht auf das Thema
BGE zurückziehen und alles andere liegen lassen.

Das BGE mag für einige von uns ein Thema sein, um diverse Schrecken des
Kapitalismus zu überwinden. Tatsache ist aber, das wir uns zu den
Themen verhalten müssen, die auf der "Tagesordnung" stehen und die von
unseren stärkeren Bündnispartnern - hier den Gewerkschaften - forciert
in die Öffentlichkeit gebracht werden.

Die Diskussion um ein BGE ist hier m.E. ein "Nebenkriewgsschauplatz".


Interessant wird es in den nächsten Wochen sein, die Bündniskontakte,
die wir vor Ort haben, so sie eingeschlafen sind zu vitalisieren bzw.
neue zu knüpfen.

Wichtig wird es sein, lokale Bündnisse zu schließen. Wir haben noch
immer die Möglichkeit eine Plattform zu sein, unter der/mit der sich
lokale Bündnisse schließen lassen. Nutzen wir es. Auch für ATTAC vor
Ort und für neue MitstreiterInnen.

Wir sollten auch unseren Teil für die Mobilisierung zu den
Demonstrationen beisteuern. Wir haben dazu etwas zu sagen, das andere
Bündnispartner mit ihren z.T. partikularen Interessen nicht tun - ich
meine hier den europäischen und globalen Komplex.

Wir sollten uns auch zu den Kampagnen von DGB und Linkspartei zu einem
Mindestlohn verhalten und das auch mal in der Öffentlichkeit (und wenn
es zunächst auch nur die von ATTAC ist) deutlich machen.

Ich fände es schön, hier auf der Liste zu hören, wie dies vor Ort
abläuft, welche Erfolge (aber auch Mißerfolge) wir uns einfahren.


viele Grüße
:-)) heinrich p



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Message: 2
Date: Wed, 19 Jul 2006 15:08:56 +0200
From: "Florian Hoffmann" <florian.hoffmann at intereasy.de>
Subject: [Debatte-Grundeinkommen] AW zu: Dilthey,	Warum
	Lohnsteuer-finanzierte BGE_Modelle nicht funktionieren
To: <debatte-grundeinkommen at listen.grundeinkommen.de>
Message-ID:
	<NGBBIMABILIFJCOFLLDEOEBGEPAA.florian.hoffmann at intereasy.de>
Content-Type: text/plain;	charset="iso-8859-1"


Lieber Herr Dilthey,

durch Ihre Ausführungen sehe ich mich direkt angesprochen, weil ich ja - wie
Sie wissen - die Finanzierung ausschließlich aus der Einkommensteuer für die
richtige Finanzierungsart halte. Umso gespannter habe ich Ihren Text gelesen
und auch gleich kommentiert, s. u..

Im Ergebnis liegen wir überhaupt nicht auseinander: Steuern oder Abgaben auf
das Arbeitseinkommen allein können das BGE nicht finanzieren, weil
"arbeitsloses" Einkommen einen wachsenden Anteil ausmacht. Außerdem kommt
das BGE allen zugute, dann sollen auch alle in den Topf einzahlen. Anders
geht's nicht.

Florian Hoffmann


> Message: 1
> Date: Wed, 19 Jul 2006 00:35:02 +0200
> From: Matthias Dilthey <info at psgd.info>
> Subject: [Debatte-Grundeinkommen] Warum Lohnsteuer-finanzierte
> 	BGE-Modelle nicht funktionieren
> To: debatte-grundeinkommen at listen.grundeinkommen.de
> Message-ID: <200607190035.02144.info at psgd.info>
> Content-Type: text/plain;  charset="iso-8859-1"
>
> Das System zur Sicherung des Volksauskommens durch
> Arbeitseinkommen und das
> von Bismarck eingeführte Sozialsystem hatte sich doch über viele
> Jahrzehnte
> bewährt; jetzt steht es vor dem finanziellen Kollaps.
>
>  Anstatt die Frage zu klären, warum die Systeme vor dem Aus
> steht, haben die
> Regierungen durch lohnpolitische und fiskalische Maßnahmen wie
> Niedriglohnsektor, Hartz, Beitragserhöhungen, Leistungsstreichung und
> Deckelungen erfolglos versucht, den Zusammenbruch zu verhindern.
>
>  Dabei wurde lediglich nicht beachtet, daß die Bemessungsgrundlage, das
> Arbeitseinkommen, nicht zukunftsorientiert war.
>
>  Das Arbeitseinkommen als Bemessungsgrundlage hat man früher
> nehmen können,
> denn es stand damals in einem festen Zusammenhang zur Produktion - ohne
> Arbeit kein Produkt.
>
>  Das Arbeitseinkommen spiegelte somit exakt die Produktivität. In
> Wirklichkeit
> wurde also die Produktivität zur Finanzierung des Volksauskommen und der
> Sozialsystems herangezogen.
>

