[Trennmuster] Fremdworttrennungen
Keno Wehr
keno.wehr at abgol.de
Do Sep 6 00:34:38 CEST 2018
Am 05.09.2018 um 06:42 schrieb Herbert Voss:
> Natürlich kann man eine Mailingliste einrichten, aber ich
> sehe nicht wirklich den Sinn, denn du fungierst ja als
> Paketbetreuer, wo das mailaufkommen ja ziemlich übersichtlich
> sein wird.
Die Skepsis ist verständlich, im Allgemeinen wäre eine Mailing-Liste für die
Betreuung eines TeX-Pakets unnötig. Im 3. Jahrtausend Trennmuster für eine
antike Sprache zu warten, wird sicher auch keine Massen begeistern.
> Insofern solltest du das Projekt erst einmal
> übernehmen und dann kann man immer noch kurzfristig handeln.
Mein Ansatz ist hier allerdings genau umgekehrt. Ich würde gerne die
Diskussionen und den Informationsaustausch, der bereits zwischen
Claudio, Élie
und mir in teilweise recht langen E-Mails stattgefunden hat, auf einen
bequem
und öffentlich zugänglichen Kanal verlegen. Beide haben mir
Unterstützung bei
der Trennmusterwartung zugesagt und außer ihnen hat sicherlich auch noch der
derzeit sehr aktive Betreuer der liturgischen lateinischen Muster
Interesse an
der Thematik. Ob es weitere Interessenten gibt, weiß ich nicht, aber
zumindest
die Chance zur Mitwirkung sollte jeder bekommen. Eine künftige Überarbeitung
der Trennmuster soll nicht der Ausgangspunkt, sondern das Ziel der
Diskussion
sein.
Aus meiner Sicht haben die lateinischen Trennmuster noch erhebliches
Entwicklungspotential und ich möchte mich keineswegs darauf beschränken, ein
paar Fehler notdürftig zu überkleistern. Um nur einige der offenen Fragen zu
nennen:
1. Wie sollen künftige Versionen der Muster erzeugt werden? a) durch
Überarbeitung der bestehenden Muster, b) durch Anpassung der kontinuierlich
weiterentwickelten liturgischen Muster, c) ganz neu durch Analyse der
Trennregeln und Formulierung passender Muster, d) mit Hilfe von patgen aus
einer manuell erstellten Wortliste, e) mit Hilfe von patgen aus einer
halbautomatisch erstellten Wortliste?
2. Was sind passende Bezeichnungen für die beiden bestehenden
nichtliturgischen
Trennmustersätze? Im Repositorium, wo sie derzeit liegen, hat man sie –
wie mir
scheinen will – in nicht ganz durchdachter Weise umbenannt.
3. Wie genau lauten überhaupt die lateinischen Trennregeln? Wie sollen
die der
Mustererzeugung zugrunde liegenden Regeln dokumentiert werden? Gibt es
Regelvarianten, die bisher nicht unterstützt werden, aber einen eigenen
Trennmustersatz verdienen?
4. Welche Orthographien sollten von welchen Mustern unterstützt werden? Die
bisherigen klassisch-lateinischen Trennmuster sind eher engstirnig; sie
unterstützen den Buchstaben v überhaupt nicht, da er in Textausgaben
vielfach
durch ein u wiedergegeben wird. Deutsche Schulbücher unterschieden aber
beispielsweise zwischen u und v, obwohl auch sie klassisches Latein lehren.
5. In welchem Umfang sind (griechische) Fremdwörter zu berücksichtigen? Nach
welchen Regeln sind diese zu trennen?
Élie hat mir freundlicherweise angeboten, die Infrastruktur des
Gregorio-Projektes für die Trennmusterwartung zu mitbenutzen. Hier
stellt sich
natürlich noch die Frage der Organisation des Nebeneinanders
unterschiedlicher
Trennmuster mit unterschiedlicher Zielsetzung.
Um all diese Fragen zu klären, wäre eine Mailing-Liste aus meiner Sicht der
Königsweg. Wenn jemand aus der deutschsprachigen Trennmustermannschaft
grundsätzliche Änderungsideen, neue oder verbesserte Skripte oder neue
Anwendungsfelder zur Diskussion stellen will, erreicht er über die
Mailing-Liste des Trennmusterprojekts das interessierte Publikum. Für
derartige
Anliegen wäre beispielsweise ein Github-Issue-Tracker kein geeignetes
Medium.
Ich persönlich hätte mich ohne diese Mailing-Liste nie näher mit
Trennmustern
befasst.
Die bisher für die Trennmuster vieler Sprachen praktizierte Entwicklung
durch
einzelne oder wenige im stillen Kämmerlein ohne brauchbare Dokumentation ist
für freie Software nicht angemessen und muss der Vergangenheit angehören.
Schließlich hoffe ich, über eine Mailing-Liste auch deutsch- und
anderssprachige Trennmustler zu erreichen, die sich für Latein nicht direkt
interessieren, und den Austausch über Berührungspunkte zu befördern. Ich
habe
beispielsweise bereits Skriptprototypen für die Erprobung der oben genannten
Variante 1e geschrieben, die in der Lage sind, lateinische Verben zu
konjugieren und mit Trennstellen zu versehen. Ähnliches ist
perspektivisch auch
für das deutschsprachige Wortlistenprojekt von Interesse.
Lieber Herbert, ich hoffe, dass die genannten Gründe dich dazu bewegen
können,
meine Bitte noch einmal zu prüfen.
Mit Grüßen an alle Getrennten
Keno
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