[Debatte-Grundeinkommen] Debatte-grundeinkommen Nachrichtensammlung, Band 8, Eintrag 16; wie recht Herr Schumacher hat!!

Florian Hoffmann florian.hoffmann at intereasy.de
Mi Nov 23 15:43:55 CET 2005


Liebe Liste,

Herr Schumacher hat total Recht!
Ich habe jahrelang beobachtet, wie sozialdemokratische Politik der 70-er
Jahre den Staat mit Sozialeinrichtungen aufgebläht hat und damit dem
Bruttosozialprodukt wunderbare Wachstumsraten beschert wurden. Gleichzeitig
wurden systematisch familiäre Bindungen zerrissen und bisher kostenlose
Leistungen abgeschafft.

Das Ergebnis war symptomatisch - und ist es auch für die heutige Zeit:
Das Bruttosozialprodukt stieg - und die Not auch!

Herrn Schumachers Text verdient es, festgehalten zu werden:

"Die konventionelle Industriegesellschaft hat es bis heute nicht geschafft,
einen ihrer blinden Flecke zu betrachten, nämlich den, Arbeit und
Erwerbsarbeit nicht zu unterscheiden. Arbeit ist alles, was in einer
Gesellschaft produziert wird, Erwerbsarbeit ist nur das, was monetarisiert
werden kann. Daraus folgt, in der Logik der Berechnung eines BIP, dass
alles, was man fiskalisch nicht erfasst, weil es monetär nicht messbar ist,
statistisch gar nicht gibt. Ein Nachhilfelherer, der für seine Arbeit Geld
bekommt würde damit einen Beitrag zum BIP leisten, der Vater oder die
Mutter, die die gleiche Arbeit ohne Geld machen, leisten damit keinen
Beitrag, was praktisch hieße, dass es  unentgeltliche Arbeit gar nicht gibt.
Aber das ist schlicht Unsinn. Deshalb ist Ihre Frage schlecht gestellt: es
geht nicht um einen Verzicht auf Arbeitszwang, sondern um einen Verzicht auf
Zwangserwerbsarbeit. Der Verzicht auf Zwangsarbeit ist schon deshalb
logisch, weil kein Mensch nicht arbeiten kann, denn auch der Konsum ist
ökonomisch notwendige Arbeit."

Den letzte Satz kann man noch unterstreichen:
Wie die heutige - konsum-orientierte - unbezahlte Arbeit (die enorm zum
"wirtschaftlichen Wachstum" beiträgt) aussieht, kann man im
Selbstbedienungsladen (Baumarkt, IKEA, ..) wunderbar beobachten.
Do-it-yourself heißt ökonomisch do-it-kostenlos! But do it! .. zuhause, im
stillen Kämmerlein, das ganze Wochenende wird gehämmert und geklopft. Ohne
den wirtschaftlichen Beitrag des Konsumenten, der kein (!) Konsum, sondern
Arbeit, Leistung ist, wäre das ganze Spiel nicht möglich. Anderes Beispiel:
das Autofahren! Do-it-kostenlos. Alle sitzen kostenlos im Auto auf dem Weg
zur Arbeit, weil sie sich dadurch die Kosten der öffentlichen Verkehrsmittel
sparen. Der Service geht zurück und das Bruttosozialprodukt steigt.

Das Beispiel zeigt auch, wie wichtig die Verkürzung der Arbeitszeiten in der
Vergangenheit war: Erst dadurch konnten diese kostenlosen Leistungen
zeitlich vom Einzelnen erübrigt werden. Man darf gespannt sein, was
geschieht, wenn die jetzt die "Arbeitszeiten" wieder verlängert werden.

Es wird Zeit, dass mal die externen Zeitkonten erfasst werden. Man wird sich
wundern!