		Nicht die Produktivität wurde zur Finanzierung herangezogen, sondern die
Margen (der Mehrwert, die Wertschöpfung) die aus der Produktivität
entsprangen. Die Margen  wurden in einem großen Teil zu Arbeitseinkommen.

>  Das funktioniert heute aber nicht mehr, denn Produktivität und
> Arbeitseinkommen sind heute völlig voneinander losgelöst, stehen
> in keinem
> wirklich definierbaren Zusammenhang

		Richtig! Denn heute wird dasjenige Einkommen immer wichtiger, das über
andere Verteilungsmechanismen erzielt wird: Zinseinkommen, Grundrenten,
Erträge aus dem Abbau von Bodenschätzen, Erträge aus der Verknappung von
Grund und Boden, andere Spekulationsgewinne, etc..

>
>  Stellen wir die Bemessungsgrundlage, weg vom Arbeitseinkommen, auf die
> Produktivität bzw. Wertschöpfung um, wird das System auch in der Zukunft
> funktionieren.
>

		Wenn ich das übersetzen darf: Stellen wir die Bemessungsgrundlage auf alle
Einkommensarten, bzw. Einkommen um, dann wird das System auch in Zukunft
funktionieren.


>  Jedoch fehlen dann individuelle Beitragszahlungen bzw. zuordenbare
> Arbeitsleistungen, so daß auch Auszahlungen nicht individuell, sondern
> pauschalisiert erfolgen müssen.
>  Individuelle Beiträge zur Wertschöpfung (Arbeitsleistung) können
> und sollten
> nach wie vor individuell ausgezahlt werden.
>  Darin liegt auch die Begründung der Nichtanrechung des BGE auf den
> Zuverdienst durch Arbeit.
>
>  Ein weiterer Vorteil einer produktivitätsabhängigen Finanzierung
> der Systeme
> besteht darin, daß auf diesem Weg auch die in Niedriglohnländern
> produzierten
> Waren und Dienstleistungen, die nach Deutschland importiert werden, zum
> Beitrag zum Volksauskommen und zur Sozialversicherung
> herangezogen werden.
>

		Auch richtig: Die Billigimporte führen hier zu hohen Margen, hohen
Einkommen, die dem  BGE zugute kommen. Ihre Überlegung ist daher nicht neu,
der Bezug auf die Produktivität verkompliziert alles nur. Nehmen Sie einfach
alle Einkommen. Sie sind der Spiegel der Produktivität.

Schöne Grüße
Florian Hoffmann

>
>
>  Matthias Dilthey -PsgD-
>
>




------------------------------

Message: 3
Date: Wed, 19 Jul 2006 19:06:14 +0200
From: Matthias Dilthey <info at psgd.info>
Subject: Re: [Debatte-Grundeinkommen] AW zu: Dilthey,	Warum
	Lohnsteuer-finanzierte BGE_Modelle nicht funktionieren
To: debatte-grundeinkommen at listen.grundeinkommen.de
Cc: Florian Hoffmann <florian.hoffmann at intereasy.de>
Message-ID: <200607191906.14469.info at psgd.info>
Content-Type: text/plain;  charset="iso-8859-1"

Lieber Herr Hoffmann,

die PsgD und auch ich versuchen, ein Besteuerungssystem zu entwickeln, das
die
"natürlichen Gesetzesgegebenheiten" berücksichtigt.
So ist es Naturgesetz, daß langfristig nur das verteilt werden kann, was
auch
erwirtschaftet (also wertgeschöpft) wurde.


