[Debatte-Grundeinkommen] Finanzierung bei Goetz Werner
Bernd Hückstädt
joytopia at web.de
Mi Jan 11 11:16:33 CET 2006
Hallo Georg Jahning und alle Grundeinkommen - MitstreiterInnen,
Götz Werner ist Unternehmer und kein Mathematiker, daher auch seine
WebSite www.unternimm-die-zukunft.de .
Unternehmen bedeutet: eine Vision umsetzen. Dabei richten sich die
Zahlen oft nach der Vision und nicht umgekehrt. Ich habe schon von
Business-Plänen erfolgreicher Unternehmen gehört, wo man
versehentlich eine Null zu viel oder zu wenig geschrieben hatte. Und
doch wurden sie erfolgreich.
Meiner Meinung nach leistet Götz Werner hervorragende Arbeit, wenn es
um das Bekanntmachen der Grundeinkommen-Idee geht.
Was die rechnerische Seite betrifft, so habe ich Bedenken bei allen
Modellen, die ein Grundeinkommen mit Geldfluss-Steuern (Umsatzsteuer,
Einkommensteuer, Verbrauchssteuern usw.) finanzieren wollen. Zum
einen bremsen Geldfluss-Steuern den wirtschaftlichen Austausch zum
anderen werden sie weniger, wenn der wirtschaftliche Austausch
nachlässt.
Das führt zu folgendem Dilemma:
Wenn die Menschen weniger produzieren oder verbrauchen tut das der
der Umwelt sehr gut. Aber das Grundeinkommen kann nicht mehr
finanziert werden oder es muss ständig in seiner Höhe angepasst
werden. Letzteres ist sehr aufwendig, da hierfür das
Bruttoinlandsprodukt praktisch im voraus ermittelt werden muss.
Ausserdem wäre es eine Bestrafung der Bürger für ihre Sparsamkeit und
Umwelt-Schonung.
Eine Lösung des Dilemmas könnte sein, dass die Geldschöpfung nicht
mehr durch Kredite erfolgt, sondern pro Person; wie beispielsweise
beim Lebensgeld - Modell, das systembedingt ein bedingungsloses
Grundeinkommen, ein vom BIP unabhängiges Staatseinkommen und die
Entsorgung der ökologischen und ökonomischen Altlasten vorsieht.
www.lebensgeld.de
Viele Grüße
Bernd Hückstädt
Am 09.01.2006 um 16:48 schrieb Georg Jaehnig:
> Hallo,
>
> ich bin neu in dieser Liste und weiß insofern nicht, ob meine Frage
> schon besprochen wurde. Falls ja, freu ich mich über einen
> entsprechenden Link.
>
> Ich habe mal versucht, Götz Werners Modell [1] mit meinen
> Laienkenntnissen durchzurechnen. Er schlägt ein Grundeinkommen von
> 1200 EUR vor, welches über eine Mehrwertsteuer von 48% finanziert
> werden soll. Gleichzeitig sollen alle anderen Steuern aus Einkommen
> abgeschafft werden.
>
> Eine Erhöhung der Mehrwertsteuer um 32% muss also:
> * erst die Einnahmeverluste aus der weggefallenen Einkommensteuer
> decken
> * und dann noch 1200 EUR Grundeinkommen monatl. für jeden finanzieren.
>
> Werner geht davon aus, dass 1% Mehrwertsteuer etwa 8 Mrd. EUR
> ausmachen [2]. 32% zusätzliche Mehrwertsteuer wären also 256 Mrd. EUR.
>
> 2003 betrugen die Einnahmen aus Einkommensteuer 172 Mrd. EUR [3].
> Sollen diese Einnahmen von der höheren MwSt. gedeckt werden,
> bleiben noch übrig:
> 256 Mrd. - 172 Mrd. = 84 Mrd. EUR
>
> Teilt man 84 Mrd. durch 80 Mio. Bürger und 12 Monate, kommt man 87,50
> EUR Grundeinkommen - weit weniger als 1200 EUR.
> Woher soll der Rest kommen?
>
> [1] http://www.unternimm-die-zukunft.de/
> [2] http://www.unternimm-die-zukunft.de/Finanzierung_und_Wirkung.html
> [3] http://www.destatis.de/indicators/d/lrfin02ad.htm
>
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