[Attac-Saar-PM] Lateinamerika-Zirkel kritisiert Venezuela-Berichterstattung der ARD - Attac-Saar-Sprecher: „Journalistische Grundsätze wurden grob verletzt!“

Presseteam Attac Saar presse at attac-saar.de
Mo Apr 15 13:43:31 CEST 2013


Attac-Saar-Pressemitteilung vom 15.04.2013:





Lateinamerika-Zirkel kritisiert Venezuela-Berichterstattung der ARD

Attac-Saar-Sprecher: „Journalistische Grundsätze wurden grob verletzt!“



Mit Kritik und Unverständnis reagiert der Lateinamerika-Zirkel von Attac
Saar auf die Venezuela-Berichterstattung des ARD-Korrespondenten Peter
Sonnenberg im „Weltspiegel“ und in der „Tagesschau“ vom 14. April 2013, dem
Tag der Präsidentschaftswahlen in Venezuela.


Thomas Schulz, Sprecher von Attac Saar: „Der ARD-Mexiko-Korrespondent Peter
Sonnenberg erklärt uns die Welt in Venezuela - aus seiner Sicht und unter
gröbster Vernachlässigung der Fakten und Tatsachen. Herr Sonnenberg muss
kein Freund von Hugo Chavez und seiner Politik sein, die nun von Nicolás
Maduro weiter geführt werden soll - der Journalist Peter Sonnenberg sollte
sich aber sehr wohl an journalistische Grundsätze halten.“ Sonnenberg
scheine „Sozialpolitik für unwichtig zu halten“, anders seien
Sonnenberg-Sätze in der Tagesschau am 14. April um 20 Uhr nicht zu
rechtfertigen wie z.B.: „Er (Chavez) hat die Armut bekämpft, aber die
Wirtschaft liegt am Boden.“, „Er (Nicolás Maduro) wird als die schlechte
Kopie seines Ziehvaters bezeichnet.“ Auf Quellen oder Belege für seine
vernichtenden Urteile verzichte der Journalist, so die Attac-Kritik an der
journalistischen Sorgfalt. Attac Saar nennt Gründe für die einseitige
Wahrnehmung und Aufbereitung von Informationen aus Venezuela durch die ARD:
Wie der Journalist Martin Busche recherchiert hat, ist Peter Sonnenberg
Mitglied der „Stiftung Marktwirtschaft“, die dem wirtschaftsliberalen
"Kronberger Kreis" sehr nahe steht. Dieser ungute Einfluss scheine sich „in
einer Weise auf sein Urteilsvermögen auszuwirken, dass eine objektive
Berichterstattung über Venezuela, aber auch andere Länder wie Brasilien,
Bolivien, Ecuador, durch Herrn Sonnenberg nicht gewährleistet ist“, so
Schulz. Attac verweist im Bezug auf Venezuela auf offizielle Quellen, die
ein völlig anderes Bild entstehen lassen, wie ein link auf die
Außenhandelskammer (ahk) verdeutlicht:

http://ahk.de/fileadmin/ahk_ahk/GTaI/venezuela.pdf


 <http://ahk.de/fileadmin/ahk_ahk/GTaI/venezuela.pdf>

Die ahk, bzw. „Germany Trade & Invest“, das vom deutschen Bundesministerium
für Wirtschaft und Technologie gefördert wird, veröffentlichte im November
2012 unter dem Titel „Wirtschaftsdaten kompakt – Venezuela“ die Basisdaten
für das Land, das 2012 mit 5,7 Prozent Wirtschaftswachstum und einer
Prognose von 3,3, Prozent Wachstum für 2013 alles andere als
„herabgewirtschaftet“ ist, wie ARD-Korrespondent Sonnenberg seit Oktober
2012 wiederholt behauptet hat.

Nach Attac-Saar-Angaben habe die Arbeitslosenquote in Venezuela noch im
Jahr 2003 bei 19,2 Prozent gelegen. Für dieses Jahr prognostiziert die
Außenhandelskammer 8,1 Prozent (aktuell liegt sie bei 7,6 Prozent).
Attac-Sprecher Schulz wörtlich: „Weil auch Herr Sonnenberg weiß, dass Hugo
Chavez trotz seines überhöhten Egos sozialpolitisch über die Maßen
erfolgreich gewirtschaftet hat, hat sich die ARD-Berichterstattung schon
vor den Wahlen 2012 darauf beschränkt, dass die Korrespondenten Phrasen der
reichen Elite Venezuelas wiederholten. Ein Armutszeugnis für eine der
größten öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten der Welt.“



Nicht gesagt wurde: In Venezuela haben sich die realen, d.h.
inflationsbereinigten, Sozialausgaben pro Kopf von 1998 bis 2006 mehr als
verdreifacht. Allein von 1998 bis 2008 ist die Staatsverschuldung
Venezuelas von 30,7 auf 14,3 Prozent des BIP gefallen, die
Auslandsverschuldung sogar noch stärker, nämlich von 25,6 auf 9,8 Prozent.


Der US-amerikanische Wirtschaftswissenschaftler, Kolumnist und Co-Direktor des
„Center for Economic and Policy Research“
(CEPR)<http://en.wikipedia.org/wiki/Center_for_Economic_and_Policy_Research>in
Washington D.C., Mark Weisbrot, analysierte
auf Grundlage der Fakten und kommt zu dem Schluss: „Was die öffentlichen
Schulden Venezuelas anbetrifft, ist die Regierung von einem Problem mit
unhaltbaren Schulden weit entfernt. Der IWF schätzt Venezuelas
Bruttostaatsverschuldung für 2012 auf 51,3 Prozent des
Bruttoinlandsproduktes (für Europa vergleichsweise mehr als 90 Prozent).
Trotz des in den Medien überrepräsentierten Wunschdenkens wird Venezuelas
Wirtschaftswachstum höchstwahrscheinlich für viele weitere Jahre anhalten,
solange wie die Regierung Wachstum und Beschäftigung fördert.“


Es sei beschämend für eine „weltweit um ihre Möglichkeiten beneidete
öffentlich-rechtliche Anstalt wie die ARD“, dass die deutsche
Öffentlichkeit nicht über Tatsachen informiert werde, wenn diese dem
zuständigen Korrespondenten aus ideologischen Gründen nicht ins Konzept
passten. Auch die nicht unwesentliche Information, wonach es in Venezuela
rund um die Wahlen zu schweren Hackerangriffen auf die Websites der
Regierungsparteien, des Nationalen Wahlrats sowie die Infrastruktur des
staatlichen Telekommunikationsunternehmens „CANTV“ gekommen ist, sei dem
ARD-Publikum vorenthalten worden, bemängelt Attac Saar abschließend.



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