Steuern und Abgaben haben für uns lediglich 2 Aufgaben:

1. Steuern und Abgaben dienen der Finanzierung allgemeiner Staatsaufgaben;
dazu zählt für uns in erster Linie, den Bürgern ein vernünftiges Auskommen
zu
ermöglichen (BGE), in zweiter Linie die Schaffung und Erhaltung von
notwendiger Infrastruktur in weitestem Sinn.

2. Gesellschaftliche, ökologische oder wirtschaftliche Fehlentwicklungen zu
beeinflussen, also steuernd oder regelnd einzugreifen.


Nachdem nur das verteilt werden kann, was auch wertgeschöpft wurde, scheiden
(für uns) zur Finanzierung der Staatsaufgaben (zu 1.) alle
Bemessungsgrundlagen aus, die nicht auf Wertschöpfung beruhen.

Anders sieht es bei der Besteuerung zu Regelungszwecken (zu 2.) aus. Um den
sparsamen Umgang mit Rohstoffen zu fördern, stehen wir einer
Ressourcen-Steuer nicht unbedingt negativ gegenüber.

Allerdings betrachten wir jegliche Form der Arbeit (Erwerbs- oder
Gesellschaftsarbeit) nicht generell als unerwünschte Fehlentwicklung. Somit
darf menschliche Arbeit nur dann besteuert werde, wenn diese Arbeit
wertschöpfend wäre.

Jedoch ist es eine der großen Wirtschaftlügen, daß Arbeit wertschöpfend ist.

Arbeit an sich schafft keinerlei Werte. Erst das fertige, verkaufte und
bezahlte Produkt (das auch immateriell sein kann) schafft den Wert.
Dabei kommt es nicht auf die Art (Mensch oder Maschine) der Herstellung an.

Schon aus dieser Betrachtungsweise heraus verbietet sich die Besteuerung
menschlicher Arbeit.


Betrachte man die verschiedenen Formen der Arbeit, so wird man feststellen,
daß die Form der Erwerbsarbeit ein rein willkürlich festgelegter Begriff
ist,
der nicht real existend ist.
Nehmen Sie als Beispiel einen Taxi-Fahrer. Der fährt mit seinem Taxi einen
Fahrgast von Nürnberg nach München in´s Fußballstadion. Der Fahrgast möchte
ein Fußballspiel ansehen.
Die Tätigkeit des Taxi-Fahrers wird als Erwerbsarbeit angesehen.

Eine Woche später hat der Taxi-Fahrer frei und fährt mit dem selben Taxi
genau
die gleiche Strecke mit seinem Kumpel als Fahrgast. Dieser möchte sich ein
Fußballspiel ansehen.
Die Tätigkeit des Taxi-Fahrers wird als Vergnügen bzw. Freizeitgestaltung
angesehen.

In beiden Fällen erbringt der Taxi-Fahrer die selbe Arbeitsleistung.
Besteuert man Arbeit, so müßte man schlüssiger Weise in beiden Fällen die
gleiche Steuer erheben.


Wir benötigen dringend einen Paradigmen-Wechsel; diese Ungereimtheiten und
Widersprüche müssen verschwinden, möchten wir die Welt gerechter gestalten.

Um mehr Gerechtigkeit zu erzielen, unterscheidet die PsgD zwischen Erträgen
"aus eigener Hände Arbeit" und Erträgen "aus Zuarbeit Anderer".
Dem liegt der Gedanke zu Grunde, daß Arbeit grundsätzlich gleichwertig ist.
Unterschiedliche Entlohnungen (z.B. Hilfsarbeiter / Arzt) sind nicht durch
die Arbeit ansich zu begründen. Vielmehr handelt es sich dabei um eine
Abgeltung des Verdienstausfalls während der Studienzeit. (Während der
Hilfsarbeiter schon Geld verdient hat, hat der Arzt unentgeltlich studiert).
Sodann ist dem Arzt noch ein Aufschlag für die Verantwortung durch seinen
Beruf zuzugestehen.

Alle darüber hinausgehenden Vergütungen entspringen nicht mehr "eigener
Hände
Arbeit", sondern stammen aus Zuarbeit anderer.
Und die Erträge aus dieser Zuarbeit besteuern wir mit 50%, wohingegen die
Erträge "aus eigener Hände Arbeit" aus den o.a. Gründen steuerfrei bleiben
müssen.

Ich hoffe, ich konnte unsere "Wirtschafttheorie" ein wenig verdeutlichen.

