[Trennmuster] »=« vs. »<=«

Guenter Milde milde at users.sf.net
Di Apr 7 10:46:32 CEST 2020


Liebe Trennfreunde,

On  5.04.20, Werner LEMBERG wrote:

> Liebe Mitstreiter!

> In unserer Liste haben wir beispielsweise

>   auseinanderzunehmen;aus<ein<an-der=zu=neh-men  .

> Wäre es nicht besser, stattdessen

>   auseinanderzunehmen;aus<ein<an-der<=zu<=neh-men

> zu schreiben?  Oder vielleicht sogar

>   auseinanderzunehmen;aus<ein<an-der<<zu<<neh-men

> (jetzt einmal ad-hoc aus dem Ärmel geschüttelt)?  Anderenfalls haben
> wir beispielsweise in den Fugen-Trennmustern

>   auseinander*zu*nehmen ,

> aber

>   abzuändern ,

> (wegen »abzuändern;ab<zu<än-dern« in der Wortliste), was ich als
> unlogisch empfinde.


Ich habe noch einmal über dies Problem nachgedacht und finde, das bei
Trennung an '=' ("Fugentrennung") die Unterscheidung

   auseinander | zu | nehmen  vs.    abzuändern

nicht weniger logisch ist als die zwischen
 
   auseinander | nehmen       vs.    abändern

Was sollten denn sonst herauskommen?



Wir dürfen den "Geltungsbereich" oder "Sinngehalt" der Fugen-Trennmuster
nicht überschätzen:

Die drei zusätzlichen (künstlichen) Ziele `major', `fugen' und `suffix' sind
nur für die Arbeit *an* der Wortliste gedacht. 

Sie helfen

* um mit dem Liang-Algorithmus Trennstellen zu erzeugen, deren Auszeichnung
  der in der "Wortliste" gleicht. (vgl. hyphenate-neueintraege.py), bzw.

* Inkonsistenzen und Fehler in unserer Auszeichnung aufzudecken.

In der Orthographie und Typographie wird zwischen der "Trennung zwischen
lexikalischen Einheiten" (die wir mit '=' auszeichnen) und "Trennung nach
Präfix" (die wir mit '<' auszeichnen) nicht unterschieden:
 § 108 Zusammensetzungen und Wörter mit Präfix trennt man zwischen den
       einzelnen Bestandteilen.
Für Endanwender hat ein Trennmustersatz der zwischen '=' und '<'
unterscheidet keinen praktischen Nutzen. Er sollte also nicht ins
"dehyph-exptl" Paket.

Die Unterscheidung '<' vs. '=' haben wir aus pragmatischen Gründen getroffen.
Sie gestattet besser lesbare Einträge in der "Wortliste". Dabei haben wir
eine gewisse Unschärfe in der Zuordnung in Kauf genommen (siehe
README.wortliste).

Eine Möglichkeit, obige Inkonsistenz zu vermeiden ohne neue einzuführen wäre,
die Auszeichnung mit '<' auf Präfixe ohne Eigenbedeutung zu reduzieren, also

  ge<duldig
  un<abhängig
  ver<geben  
aber
  ab=ändern
  ab=zu=ändern
  an=fangen
  An=fangs==ver<dacht
  zu=schreiben
  aus==ein=ander===nehmen
  aus==ein=ander===zu===nehmen
  
Aber selbst dann lassen sich Grauzonen nicht vermeiden, was ist mit
drein<, audio<, auto<, ...


  „Der Übergang von Komposition zu Derivation … ist sowohl synchronisch als
  auch diachronisch fließend.“[4] Dies liegt daran, dass ehemals
  selbständige Wörter, die in Komposita vorkommen, verblassen können und
  später als Derivationsaffixe aufgefasst werden.
  
  -- https://de.wikipedia.org/wiki/Komposition_(Grammatik)


Mein Fazit: es ist gut und wichtig nach Inkonsistenzen zu suchen, wir haben
schon viele Fehler und Verbesserungsmöglichkeiten auf diese Weise gefunden.

Im speziellen Fall sehe ich aber keine günstigere Alternative zur
gegenwärtigen Auszeichnung.

Günter



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