[Debatte-Grundeinkommen] Neues Modell der Finanzierung des BGE

Florian Hoffmann florian.hoffmann at intereasy.de
So Dez 4 21:27:20 CET 2005


Hallo Herr Hückstädt,

der Staat bekommt einen Anteil an der gewerblichen Wertschöpfung. Der
Vorsteuerabzug ist erforderlich, um mehrstufig hergestellte Produkte nicht
zu benachteiligen. Ist aber organisatorisch überhaupt kein Problem und kein
Aufwand.

Was dem Betrieb nach Bezahlung der Umsatzsteuer an Geld übrig bleibt, seine
Nettoeinnahmen, sind das, womit er eigenständig (frei!) unter Einhaltung von
Gesetzen und Regeln wirtschaften und planen kann, also Kosten abdecken und
Investitionen tätigen.

Da ich das Wort "frei" eingefügt habe: Hier ein paar Zeilen zu den
Ausprägungen dieser Freiheit:

Die kaufmännische Grundregel des Wirtschaftens heißt: Die Kosten dürfen auf
Dauer die Nettoerlöse nicht übersteigen. Für die Einhaltung dieser Regel
braucht die Wirtschaft kein Finanzamt, denn die Marktpreise sind die
Kontrollinstanz für die Betriebskosten. (Die Marktpreise bedürfen keiner
allgemeinen sozialen Komponente, da die über die Einkommen (BGE) einfließt.)
Das Ziel der betrieblichen Gewinnmaximierung dient nach meiner Vorstellung
auf Dauer dem Gemeinwohl. Und zwar in der Weise, dass es auf Dauer mittels
maximaler Effizienz die Verschwendung von Ressourcen minimiert (wenig Kosten
sind wenig Ressoucen), gleichzeitig die Wohlfahrt - sichtbar am BGE -
maximiert: Je höher die auszahlbaren Überschüsse, umso höher die Löhne und
Ausschüttungen, umso höher die Verdienste, also auch die "Einkommensteuer",
also auch das BGE.

Natürlich stellt sich an dieser Stelle die Frage der Verteilung der
Überschüsse zwischen Investitionen und Ausschüttungen/Löhnen. Auch hier läßt
sich auf Dauer ein Gleichgewicht prognostizieren: Denn sobald geplante
Investitionen nicht mehr rentabel sind, wird (schon immer) alles
ausgeschüttet (es sei denn, man legt ein Finanzpolster an, was auch nur
vorübergehend möglich ist). Solange geplante Investitionen noch rentabel
erscheinen, ist es für alle besser, wenn die Kapazitäten erweitert werden
oder die Effizienz erhöht wird, weil dadurch die Überschüsse steigen, s. o..

Sie stellen sich jetzt noch die letzte Frage, nämlich in welchem Verhältnis
Löhne und Ausschüttungen stehen? Meine Antwort dazu wäre: Das BGE macht die
Menschen so unabhängig, dass sich die Lohnforderungen automatisch erhöhen,
d.h. der Betrieb abwägen muß: Zahle ich höhere Löhne und reduziere die
Ausschüttungen an die Eigentümer, oder arbeite ich mit zu wenigen
Mitarbeitern, weil ich zu wenig bezahle, mit der Folge niedrigerer
Überschüsse, also auch reduzierten Auschüttungen. Der Betrieb arbeitet/plant
also mit einer Überschuss-Kurve, die ein Maximum hat, die zugleich das
Gesamtwohl maximiert. Daran wird sich der Betrieb orientieren. Das ist die
Achse, um die die Erträge pendeln.

Ich weiß dass ich hier Idealvorstellungen aufgezeichnet habe und dass es da
noch ein paar Komponenten gibt, die diese Idealvorstellung gewichtig stören:
Stichwort: Globalisierung, Wettbewerbsverzerrungen aller Art, etc.. Aber ich
denke auch, dass der Ansatz, das Beginnen mit BGE allein das Nachdenken
hierüber in die richtige Richtung auslösen könnte.


Schönen Abend!
Florian Hoffmann




> -----Ursprüngliche Nachricht-----
> Von: joytopia at web.de [mailto:joytopia at web.de]
> Gesendet: Sonntag, 4. Dezember 2005 20:13
> An: Florian Hoffmann
> Cc: debatte-grundeinkommen at listen.grundeinkommen.de; Werner Schumacher
> Betreff: Re: AW: [Debatte-Grundeinkommen] Neues Modell der Finanzierung
> des BGE
>
>
> Hallo Herr Hoffmann,
>
> vielen Dank für Ihre schnelle Antwort! Ich teile Ihre Freude beim
> Gedanken, Bürokratie und Kontrolle abzubauen und möchte Ihren
> Lösungsansatz verstehen.
>
> Also gewerblicher Vorsteuerabzug bleibt bestehen?
> Wie ist es mit Betriebskosten, Investitionen usw.?
>
> Viele Grüße
> Bernd Hückstädt
>





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