[Trennmuster] will-kommen vs will=kommen

Guenter Milde g.milde at quantentunnel.de
Mi Apr 15 14:21:26 CEST 2020


Liebe Trennfreunde,

ich möchte anfragen, ob die Markierung der "verblassten" Fuge in
"willkommen" ein Fortschritt oder Rückschritt ist:

Die sprachgeschichtliche Herleitung aus Wille + Kommen ist unbestritten.

Im Gegensatz zu allen anderen Fällen mit ...=kom-men fehlt die
Wahrnehmung der Teile als eigenständige Einheiten:

   davonkommen     er kommt davon
   freikommen	   er kommt frei
   willkommen	   *er kommt will(e)?

Die Trennung will-
kommen ist auch nicht deutlich lesefreundlicher als willkom-
men.


Die Aussagen in README.wortliste zu Präfixen gelten m.E. in diesem
Fall auch für die Fuge:

* Schwierig ist die Markierung von „historischen“ Präfixen, die im heutigen
  Sprachverständnis nicht als eigenständig wahrgenommen werden. Kriterien
  sind die „Güte“ der Trennstelle (geringe Störung des Leseflusses bei
  Zeilenumbruch an dieser Stelle), die Lang-S-Schreibung (Schluss-S auch bei
  „s-s“, „s-t“, oder „s-p“) und der Aufbruch von Ligaturen an dieser Stelle.

  Immer markiert wird die Morphemgrenze, wenn dort abweichend von der
  „Sprechsilbenregel“ getrennt werden kann:

    en<er-gisch, En<er-gie  # vgl. Syn<er-gie
    In<sti-tut              # de-1996: In<s-ti-tut
    A<·scor-bin             # Trennung nur im Gesangstext (siehe unten)
  
  Eine erst seit 1996 zulässige Trennung von „s-t“ wird auch an Morphemgrenzen
  einfach markiert. Hier steht in Fraktur ein Lang-S wie bei „s-t“ im
  Wortinneren (im Gegensatz zum Schluss-s in Wörtern wie aus<tre-ten):

    abs-trakt;ab-strakt         # < lat. abs- + trahere, de-Latf abſtrakt
    os-ten-ta-tiv;osten-ta-tiv  # < lat. ostendere < ob- + tendō

  Wenn keine besonderen Gründe vorliegen, wird die einfache Auszeichnung
  bevorzugt:

    Ant-wort, Di-rek-tor, In-du-strie  # trotz in<du-zie-ren


Günter



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