Florian Hoffmann


> -----Ursprüngliche Nachricht-----
> Von: debatte-grundeinkommen-bounces at listen.grundeinkommen.de
> [mailto:debatte-grundeinkommen-bounces at listen.grundeinkommen.de]Im
> Auftrag von debatte-grundeinkommen-request at listen.grundeinkommen.de
> Gesendet: Mittwoch, 23. November 2005 13:27
> An: debatte-grundeinkommen at listen.grundeinkommen.de
> Betreff: Debatte-grundeinkommen Nachrichtensammlung, Band 8, Eintrag 16
>
>
> Um e-Mails an die Liste Debatte-grundeinkommen zu schicken, nutzen Sie
> bitte die Adresse
>
> 	debatte-grundeinkommen at listen.grundeinkommen.de
>
> Um sich via Web von der Liste zu entfernen oder draufzusetzen:
>
> 	http://listi.jpberlin.de/mailman/listinfo/debatte-grundeinkommen
>
> oder, via Email, schicken Sie eine Email mit dem Wort 'help' in
> Subject/Betreff oder im Text an
>
> 	debatte-grundeinkommen-request at listen.grundeinkommen.de
>
> Sie koennen den Listenverwalter dieser Liste unter der Adresse
>
> 	debatte-grundeinkommen-owner at listen.grundeinkommen.de
>
> erreichen
>
> Wenn Sie antworten, bitte editieren Sie die Subject/Betreff auf einen
> sinnvollen Inhalt der spezifischer ist als "Re: Contents of
> Debatte-grundeinkommen digest..."
>
>
> Meldungen des Tages:
>
>    1. Frage zur Abwesenheit eines Arbeitszwangs (Werner Schumacher)
>    2. Presseinformation zur Mitgliederversammlung (Günter Sölken)
>
>
> ----------------------------------------------------------------------
>
> Message: 1
> Date: Wed, 23 Nov 2005 10:51:47 +0100
> From: Werner Schumacher <schumacher.marburg at freenet.de>
> Subject: [Debatte-Grundeinkommen] Frage zur Abwesenheit eines
> 	Arbeitszwangs
> To: debatte-grundeinkommen at listen.grundeinkommen.de
> Message-ID: <43843BB3.1020801 at freenet.de>
> Content-Type: text/plain; charset=ISO-8859-1; format=flowed
>
> Sehr geehrter Herr Westphal,
>
> >Woraus leitet sich die Abwesenheit eines Arbeitszwangs im Konzept des
> >Grundeinkommens ab?
> >
> >
> Den bisherigen Antworten möchte ich noch eine weitere hinzufügen:
> Die konventionelle Industriegesellschaft hat es bis heute nicht
> geschafft, einen ihrer blinden Flecke zu betrachten, nämlich den, Arbeit
> und Erwerbsarbeit nicht zu unterscheiden. Arbeit ist alles, was in einer
> Gesellschaft produziert wird, Erwerbsarbeit ist nur das, was
> monetarisiert werden kann. Daraus folgt, in der Logik der Berechnung
> eines BIP, dass alles, was man fiskalisch nicht erfasst, weil es monetär
> nicht messbar ist, statistisch gar nicht gibt. Ein Nachhilfelherer, der
> für seine Arbeit Geld bekommt würde damit einen Beitrag zum BIP leisten,
> der Vater oder die Mutter, die die gleiche Arbeit ohne Geld machen,
> leisten damit keinen Beitrag, was praktisch hieße, dass es
> unentgeltliche Arbeit gar nicht gibt. Aber das ist schlicht Unsinn.
> Deshalb ist Ihre Frage schlecht gestellt: es geht nicht um einen
> Verzicht auf Arbeitszwang, sondern um einen Verzicht auf
> Zwangserwerbsarbeit. Der Verzicht auf Zwangsarbeit ist schon deshalb
> logisch, weil kein Mensch nicht arbeiten kann, denn auch der Konsum ist
> ökonomisch notwendige Arbeit. Wer das bestreitet sollte sich vorstellen
> was geschähe, wenn die Gesellschaft komplett in einen Hungerstreik träte.
> Einfacher ausgedrückt: die konventionelle Industriegesellschaft will
> folgenden Zusammenhang nicht sehen: Es wird immer noch an der Maxime
> festgehalten, die besagt: wer nicht arbeitet, bekommt auch nichts zu