Liebe Grüße

Matthias Dilthey
-PsgD-
Am Mittwoch, 19. Juli 2006 15:08 schrieb Florian Hoffmann:
> Lieber Herr Dilthey,
>
> durch Ihre Ausführungen sehe ich mich direkt angesprochen, weil ich ja -
> wie Sie wissen - die Finanzierung ausschließlich aus der Einkommensteuer
> für die richtige Finanzierungsart halte. Umso gespannter habe ich Ihren
> Text gelesen und auch gleich kommentiert, s. u..
>
> Im Ergebnis liegen wir überhaupt nicht auseinander: Steuern oder Abgaben
> auf das Arbeitseinkommen allein können das BGE nicht finanzieren, weil
> "arbeitsloses" Einkommen einen wachsenden Anteil ausmacht. Außerdem kommt
> das BGE allen zugute, dann sollen auch alle in den Topf einzahlen. Anders
> geht's nicht.
>
> Florian Hoffmann
>
> > Message: 1
> > Date: Wed, 19 Jul 2006 00:35:02 +0200
> > From: Matthias Dilthey <info at psgd.info>
> > Subject: [Debatte-Grundeinkommen] Warum Lohnsteuer-finanzierte
> > 	BGE-Modelle nicht funktionieren
> > To: debatte-grundeinkommen at listen.grundeinkommen.de
> > Message-ID: <200607190035.02144.info at psgd.info>
> > Content-Type: text/plain;  charset="iso-8859-1"
> >
> > Das System zur Sicherung des Volksauskommens durch
> > Arbeitseinkommen und das
> > von Bismarck eingeführte Sozialsystem hatte sich doch über viele
> > Jahrzehnte
> > bewährt; jetzt steht es vor dem finanziellen Kollaps.
> >
> >  Anstatt die Frage zu klären, warum die Systeme vor dem Aus
> > steht, haben die
> > Regierungen durch lohnpolitische und fiskalische Maßnahmen wie
> > Niedriglohnsektor, Hartz, Beitragserhöhungen, Leistungsstreichung und
> > Deckelungen erfolglos versucht, den Zusammenbruch zu verhindern.
> >
> >  Dabei wurde lediglich nicht beachtet, daß die Bemessungsgrundlage, das
> > Arbeitseinkommen, nicht zukunftsorientiert war.
> >
> >  Das Arbeitseinkommen als Bemessungsgrundlage hat man früher
> > nehmen können,
> > denn es stand damals in einem festen Zusammenhang zur Produktion - ohne
> > Arbeit kein Produkt.
> >
> >  Das Arbeitseinkommen spiegelte somit exakt die Produktivität. In
> > Wirklichkeit
> > wurde also die Produktivität zur Finanzierung des Volksauskommen und der
> > Sozialsystems herangezogen.
>
> 		Nicht die Produktivität wurde zur Finanzierung herangezogen, sondern die
> Margen (der Mehrwert, die Wertschöpfung) die aus der Produktivität
> entsprangen. Die Margen  wurden in einem großen Teil zu Arbeitseinkommen.
>
> >  Das funktioniert heute aber nicht mehr, denn Produktivität und
> > Arbeitseinkommen sind heute völlig voneinander losgelöst, stehen
> > in keinem
> > wirklich definierbaren Zusammenhang
>
> 		Richtig! Denn heute wird dasjenige Einkommen immer wichtiger, das über
> andere Verteilungsmechanismen erzielt wird: Zinseinkommen, Grundrenten,
> Erträge aus dem Abbau von Bodenschätzen, Erträge aus der Verknappung von
> Grund und Boden, andere Spekulationsgewinne, etc..
>
> >  Stellen wir die Bemessungsgrundlage, weg vom Arbeitseinkommen, auf die
> > Produktivität bzw. Wertschöpfung um, wird das System auch in der Zukunft
> > funktionieren.
>
> 		Wenn ich das übersetzen darf: Stellen wir die Bemessungsgrundlage auf
> alle Einkommensarten, bzw. Einkommen um, dann wird das System auch in
> Zukunft funktionieren.
>
> >  Jedoch fehlen dann individuelle Beitragszahlungen bzw. zuordenbare
> > Arbeitsleistungen, so daß auch Auszahlungen nicht individuell, sondern
> > pauschalisiert erfolgen müssen.
> >  Individuelle Beiträge zur Wertschöpfung (Arbeitsleistung) können
> > und sollten
> > nach wie vor individuell ausgezahlt werden.
> >  Darin liegt auch die Begründung der Nichtanrechung des BGE auf den
> > Zuverdienst durch Arbeit.
> >
> >  Ein weiterer Vorteil einer produktivitätsabhängigen Finanzierung
> > der Systeme
> > besteht darin, daß auf diesem Weg auch die in Niedriglohnländern
> > produzierten
> > Waren und Dienstleistungen, die nach Deutschland importiert werden, zum
> > Beitrag zum Volksauskommen und zur Sozialversicherung
> > herangezogen werden.
>
> 		Auch richtig: Die Billigimporte führen hier zu hohen Margen, hohen
> Einkommen, die dem  BGE zugute kommen. Ihre Überlegung ist daher nicht
neu,
> der Bezug auf die Produktivität verkompliziert alles nur. Nehmen Sie
> einfach alle Einkommen. Sie sind der Spiegel der Produktivität.
>
> Schöne Grüße
> Florian Hoffmann
>
> >  Matthias Dilthey -PsgD-
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> Debatte-grundeinkommen Mailingliste
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Message: 4
Date: Wed, 19 Jul 2006 22:02:58 +0200
From: Matthias Dilthey <info at psgd.info>
Subject: Re: [Debatte-Grundeinkommen] Debatte-grundeinkommen
	Nachrichtensammlung, Band 16, Eintrag 24: 2. Re: Vermischtes zu meiner
	KritikamWernerschen GE
To: debatte-grundeinkommen at listen.grundeinkommen.de
Cc: heinrich-p at netcologne.de, KarenHorster at web.de, Rüdiger Heescher
	<ruediger.heescher at attac.de>
Message-ID: <200607192202.58616.info at psgd.info>
Content-Type: text/plain;  charset="utf-8"

