[Debatte-Grundeinkommen] Bad Schmiedeberg

Manfred Bartl sozial at gmail.com
Do Dez 28 10:18:41 CET 2006


Hallo, Tobias!

Ich gebe Dir in allen Punkten uneingeschränkt Recht!!!

Allerdings gebe ich auch zu bedenken: Das Grundeinkommen - in
Deutschland - ist letztlich auch nur ein Weg in die Verarmung, in die
stilvolle Verarmung halt. Da sich nämlich am Wirtschafts- und am
Geldsystem nichts ändert, das weiter die südlichen Länder zugunsten
des Nordens ausbeutet, fließt nach wie vor Geld von Süd nach Nord ab.
Das heißt, immer mehr werden aufs (kapitalistisch gedachte)
Grundeinkommen-Abstellgleis gestellt, während immer mehr Millionäre
immer mehr Reichtum allein über die Finanzmärkte scheffeln und dabei
die Realwirtschaft bis aufs Blut auswringen.

Ich bin durchaus ein glühender Verfechter des Grundeinkommens. Aber
man sollte, gerade wenn man langfristig argumentiert, auch mal das
Licht des Futurologen auf den kommenden weltweiten Kommunismus
richten, damit wir (Menschen) sehen, wohin es eigentlich langgeht: in
die basisdemokratische Wissensgesellschaft der einander Gleichen.

Gruß
Manfred



On 12/26/06, Tobias Crefeld <tc-wasg at onlinehome.de> wrote:
> On Fri, 22 Dec 2006 08:14:16 +0100 "Wolfgang Strengmann-Kuhn"
> <strengmann at t-online.de> wrote:
>
> > Eine Stadt schafft Hartz IV einfach ab.
> > Meines Erachtens geht das stark in Richtung Grundeinkommen.
> > Oder?
> > Zumindest zeigt es, dass und wie ein Grundeinkommen funktionieren
> > kann.
> >
> > Ein zentraler Punkt ist sicher, wie freiwillig die Buergerarbeit ist.
> > Von den Medienberichten her scheinen die Betroffenen aber begeistert
> > zu sein.
>
> Der Tenor des Beitrags ist eigentlich: Seht her, es geht doch auch mit
> den Instrumentarien von Hartz4 - der dafür angezapfte europäische
> Sozialfond, usw. wird ja eher im Nebensatz erwähnt. Von "Abschaffung"
> ist also nicht die Rede. Es ist letztlich eine sozialversicherte
> Variante von ABM. Was aber bringt die Sozialversicherung? Im Falle von
> Arbeitslosigkeit nach längerer "Bürgerarbeit" erwerben sie Anspruch auf
> ALG-1 - 80% von 800 EUR? Ziemlich sinnlos.
>
> Ein Grundeinkommen im allgemeinen Sinn ist bereits die Sozialhilfe
> gewesen. Nur eben nicht bedingungslos und seit ALG-2 auch mit
> Arbeitszwang. Das Konzept, alles über Versicherungssysteme von der
> Erwerbstätigkeit abhängig zu machen, bleibt dabei unangetastet.
>
> Es geht aber noch weiter. Die 800 EUR im Monat (lt. taz) sind
> vielleicht in Sachsen-Anhalt geeignet, das Überleben zu sichern, im
> Raum München sind sie es schon nicht mehr und beiderorts sind sie
> ungeeignet, eine umfassende, gesellschaftliche Teilhabe zu ermöglichen.
> Von einer Existenzsicherung kann also keine Rede sein - es ist wieder
> nur eine vorübergehende Lösung auf dem Weg in die Verarmung. Insgeheim
> geht auch dieses Konzept davon aus, dass "Bürgerarbeit" nur eine
> Durchlaufstation ist, weil sie auf 30 h/Woche limitiert ist, damit die
> "Bürgerarbeiter" noch 8,5 h pro Woche Zeit haben, sich eine "richtige"
> Arbeit zu suchen.
>
>
> Bei aller Sympathie dafür, den Leuten eines kleinen Orts zu ungeahnter
> Popularität und Ansehen zu verhelfen und somit ein Licht am Horizont
> anzubieten: Mit einem BGE hat das nichts zu tun.
>
> Ich hielte es auch für eine Scheinlösung, wenn man sowas als Einstieg
> bezeichnen wollte. Wir müssen letztlich dahin, dass die Mehrheit in
> diesem Land begreift, dass ein Einkommen, das aufgrund ausreichender
> Höhe echte gesellschaftliche Teilhabe bietet, ein grundgesetzlich
> verankerter Anspruch ist. Ebenso wie das GG Zwangsarbeit verbietet.
> Alles, was dahinter zurückbleibt, zementiert den Status der
> Arbeitslosigkeit als eine "vorübergehende" Ausweglösung. Das hielte ich
> nicht für im Sinne des BGE, sorry.
>
> Vor diesem Hintergrund sehe ich auch die Forderungen von Teilnehmern
> dieses Netzwerks kritischer, erstmal einen Einstieg a la Althaus auf
> einem niedrigeren Einkommensniveau zu probieren, um dann später
> aufzustocken. Es mag zwar dem Stil unserer neueren Bundespolitik
> entsprechen, erstmal loszufahren und dann zu überlegen, wo man hin
> will, aber diese Politik ist nicht umsonst über weite Strecken zumindest
> sozial- und finanzpolitisch gescheitert. Das wirtschaften planvoll
> wirtschaften heißt, lernt man zumindest hier in Bayern schon in den
> ersten Stunden Wirtschaft an den weiterführenden Schulen.
>
>
> Gruß,
>  Tobias.
>
>
> _______________________________________________
> Debatte-grundeinkommen Mailingliste
> JPBerlin - Politischer Provider
> Debatte-grundeinkommen at listen.grundeinkommen.de
> http://listi.jpberlin.de/mailman/listinfo/debatte-grundeinkommen
>


-- 
Manfred Bartl
Rheinallee 19
55118 Mainz
Tel. 06131 / 371 472
Tel. 06131 / 83 84 394
Handy 0179 / 11 70 216
E-Mail: sozial at gmail.com
so-zi-al: http://myblog.de/so-zi-al/
Armut und Arbeitslosigkeit: http://hartz.blogg.de/



Mehr Informationen über die Mailingliste Debatte-Grundeinkommen