> essen. Wer arber nichts zu essen bekommt, kann nicht arbeiten.
> Der Zwang zur Erwerbsarbeit ist so überflüssig wie eine parlamentarische
> Mehrheit für ein Gravitationsgesetz.
>
> Mit besten Grüßen
> Werner Schumacher
>
>
>
> ------------------------------
>
> Message: 2
> Date: Wed, 23 Nov 2005 13:26:35 +0100 (MET)
> From: "Günter Sölken" <Guenter.Soelken at gmx.de>
> Subject: [Debatte-Grundeinkommen] Presseinformation zur
> 	Mitgliederversammlung
> To: debatte-grundeinkommen at listen.grundeinkommen.de
> Message-ID: <28445.1132748795 at www15.gmx.net>
> Content-Type: text/plain; charset="iso-8859-1"
>
> Nachfolgend und anbei als pdf die aktuelle presseinformation zur
> Mitgliederversammlung des Netzwerks Grundeinkommen.
>
> Mit lieben Grüßen
> Günter Sölken
>
> Es gibt eine Alternative zum Sozialabbau: ein bedingungsloses
> Grundeinkommen!
>
> Einladung zur öffentlichen Mitgliederversammlung des Netzwerks
> Grundeinkommen
> am 26. und 27.November 2005,
> am Institut für Sozialwissenschaften der Humboldt-Universität zu Berlin,
> Universitätsstraße 3b, 10117 Berlin, Raum 002/003.
> (Programm und Ablauf am Ende des Dokuments)
> Berlin, 22. November 2005
>
> Knapp eineinhalb Jahre nach der Verabschiedung der Hartz IV-Gesetze findet
> an diesem Wochenende in der Berliner Humboldt-Universität unter dem Titel
> „Perspektiven jenseits der Vollbeschäftigung“ die 2. Mitgliederversammlung
> des Netzwerks Grundeinkommen statt. Im Mittelpunkt der öffentlichen
> Mitgliederversammlung stehen diverse Fachvorträge zum Ende der
> Vollbeschäftigung und den wirtschaftlichen und sozialen Auswirkungen der
> Einführung eines Grundeinkommens.
>
> „Seit der Verabschiedung der Agenda 2010 hat die Arbeitslosigkeit statt
> abzunehmen weiter zugenommen. Die neoliberale Politik der letzten
> Jahre, die
> jetzt von der Großen Koalition fortgeführt wird, hat keine Besserung
> hervorgebracht, sondern nur Sozialabbau und die Zunahme prekärer, d.h.
> ungesicherter Arbeitsverhältnisse im Niedriglohnbereich und mit
> befristeten
> Arbeitsverhältnissen bewirkt“, erklärte Günter Sölken, Sprecher des
> Netzwerks Grundeinkommen, heute in Berlin.
>
> „Die Ausweitung der Massenentlassungen auf High-tech-Unternehmen und
> Großkonzerne“, so Sölken weiter, “zeigt, dass es
> Vollbeschäftigung - die im
> übrigen immer nur eine Vollbeschäftigung für Männer war – unter den
> Bedingungen der Globalisierung und fortschreitender Rationalisierungen nie
> wieder geben wird. Inzwischen steht das traditionelle System der sozialen
> Sicherung vor dem Bankrott und der Verlust finanzieller und sozialer
> Sicherheit geht längst einher mit einer unmittelbaren Gefährdung
> freiheitlicher Grundwerte: Solidarität, Humanität, Demokratie und der
> Freiheit selbst. Diese über Generationen erkämpften Grundwerte könnten bei
> der Fortsetzung der aktuellen Politik innerhalb weniger
> Jahrzehnte zerstört
> werden. Die Alternative hierzu ist eine Entkopplung von Einkommen und
> Erwerbsarbeit und der Einführung eines bedingungslosen Grundeinkommens.“
>
> Das Netzwerk war im Juli 2004 als Reaktion auf die Agenda 2010 und die
> Verabschiedung der Hartz-Gesetze gegründet worden und verzeichnet seitdem
> einen kontinuierlichen Mitgliederzuwachs. Die derzeit ca. 300
> Einzelmitglieder und 10 Mitgliedsorganisationen, darunter
> Sozialinitiativen,
> kirchliche und gewerkschaftliche Organisationen fordern die
