[Trennmuster] ...ie -> ...ien
Keno Wehr
wehr at abgol.de
Fr Sep 18 15:46:07 CEST 2020
Am 17.09.20 um 21:28 schrieb Guenter Milde:
> Liebe Trennfreunde,
>
> heute habe ich mich über die vielen Trennunterdrücker bei Energi-.en,
> Analogi-.en etc. gewundert und mich gefragt, wo die den herkommen.
>
> Lösung: 7fcca1d236 Unterdrücken der Trennung i-.en bei entfallenem "e".
>
> Ich entsinne mich, dass dies eine Regel aus meinem Ost-Duden ist:
>
> K82:
> Drei *e* oder zwei *e* nach *i* vermeide man zu schreiben, auch wenn die
> Silbe wie [ə] oder [ən] klingt. Die Lautfolge bringe man zusammen mit dem
> vorangehenden Konsonanten auf die folgende Zeile; manche Wörter trennt man
> besser gar nicht.
>
> Ar-meen, Li-vreen; De-mokra-tien; Ideen, Seen, die Knie
>
> Es ist also eine "Nottrennung".
>
> Allerdings ist diese Unterdrückung bei Orgie - Orgien, Mitochondrie(n),
> Pistazie(n), Prämie(n), Provisorie(n) und vielen mehr nicht markiert.
>
> Was sagt der Einheitsduden?
>
> Wollen wir das
>
> a) durchziehen
> Achtung, nicht Po-di-.en, Per-si-.en etc. da kein "e" entfällt (Ez. Po-di-um).
>
> b) rückgängig machen
>
> c) so lassen?
Den Einheitsduden habe ich gerade nicht hier, aber ich bin für c, denn
es gibt einen wesentlichen Unterschied zu Orgie, Pistazie und Prämie etc.
Die Prämie endet bereits im Singular auf Schwa [ə]. Dies ist eine Silbe,
die allein aus typographischen Gründen nicht abgetrennt wird. Die
Pluralbildung besteht phonetisch und orthographisch im Anhängen eines n,
das typographisch die Abtrennung der letzten Silbe ermöglicht.
Bei der Energie bezeichnet das e hingegen die Länge des i. Ein Schwa am
Ende gibt es hier nicht. Die Pluralbildung bedeutet phonetisch das
Anhängen von [ən]. Dazu das Deutsche Aussprachewörterbuch:
»Fremdwörter mit der Endung <ie> für [i:] bilden den Plural mit <ien>.
In <ie> zeigt der Buchstabe <e> die
Länge von [i:] an, in der Pluralendung ist er dagegen als Schwa-Laut zu
realisieren: [...i:ən].«
Es ist also durchaus gerechtfertigt, vor dem e eine Silbengrenze zu
sehen (Energi-en). Allerdings sind hier aus meiner Sicht das Längen-e
und das Pluralendungs-e miteinander verschmolzen (daher „entfallenes
e“), sodass die Trennung aufgrund der unklaren Funktion des e vermieden
werden sollte.
Gruß
Keno
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