[Debatte-Grundeinkommen] wichtige Korrektur letzter absatz Re: RalfWestphal

zippi zippi7 at gmx.de
Mo Dez 19 00:15:19 CET 2005


Hallo Listies,


Am 18.12.2005 um 00:23 schrieb Reimund Acker:

>> Ich möchte hier nicht gegen G. Werner polemisieren. [...]
>
> Wirklich nicht?

Nennen wir es Überzeichnung möglicher Implikationen des Modells :)


>
>> Ich vermute, sein Konsumsteuermodell ist ähnlich wie diese
>> Tauschringgeschichten, also eine Umverteilung allein innerhalb der
>> Distributionsshpäre statt über die Produktionsshpäre. Dies schließt
>> ein, dass Eigentümer von Produktionsmitteln (auch
>> Einzelhandelsgeschäfte sind in weiterem Sinne PM) bis auf ihren
>> privaten Endverbrauch weitgehend aussen vor bleiben.
>
> Sind wir hier auf Vermutungen angewiesen? Das kann man doch alles 
> nachlesen.
> Zumindest sollte man auf Vermutungen keine Kritik oder Polemik 
> aufbauen.
> Interessanter wäre hier z.B. eine Auseinandersetzung mit GW's 
> Argument, das
> Unternehmenssteuern an die Endverbraucher weitergegeben werden.

Meine Kritik/Polemik bezieht sich nicht auf das Modell an sich, sondern 
auf G. Werner´s konkrete Aussagen. Dem Argument, dass alle Steuern 
letztlich vom Endverbraucher bezahlt werden, habe ich an anderer Stelle 
in dieser Liste schon zugestimmt.


>
>> Er ist schließlich
>> auch einer von diesen Anthroposophen.
>
> Was soll diese abschätzige Bemerkung? Vorurteil?

Zugegeben, das hätte ich besser direkt hinter "Tauschringgeschichten" 
setzen sollen, und da gibt es m.E. einen Zusammenhang. Ansonsten sind 
mir die Anthroposophen ziemlich egal, solange sie mir nicht 
vorschreiben, wie ich mein Leben leben sollte oder Intelligenz anhand 
der Schädelform messen. Mein Urteil (was aber für meine Argumentation 
nicht relevant ist) hab ich mir nach Lektüre des relativ objektiven 
wikipedia-Artikels gebildet 
(http://de.wikipedia.org/wiki/Anthroposophie).


>> "Werner: Dafür gibt es prinzipiell vier Möglichkeiten. Man macht es
>> selbst, man zahlt entsprechend gute Löhne. Man automatisiert. Oder es
>> geschieht, wie heute schon bei der Spargel- und Erdbeerernte."
>>
>> D.h., die Polen müssen ran! Oder vielleicht holen "Wir" ein paar mehr
>> Afrikaner ins Land?
>
> Polemik! GW zählt lediglich die logischen Möglichkeiten auf, ohne sie 
> zu
> bewerten.

Welche der vier logischen Möglichkeiten würden Sie als Unternehmer aus 
betriebswirtschaftlicher Sicht wählen?


>> "Werner: ... Die Exportwirtschaft würde im Ausland noch
>> wettbewerbsfähiger werden. Kapitalflucht ins Ausland wäre kein Thema
>> mehr, weil sich damit keine Steuerzahlungen mehr vermeiden ließen. Das
>> Geld bliebe im Lande und stünde für Investitionen zur Verfügung. Wir
>> würden um ein gewaltiges Ausmaß reicher werden als heute."
>>
>> G. Werners Ansatz ist ein rein Nationalistischer, das BGE als
>> Standortvorteil im Wettkampf der nationalen Kapitale.
>
> Es ist doch nicht nationalistisch, wenn gegen Anreize zur 
> Kapitalflucht ist.
> Das Argument gilt im Übrigen für jedes Land.
> Sind Unternehmer nur enweder als Nationalisten oder als
> Brutalo-Globalisierer
> denkbar? Gibt's dazwischen nichts?

Um es noch einmal zu betonen, es geht mir nicht darum, gegen G. Werner 
zu wettern. Seine Unternehmerphilosophie (dm-kette) ist wohl auch zu 
begrüßen. Aber frau kann das nicht generalisieren, schon sein direkter 
Konkurrent, Herr Schlecker, hat eine ganz andere. Und dem Begriff 
"Kapitalflucht" liegt doch schon ein nationaler Bezugsrahmen zu Grunde, 
wovor sollte das Kapital denn fliehen wenn nicht vor dem staatlichen 
nationalen Einflussgebiet? Und dass ein Großteil der Wertschöpfung 
(auch bei Drogeriemarktartikeln) im "Ausland" erfolgt, ist wohl auch 
klar. Es werden sich im "Inland" Werte angeeignet, die im "Ausland" 
produziert werden.

Auch bleibt bei G. Werner offen, wer "Wir" ist, die soviel reicher 
werden. Die Spargelstecher anscheinend nicht.


>
>> "SPIEGEL ONLINE: Und wie viele zusätzliche Arbeitsplätze würde Ihr
>> Modell bringen?
>>
>> Werner: Falscher Ansatz. In dieser Welt gäbe es keine Arbeitslosen
>> mehr, denn alle die arbeiten wollen, könnten das tun - und ich bin
>> sicher jeder würde seinen Weg finden."
>>
>> Und wenn sie wirklich unbedingt wollen, auch kostenlos.
>
> Polemik! Das hat GW weder gesagt noch gemeint. Das erkennt man, wenn 
> man nur
> den Rest des Interviews durchliest.

Naja, zumindest müssen sie weniger fordern als die Spargelstecher. Oder 
"Wir" lassen die Leute vor der Grenze verhungern (ich weiß, Polemik). 
Und noch einmal, ich möchte G. Werner nicht seine positive Intention 
absprechen, sondern die möglichen Implikationen seiner Aussagen 
hinterfragen. Da frau darüber unterschiedlicher Meinung sein kann, 
heißt das hier ja auch Debatte.


> Bedenken bringen die Diskussion vor allem dann weiter, wenn sie nicht 
> auf
> Vorurteilen beruhen und wenn sie ohne Polemik vorgetragen werden.

Ich bin nicht der Meinung, dass ich vorverurteilt habe.


viele Grüße
matthias




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