> Einführung eines
> bedingungslosen Grundeinkommens, das in existenzsichernder Höhe,
> individuell, ohne Bedarfsprüfung und ohne Arbeitszwang gezahlt
> werden soll.
> Das deutsche Netzwerk Grundeinkommen ist dem internationalen
> Netzwerk BIEN,
> Basic Income Earth Network, angeschlossen.
>
> Programm der 2. Mitgliederversammlung
> des Netzwerks Grundeinkommen
> am Samstag/Sonntag 26./27. November 2005 in Berlin
>
> Tagungsort: Institut für Sozialwissenschaften der
> Humboldt-Universität, Raum
> 002/003
> Universitätsstraße 3b, 10117 Berlin, S-/U-Bhf. Friedrichstraße
>
> Samstag, 26. November
> 11:00 – 14:30: 	Konstituierende Sitzung des
> wissenschaftlichen Beirats +
> 				Pressegespräch
> 11:00 – 13:00 Uhr: 	Konstituierende Sitzung des
> wissenschaftlichen Beirats
> Moderation: Katrin Mohr (Sprecherin des Netzwerks  / Universität
> Göttingen)
> und Wolfgang Strengmann-Kuhn (Universität Frankfurt)
>
> 14:00 – 14:30 Uhr: 	Pressegespräch
> 			Moderation: Günter Sölken (Sprecher des Netzwerks)
>
> 14:30 – 19:00 Uhr: 	Mitgliederversammlung:
> „Perspektiven jenseits der Vollbeschäftigung“
>
> 14:30 – 16:30: 	Sackgassen am Ende der Vollbeschäftigung
> Ralf Welter (KAB): 	Ende der Vollbeschäftigung: Perspektiven für die
> Überwindung der 			Vollzeiterwerbstätigkeit durch eine
> Tätigkeitsgesellschaft
> Werner Rätz (attac): 	Eine andere Vollbeschäftigung: Im globalem Rahmen
> überhaupt denkbar?
> Günter Sölken 	Ende der Vollbeschäftigung - Auswirkungen
> der Einführung
> eines
> (Netzwerk GE)	Bedingungslosen Grundeinkommens auf die Krise kleiner und
> mittlerer 			Unternehmen
> Moderation: 		Robert Ulmer (Sprecher des Netzwerks Grundeinkommen)
>
>
> 17:00 – 19:00: 	Perspektiven guten Lebens jenseits der
> Vollbeschäftigung
> Ingrid Wagner 	Paradiesische Zustände? Wertediskussion
> und Wachstumszwang
> Ingmar Kumpmann: 	Gibt es ein Recht auf Faulheit?
> (Uni Göttingen):
> Kai Ehlers (Publizist): Organisation und Verteilung in der
> Grundeinkommensgesellschaft
> Moderation: 		Katja Kipping (Sprecherin des Netzwerks)
>
> 19:00 – 19:15: 	Vorstellung des Kongress-Projekts
> „Grundeinkommen und
> 				soziale Bewegungen“ des Runden
> Tisches der Erwerbslosen- 				und
> Sozialhilfeinitiativen durch Harald Rein
> ab 19:30		Ausklang in der Gaststätte „Deponie“ (Georgenstr. 5)
>
> Sonntag, 27. November
> 10:00 – 13:00 Uhr: Mitgliederversammlung/organisatorischer Teil
>
> TOPs: 		• Bericht der SprecherInnen
> 			• Finanzen
> 			• weitere Aktivitäten und Projekte
> 			• Sonstiges
> Tagungsleitung: 	Birgit Zenker (Sprecherin Netzwerk
> Grundeinkommen /KAB)
>
> V.i.S.d.P.: Günter Sölken, Berliner Straße 92, 13189 Berlin, Tel:
> 030/4724965, guenter.soelken at gmx.de
>
>
> --
> Berliner Straße 92
> 13189 Berlin
> Tel.: 030/4724965
> Mobil: 0171/7495625
> -------------- nächster Teil --------------
> Ein Dateianhang mit Binärdaten wurde abgetrennt...
> Dateiname   : PI_Alternative.pdf
> Dateityp    : application/pdf
> Dateigröße  : 24514 bytes
> Beschreibung: nicht verfügbar
> URL         :
> http://listi.jpberlin.de/mailman/private/debatte-grundeinkommen/at
tachments/20051123/841f8abe/PI_Alternative.pdf

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http://listi.jpberlin.de/mailman/listinfo/debatte-grundeinkommen


Ende Debatte-grundeinkommen Nachrichtensammlung, Band 8, Eintrag 16
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