[Attac-Saar-PM] Attac Saar / PM 100: 28.11. 19 Uhr - Thema Agro-Kraftstoffe: Bio ohne Menschrecht? Ethanol, Ölpalmplantagen und Menschenrechtsverletzungen in Kolumbien

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Fr Nov 23 14:24:59 CET 2007


Attac Saar / PM 100: Thema Agro-Kraftstoffe: "Bio" ohne Menschrecht?
Ethanol, Ölpalmplantagen und Menschenrechtsverletzungen in Kolumbien
[Attac Saar / Pressemitteilung Nr. 100 / 23. November 2007]

Mittwoch, 28. November 2007, 19 Uhr, Haus der Umwelt, Ev.-Kirch-Str. 8,
66111 Saarbrücken. Teilnahme kostenlos.

Im Rahmen der Lasteinamerikatage 2007 begrüßt Attac Saar am Mittwoch,
28.11.2007, Gäste von der kolumbianischen Pazifik-Küste:
Diego Cardona und Lidoro Hurtado informieren über die
sozio-ökologischen Nachteile der so genannten "Bio-Kraftstoffe".

Hintergrund:
Der Klimawandel ist in aller Munde. Anbau, Handel und Nutzung von
Biomasse für energetische Zwecke erfahren Hochkonjunktur, denn die so
genannte „Agro-Energie" gilt als „klimaneutral".
Derzeit wird vier Prozent des europäischen Gesamtenergiebedarfs aus
Biomasse gedeckt. Der im Dezember 2005 vorgestellte EU-Aktionsplan für
Biomasse sieht eine Verdopplung bis 2010 vor. Laut den anvisierten
ehrgeizigen Kraftstoff-Beimischungszielen in der Europäischen Union
wird beabsichtigt, 5,75 Prozent bis ins Jahr 2010 und bis 2020 zehn
Prozent der konventionellen Kraftstoffe durch alternativen Treibstoff
zu ersetzen.
Diese Zielmarken können beim derzeitigen Verbrauch an Energie allein
über Eigenproduktion nicht erreicht werden - so dass die EU-Staaten
auf Importe angewiesen sind. Und hierfür kommen aus klimatischen und
finanziellen Gründen vor allem Länder des Südens in Frage: Soja,
Zuckerrohr, Palmen, Rizinus, Maniok, Eukalyptus oder Bambus. Die alte
Arbeitsteilung zwischen Nord und Süd - zwischen Verarbeitung und
Export von Rohstoffen, zwischen Konsumenten und Primärproduzenten -
setzt sich so ungebrochen fort.
In Kolumbien ist es zur Zeit Palmöl, das den größten Boom erlebt –
verbunden mit verheerenden Auswirkungen für die Bevölkerung. Rund 35
Prozent des in Kolumbien gewonnenen Palmöl- und Palmkernöl wird
exportiert, 80 Prozent davon gehen nach Europa. Deutschland hat einen
Anteil von 25 Prozent an der gesamten Exportmenge kolumbianischen
Palmöls.
Die bislang ca. 400.000 Hektar Palmöl-Plantagen sollen auf bis zu 6
Millionen ausgeweitet werden. Anstelle von Nahrungsmitteln werden
„nachwachsende Rohstoffe" produziert, um den bei uns wachsenden Bedarf
an Agro-Kraftstoffen zu decken. Riesige Waldflächen werden zerstört,
bestehende Ackerflächen durch großflächige Monokulturwirtschaft
langfristig unnutzbar gemacht. Die wohl schlimmste Folge jedoch sind
die einhergehenden Menschenrechtsverletzungen an der ländlichen
Bevölkerung: Bauernfamilien, afrokolumbianische und indigene
Gemeinschaften werden gewaltsam von ihrem Land vertrieben, um die
freigewordenen Flächen für den Anbau von Ölpalmen nutzen zu können.

Lidoro Hurtado ist Vertreter vom "Prozess schwarzer Gemeinden"
(Proceso de Comunidades Negras en Colombia - PCN) und Gemeinderat in
Bajo Mira y Frontero (Nariño) und wird über die afrokolumbianischen
Gemeinden berichten: Die afrokolumbianischen Gemeinden sind
insbesondere in der Pazifikregion Kolumbiens stark vertreten, wo auch
immer mehr Land für Ölpalmanbau genutzt wird, daher sind es auch oft
afrokolumbianische Gemeinden, die von diesen Plantagen verdrängt und
in ihrer Lebensweise bedroht werden.
Diego Alejandro Cardona, Vertreter von Censat Agua Viva "Amigos de la
tierra Colombia", dem kolumbianischen Zweig von Friends of the Earth,
ist Koordinator für das Thema Wald und wird von der gemeinsamen
Kampagne von Censat und Proceso de Comunidades Negras en Colombia -
PCN gegen Agrokraftstoffe ("CAMPAÑA EN RESISTENCIA A LOS
AGROCOMBUSTIBLES: LLENANDO TANQUES, VACIANDO TERRITORIOS" / auf
Deutsch etwa: Tanks füllen, Territorien leeren") berichten.

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Die Einführung gestalten Benjamin Böhme von der BI "Kein Strom aus Palmöl"
und Roland Röder, Geschäftsführer der „Aktion 3. Welt Saar"
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Die „Aktion 3.Welt Saar" engagiert sich gegen das geplante
Palmölkraftwerk in Saarlouis / Dillingen und tritt für eine dezentrale
Energiegewinnung auf der Basis von Kraft-Wärme-Kopplung ein. Roland
Röder wird sich in seinem Beitrag mit der neokolonialen Arbeitsteilung
zwischen der 1. und 3. Welt auseinandersetzen, wonach die 3. Welt die
Rohstoffe liefert und in der 1. Welt die Wertschöpfung statt findet.
Kritisch wird er sich zu der gewerkschaftlichen Technologiegläubigkeit
am Beispiel des geplanten Kraftwerkes Ensdorf äußern, die den Weg zu
einer dezentralen Energieversorgung blockiert.
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