Sehr geehrte Frau Horster,

das Werner´sche Modell mit nur einer Steuer (in Form der jetzigen MwSt) kann
nicht funktionieren. Dieses Modell verschiebt die Kapitalrendite weg von
Produktions-Anlagevermögen hin zu Kapitalanlagen.
Somit verbleibt dem produzierenden Gewerbe (erstmal) nicht genügend Kapital,
um die Produktion aufrecht erhalten zu können.

Nun könnte man einwenden, daß dann eben die Preise steigen werden und so das
Produzierende Gewerbe die notwendige Kapitalrendite erwirtschaften kann.
Dem steht aber entgegen, daß die "einfachen Leute" trotz BGE nicht genügend
Kaufkraft haben, das notwendige Preisniveau zu bezahlen.


Wesentlich größere Sorgen bereitet mir das "solidarische Bürgergeld" von
Althaus.
Die "schwarze Basis" ist dem BGE-Gedanken nicht so abgeneigt, wie man denken
sollte. Die breiter werdende Unterstützung für Althaus beweist das.

Althaus hat aber seine Bürgergeld-Höhe ziemlich exakt an den Punkt gesetzt,
an
dem die von Blaschke zu recht prognostizierten Auswirkungen für die Menschen
am grausamsten sind:
"Und ein niedriges Grundeinkommen würde zum anderen ? unter den gegebenen
Arbeitsmarktbedingungen ? ökonomisch zur Niedriglohn-Erwerbsarbeit (und zu
Kombilöhnen) zwingen, so wie heute schon massenhaft
Grundsicherungsbeziehende
ökonomisch zu Niedrig(st)lohnjobs gezwungen, also unfreiwillig verdammt
sind.
Ein Mindestlohn kann die Niedrig(st)lohnwirkung von niedrigen Grundeinkommen
etwas minimieren, allerdings nur im oben aufgezeigten, beschränkten Rahmen."

Was Blaschke nicht in Worte gefaßt hat, ich ihm aber zwischen die Zeilen
lege:
Durch das Althaus´sche Bürgergeld werden auch die zu Niedrigstlohn-Bezieher,
die heute noch ein erkleckliches Erwerbsauskommen haben.

