[Debatte-Grundeinkommen] [Newsletter-Grundeinkommen] Call for Papers für Jahresversammlung 26.11.05

Nervier first2 at gmx.de
Mo Aug 22 12:13:22 CEST 2005


meine Gedanken zu dieser Thematik entsprechen beigefügter Email an Hr.
Müntefering Mitte letzten Jahres.
Mit freundlichen Grüßen
Dieter Klamke

----- Original Message ----- 
From: "Robert Ulmer" <robert.ulmer at gmx.de>
To: <newsletter-grundeinkommen at listen.grundeinkommen.de>
Sent: Monday, August 22, 2005 9:57 AM
Subject: [Newsletter-Grundeinkommen] Call for Papers für
Jahresversammlung 26.11.05


> Liebe Freundinnen des bedingungslosen Grundeinkommens,
>
> auf unserer Jahresversammlung wollen wir uns am 26.11.05 inhaltlich
mit dem
> Thema „Perspektiven jenseits der Vollbeschäftigung“
> auseinandersetzen und laden Sie/ Euch ein, Vorschläge für inhaltliche
> Beiträge einzureichen, siehe rtf-Anhang!
>
> Viele Grüße
> Robert Ulmer
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(Als Email abgeschickt Mitte 2004 und wenig aussagefähige Antwort
bekommen)

Sehr geehrter Herr Müntefering,

Sie sagen:
Doch dazu müssen wir unser Land verändern. Mutige und entschlossene
Reformen
sind notwendig. Wir müssen handeln, im Interesse der Menschen, mit
Verantwortung und Augenmaß.

Wenn alle mit anpacken und Ihren Beitrag leisten, können wir dafür
sorgen,
dass auch unsere Kinder und unsere Enkel Wohlstand und Sicherheit
genießen
können.

Das erfordert neue Antworten und mitunter auch ein Umdenken und die
Abkehr
von manch liebgewordener Vorstellung.

Wohl war!

Ich schreibe Ihnen, weil ich mir über die verfahrene Situation unserer
Demokratie ernste Sorgen mache und ich der Ansicht bin, das dies - gemäß
der
Chaostheorie über einen Schmetterlingsflügelschlag - ein Weg sein
könnte,
das von mir erwartete volkswirtschaftliche Chaos abzuwenden.

Vorbemerkung:
In all den mir bekannten Managementkursen wird zur besonderen
Problemlösung
das - Querdenken -, das Verlassen bekannter Wege propagiert. - Halten
tut
sich daran kein mir bekannter Verantwortlicher aus Angst, sich
lächerlich zu
machen oder sich beruflich ins Abseits zu manövrieren. Aber so kommen
wir
bei dem durch ca. 60 Jahre Gesetzgebungsarbeit geschaffenen gordischen
Knoten nicht mehr weiter. Ich will nicht, daß dieser wie in den
Vergangenheiten erst durch Krieg zerschlagen wird.

Hier nun meine Vorstellung von dem, was ich für erforderlich halte:
(Eine Partei, die dies öffentlich vertritt, würde ich wählen!)

Meine Gedanken zu Lage technisch orientierter hochstehender Nationen wie
auch speziell der BRD:

Das Problem mit den mir bekannten Parteien und Politikinhalten ist, daß
alle
versuchen, die Probleme, die wir heute haben, mit Mitteln zu beheben,
die
"wachstumsbasiert" und somit vergangenheitsorientiert sind und damit den
Bezug zur Gegenwart verloren haben.

Der heutige Aufbau-und Konsumgüterversorgungsgrad wird ignoriert.

Jeder normale Mensch denkt über die Zeit nach, wo er sein Haus
fertiggestellt hat, und freut sich darüber, das er die Handwerker bis
auf
hoffentlich selten anstehende Reparaturen nicht mehr braucht.
Die mir bekannte Politik jedoch macht sich über den Ausbau- und
Versorgungszustand in unserer Republik nur in einer Richtung Gedanken
und
denkt, das mit dem Wachstum könnte ewig so weitergehen.
Der Baum ist doch so schön in den letzten 50 Jahren 50m gewachsen, ja
verdammt noch mal, warum will er denn nicht so weiterwachsen!?

Immer nur weitermachen wie bisher, hats ja bisher getan. Besser die
gegebenen Steuerungsmechanismen weiter und weiter zu verfeinern, um noch
irgendwoher einen Rest an Steuer zu erpressen.

