[Attac-Saar-PM] Attac + SPD-LT-Fraktion am 22.11. um 19:30 Uhr im Landtag: “SUMANGALI – die unglücklichen Bräute. Arbeitsausbeutung in Indiens Textilindustrie“

Presseteam Attac Saar presse at attac-saar.de
Do Nov 21 08:34:23 CET 2013


Attac Saar / Terminhinweis vom 20. November 2013
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“SUMANGALI – die unglücklichen Bräute. Arbeitsausbeutung in Indiens
Textilindustrie“

Zwei Insiderinnen berichten von den Arbeitsbedingungen in indischen
Spinnereien und Nähfabriken.

Mit Anita Cheria und Maheshwari Murugan.

Attac Saar und die SPD-Saar-Landtagsfraktion laden ein zu einem
Vortrag mit anschließender Diskussion mit Anita Cheria und Maheshwari
Murugan aus Indien

am Freitag, den 22. November 2013, 19:30 Uhr
im Landtag des Saarlandes (Großes Restaurant), Franz-Josef-Röder-Str.
7, 66119 Saarbrücken

Hintergrund:

Zigtausende von Mädchen und jungen Frauen arbeiten in der indischen
Textil- und Bekleidungsindustrie unter menschenverachtenden
Bedingungen: tägliche Arbeitszeiten bis zu 12, mitunter 16 Stunden, in
vielen Fällen eine 7-Tage-Woche, Bezahlung weit unter dem (bereits
geringen) Mindestlohn, gesundheitsgefährdende Arbeitsmaterialien,
knapp bemessenes oder verdorbenes Essen, unhygienischeZustände,
überfüllte Schlafräume, Kasernierung, Verbot/Überwachung von
Außenkontakten und Beschimpfungen.

In Südindien, wo ein Großteil der Textilproduktion stattfindet, werden
die Arbeiterinnen über ein perfides Rekrutierungssystem angeheuert,
bekannt unter dem Namen Sumangali-Programm. Sumangalis sind Mädchen,
die durch Heirat respektierte Frauen in der Gesellschaft werden. (Gut)
verheiratet werden können in aller Regel aber nur junge Frauen, deren
Familien in der Lage sind, eine beträchtliche Mitgift aufzubringen.
Dies ist vielen nicht möglich, zumindest nicht, ohne die Familie über
Jahrzehnte hinweg in Schuldknechtschaft zu zwingen. Diesen Umstand
macht sich die Textilindustrie zunutze, indem sie RekrutiererInnen
gezielt in Siedlungen und Gegenden mit verarmter Bevölkerung schickt,
um Arbeitskräfte anzuwerben. Durch das Versprechen einer mehrjährigen
Ausbildung, einer guten Verpflegung während dieser Zeit sowie der
Auszahlung einer größeren Geldsumme nach Abschluss der Ausbildung, die
dann in die Mitgift fließen kann, werden die Mädchen und Frauen in die
Spinnereien und Textilfabriken gelockt... um dann, in den meisten
Fällen, die bereits beschriebenen Bedingungen vorzufinden. Etliche der
Mädchen und Frauen werden so krank, dass sie die „Ausbildungs“zeit
nicht durchhalten, nicht selten bleibende Schäden davontragen. So
setzen sich zum Beispiel in den Spinnereien kleine Baumwollpartikel in
der Lunge fest, was zu Tbc führt; Asthma, Gebärmutterinfektionen,
Gelbsucht, Anämie, große Gewichtsverluste und Bewusstlosigkeit sind
nur einige weiterer Erscheinungen. Einige der jungen Frauen sind
gestorben, nachdem ihnen die notwendige medizinische Versorgung
verwehrt oder erst zu spät gewährt wurde. Tausend Frauen sollen sich
in den vergangenen Jahren selbst umgebracht haben. Und das
versprochene Geld sehen nur die wenigsten, oft nicht einmal
diejenigen, die bis zum Schluss gearbeitet haben.

Vor dem Hintergrund, dass innerhalb der EU Deutschland der zweitgrößte
Abnehmer indischer Textilien und Bekleidung ist (2011 lagen die
Importe bei knapp 2,1 Milliarden Euro), wollen wir im Anschluss an den
Vortrag diskutieren, welche Handlungsansätze bei uns – Wirtschaft,
Politik, (öffentliche und private) VerbraucherInnen – bestehen, die
Bemühungen von Nichtregierungsorganisationen und Gewerkschaften in
Indien zu unterstützen, der sich hinter dem schönen Namen
Sumangali-System versteckte Zwangsarbeit zu begegnen.

Diese Veranstaltung findet statt im Rahmen einer bundesweiten
Rundreise, die die in Deutschland verankerte Frauenrechtsorganisation
FEMNET e. V. für Vertreterinnen zweier indischer
Nichtregierungsorganisationen

Die Referentinnen:

Maheshwari Murugan, Mitarbeiterin der Grassroots-OrganisationRights
for Education and Development Center (READ), Tamil Nadu/Indien. READ
setzt sich insbesondere für die Rechte der Mädchen aus den Kasten der
“Unberührbaren” ein.

Maheshwari hat selbst drei Jahre in einer Spinnerei gearbeitet und
steht in Kontakt mit (ehemaligen) Sumangalis. Sie organisiert u. a.
Programme, um potenzielle Opfer auf die Gefahren des Sumangali-Systems
aufmerksam zu machen, und bringt Betroffene für Lobby- und
Kampagnenarbeit zusammen.


Anita Cheria, Mitglied im Unterstützungskomittee von Munnade, Karnataka/Indien.

Munnade ist eine unabhängige Frauenorganisation und eine Gewerkschaft.
Die Organisation setzt sich für die Rechte der Textilarbeiterinnen
ein. So unterstützt sie die Frauen vor Gericht, ob bei
Arbeitsprozessen oder bei anderen Problemen wie sexueller Belästigung.
Alle Munnade-Mitarbeiterinnen haben früher selbst als Arbeiterinnen in
der Textilindustrie gearbeitet.

Die beiden Frauen werden über die Ausbeutung von Frauen in Spinnereien
Tamil Nadus und in den Konfektionsbetrieben Indiens berichten. Die
Vorträge werden auf Englisch bzw. Tamil gehalten und konsekutiv ins
Deutsche übersetzt. Die anschließende Diskussion wird auf Deutsch
geführt.

1.)  Kurze Einführung ins Thema von Tamara Enhuber (Attac Saar)
2.)  Grußwort von Kathrin Frey für das Ministerium für Bildung und Kultur
3.)  Bericht der indischen Aktivistinnen Anita Cheria und Maheshwari Murugan
4.)  Fragen aus dem Publikum
5.)  Abschließende Worte von Margriet Zieder-Ripplinger (SPD) und
Thomas Schulz (Attac Saar)

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