Ob wissentlich oder nicht: Althaus stellt ALLE ruhig!
- Seine eigene Basis: Wir sparen ohne Ende Verwaltungskosten
- Die SPD: Das Bürgergeld hat Kombi-Lohncharakter
- Die FDP: Das Modell kommt der negativen Einkommensteuer sehr nahe
- Linkspartei: Ihr habt den Mindeslohnn (bei dem Modell gehen auch 10,--
Euro)
- Die Grünen: das ist doch mehr als die Grüne Grundsicherung
- Das Netzwerk: Wir haben das BGE realisiert
- Die Unternehmer: So billig hat noch nie jemand gearbeitet
- Die Arbeitslosen: Hartz ist weg!

Wenn dann nach Einführung des "solidarischen Bürgergeldes" jeder feststellt,
daß ihm nicht mehr genug zum Leben bleibt, schiebt Althaus die Schuld uns
Netzwerkern "in die Schuhe". Das BGE ist für längere Zeit gestorben!

Daß Althaus ein Trojanisches Pferd vor unsere BGE-Tore gestellt hat, haben
wir
erkannt. Wie können wir verhindern, daß ein "Verirrter" unter uns das Tor
aufmacht?
Attac hat den Riegel schon in der Hand. Ist es nur noch eine Frage der Zeit,
bis attac den Riegel auch anhebt? (verg. Beitrag von heinrich-p 19.07.06)


Sorgenvolle Grüße

Matthias Dilthey


Am Mittwoch, 19. Juli 2006 12:31 schrieb KarenHorster at web.de:
> Sehr geehrte Frau Oehrlein
>
> Eine Antwort auf Ihren Einwand erübrigt sich meiner Ansicht nach aber ich
> bestätige Ihnen gerne, dass ich zu den gleichen Resultaten, wie Sie
gelangt
> bin. Entweder will man das nicht wahrhaben oder ich weiss nun nicht, warum
> diese Faktoren nicht angegangen werden.
>
> Wenn das bedingungslose Grundeinkommen als Subventionierung der
Unternehmen
> dienen soll und die Mindestlohnlimite auch untergraben wird, dann ist die
> Grundeinkommen-Befürwortung zu einem Pro-Unternehmen-Fond geworden.
>
> Der Hinweis von Robert Ulmer betr. des Kongresses Solidarische Ökonomie
> (ich hatte im Debatte-Forum danach gefragt, ob man was wisse), ist ein
> wertvoller Hinweis. Man sollte sich Kräfte suchen, um eigene
> wirtschaftliche Zusammenhänge aufzubauen. (Ich meine damit aber nicht
> zurück zum Tauschhandel und dergleichen oder Kreation von Zusammenhängen
im
> Rahmen/Schutz von esoterischen oder weltanschaulichen Zirkeln.) Man kann
an
> diesem Kongress teilnehmen und den TeilnehmerInnen die Idee des
> Grundeinkommens - wie sie ursprünglich entstand - verdeutlichen.
Vielleicht
> können Sie hingehen, ich wohne leider zu weit weg.
>
> Ich sehe - wie ich es schon einmal ausgeführt habe - keine wirkliche
Chance
> für ein existenzsicherndes bedingungsloses Grundeinkommen mehr. Die
> Wirtschaft und deren Exponenten vereinnahmen diese Idee bereits zu ihrem
> Vorteil und die entsprechenden politschen Parteien werden diese
> Vereinnahmung vorantreiben. Lange waren sich linke und aufklärische Kreise
> untereinander uneinig, ob sie überhaupt die Idee des Grundeinkommens
> befürworten wollen und sollen. Ob nicht alle unbedingt und zwinglich
> arbeiten gehen sollen, obwohl es gar nicht Arbeitsplätze für alle gibt und
> ob man nicht dies oder jenes tun solle. Der Fetisch Arbeit stand drohend
im
> Raum. Diese Uneinigkeit haben inzwischen andere zu ihrem Vorteil
> ausgenutzt. Begangene Versäumnisse lassen sich nun nicht einfach so
> wegräumen. Den Tenor übernehmen nun schon andere, wie das Grundeinkommen
> und was für eines nun verwirklicht werden soll. Sie sehen, ich beurteile
> die Entwicklung schon rabenschwarz, aber die deutliche Zeichen sind nicht
> zu übersehen.
>
> Freundliche Grüsse
>
> Karen Horster
>
>
>
>
>
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