Wenn man dann endlich feststellt, das dies auch nicht mehr hilft, ist
das
Chaos so perfekt, das die Wahrscheinlichkeit für Gewalt und Krieg und
damit
erneute Zerstörung des eben Aufgebauten enorm groß geworden ist.

Wahrlich - einen perfekteren gordischen Knoten als unser heutiges
politisches System kann man sich nicht ausdenken.

Wenn ich die Politiker und Verbandsvertreter in Anlehnung dieser
veralteten
Steuerungsmechanismen nach Vollbeschäftigung oder nach verlängerter
Lebensarbeitszeit (Prof. Rürup) rufen höre, und dies bei dem Wissen, daß
mit
zunehmender Technik alles schneller und mit weniger Menschen geht, dann
könnte ich über diese an den Tag gelegte Ignoranz der gegebenen
Situation
verzweifeln. Aber es scheint, das alle, die mitspielen wollen, sofort
gefangen werden in und durch das Netzwerk der Verbände und Parteien, in
das
Sie sich begeben müssen.
Es wird Zeit, daß der Automatisierungsgewinn (ich spreche in dem
Zusammenhang nicht von Geld, sondern von der dadurch produzierten
Zeitersparnis) der Volksgemeinschaft wieder zugute kommt!

Anders ausgedrückt, wer der Ansicht ist, mit dem "Geländewagen" (=
Synonym
für alle geltenden Staatsfinanzierungsmaßnahmen und den damit
verbundenen
gesetzlichen Steuerungsmechanismen), der für die steinige Aufbaustecke
der
Nachkriegszeit optimale Dienste geleistet hat, auch die neuen
Herausforderungen der nun heute gänzlich anderen Situation meistern zu
können, erinnert mich an jemanden, der nun verzweifelt versucht, den
Geländewagen mit Strohhalmen für die neue Strecke über Wasser (=Synonym
für
unsere heutige durch vorhandene Bedarfsdeckung geprägte Situation)
schwimmfähig zu machen.

Wann begreifen endlich die von uns bezahlten und beauftragten Politiker,
die
per Amtseid geschworen haben, ausschließlich für das Wohl der Menschen
tätig
zu sein, daß die wachstumsorientierten Steuerungsinstrumente durch
Technik
und Automatisation hoffnungslos veraltet sind?
Was wir brauchen sind neue Gesellschaftsmodelle, die auf ein
kontinuierliches Minuswachstum bis zur Bestandswahrung hin ausgerichtet
sind.

Modelle, die es verinnerlichen, das mit exponentiell steigender
Automatisation kontinuierlich weniger Prozent der arbeitenden
Bevölkerung
in der Lage sind, für den Bedarf der Restbevölkerung zu sorgen!

Wir haben unser Haus "Bundesrepublik" im Wesentlichen zuende gebaut und
die
meisten Leute haben auch alles Lebensnotwendige.
(Siehe die ganzen Berichte über stagnierende Binnennachfrage)

Was jetzt ansteht ist "Bestandswahrung" bei ausschließlich
bedarsforientierte Erneuerung.
Wir können alles, wir haben alles und unser heutiges Problem ist
ausschließlich nur ein hausgemachtes Verteilproblem.

Man stelle sich vor, daß auf einer Farm zur vollständigen
Selbstversorgung
einer Gruppe Menschen die einzelnen Pflanzen sich nach Art der
kapitalistischen Marktwirtschaft frei und ohne regelnde Steuerung sich
ausbreiten könnten, in der Hoffnung, dann würde schon alles in
ausreichender
Menge zu Verfügung stehen. Nun ja, wenn man von Disteln und Brennesseln
und
satt wird.
Es geht so also nicht mehr, daß die Vertreter der Disteln den Gärtner
stellen.

Wir brauchen ein 10+x-Punkte-Programm für den Fall weiterer 200 Jahre
Frieden, den wir uns ja wohl alle wünschen:
(Dafür sind, liebe Politiker, sogenannte Grenzwertberechnungen nach dem
Motto, wie würde unser System funktionieren, wenn es 1000 Jahre in
Frieden
und mit einer jährlichen Automatisationssteigerungsrate von 10%
weiterginge-
und keine 4-Jahres-Wahlperioden-Zeiten-Überlegungen- anzustellen)

Meine ersten Gedanken frei aus dem Bauch heraus:

1. In breiter Volksabstimmung festlegen, wie wir mit der anstehenden
Wahrscheinlichkeit, daß immer weniger der Bevölkerung für die
Bedarfsdeckung
für den Rest der Bevölkerung ausreicht, umgehen wollen. Dafür sofort
Volksentscheide einführen. Es kann doch nicht angehen, daß, wenn man
Soldaten in Kriesengebiete entsenden will, das Grundgesetz verbiegt und
sich, wenn es um Verantwortungsteilung geht, so schwer tut.

2. Nach beschlossenen Maßnahmen die für die Umsetzung geeigneten
Fachkräfte!
zusammenstellen und für diese Randbedingungen ein Gesellschaft- und
Wirtschaftsmodell erarbeiten lassen, das Lösungen bei z.B. 200 Jahre
Frieden, sinkenden Bevölkerungszahlen und und exponentiell ansteigende
Herstellungsautomatisation anbietet. (Projektmanagement)

3. Unabhängiges Fachgremium zur Erfolgsanalyse einsetzen.

4. Nur das Geld darf auch ausgegeben werden, was bereits eingenommen
wurde,
wobei es eigentlich nichts relativeres als selbsgedrucktes Geld gibt.
Was würde denn wirklich passieren, wenn die Geldmenge einfach um den
Schuldenbetrag erhöht (drucken) würde und alles ausgeglichen wäre? Würde
dann weniger produziert werden können oder wächst dann auf den Feldern
weniger?

Ok - damit steht die gesamte Zinsgeschichte in Frage, aber ich glaube,
dies
wurde ja schon vor 2000 Jahren in Jerusalem erörtert.

5. In einer Demokratie darf es zwar m.E. Unterschiede im "Einkommen" in
Anlehnung an das, was man der Gesellschaft gibt oder gegeben hat, geben,
aber dies müsste bei einem vom Volk abgestimmten Höchstbetrag enden.

Die heutigen Superreichen stehen außerhalb der Demokratie und
institualisieren diese nur für Ihre Belange. Auch dies hat zu unseren
heutigen Problemen geführt. Was nutzt uns unser relativer Reichtum, wenn
sich dieser bei wenigen Prozent einer Gruppe befindet, die nun wirklich
alles hat und nachvollziehbar die heute so angefragte Binnennachfrage
sicherlich nicht steigert. Diese armen Reichen müssen ja in unserem
heutigen
System fast zwangsläufig Ihr Geld so arbeiten lassen, das dem großen
Rest
weiteres Geld entzogen wird, was wiederum die Binnennachfrage
verringert.

6. Menschenwürdige Grundversorgung für alle ohne Arbeiten zu müssen
(sollten
dabei die wenigen Prozent Schaffender, die bei zunehmender
Automatisierung
für die Bedarfsdeckung des Restes erforderlich sind, nicht zustande
kommen,
würde die Grundversorgung bis zum Anschwellen des erforderlichen
Motivationshubes sinken, da aber gemäß der immer zu beachtenden und auch
für
alle Entscheidungen zugrundezulegenden menschlichen Funktionsweise ist
dies
nicht zu erwarten, denn es gibt immer welche, die mehr wollen. Ist ja
auch
ok, solange dies im demokratisch abgestimmten Rahmen bleibt.

7. In Erbringung gesellschaftlich verwertbarer Leistung Erhöhung dieser
Grundversorgung um die in breiter Basis abgestimmte Gehaltsstaffelung
bis
hin zum demokratisch vereinbarten Höchstsatz. Wenn also einer das "Rad"
neu
erfindet, geht es nicht an, daß er und seine Erben davon solange
Tantiemen
beziehen, bis alle anderen kein Geld mehr haben, denn auch diese
Erfindung
wurde nur durch das Leben in der Gesellschaft ermöglicht, - wie auch
immer,
aber der Erfinder (nicht seine Erben bis in alle Ewigkeit) soll alle
erdenklichen gesellschaftlich zugestandenen Vorteile genießen.

8. Da ich aber nicht "Der Rat der Weisen" bin, sondern nur Ingenieur,
höre
ich hier auf. Es wäre ja schon viel gewonnen, wenn man die Politiker per
Amtseid verpflichten würde, auf diesen zu hören.

Warum es denn so wenige Ingenieure in der Politik gibt, fragen Sie? -
Ganz
einfach: Logische Gegebenheiten lassen sich mit uns nicht durch
Abstimmung
mehrheitlich verändern nach dem Motto, wer ist dafür, daß die Statik der
Brücke in Ordnung ist.



Mit freundlichen Grüßen

Dipl.-Ing. Dieter Klamke
Nervierstraße 37
52074 Aachen
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