[Trennmuster] Himmelsrichtungen
Guenter Milde
milde at users.sf.net
Mi Okt 10 15:42:11 CEST 2018
On 9.10.18, Werner LEMBERG wrote:
> > Allerdings gibt es außer der Zusammensetzung
> >
> > Nebenhimmelsrichtung + Land/Gegend (Südost + Europa)
> >
> > auch die Variante
> >
> > Himmelsrichtung + (Himmelsrichtung + Land/Gegend) (Süd + Osteuropa)
> Gibt's das wirklich? Ich habe mich das auch schon früher gefragt...
> Hast Du konkrete Beispiele, z.B. aus der Zeitung?
> Wäre das nicht eher das »südliche Osteuropa«?
Genau. Aber im Sinne der Sprachökonomie kann es als "Südosteuropa"
bezeichnet werden:
In der deutschen Geschichtswissenschaft wird Südosteuropa neben
Ostmitteleuropa und dem ostslawischen Siedlungsraum (mit Schwerpunkt
Russland) als eine der drei historischen Teilregionen Osteuropas
behandelt.
-- https://de.wikipedia.org/wiki/S%C3%BCdosteuropa#Geschichte
(Fragt sich nur, warum die deutsche Geschichtswissenschaft Südosteuropa
nicht als eine der drei historischen Teilregionen Südeuropas behandelt.)
Allerdings ist auch der Begriff "Osteuropa" nicht eindeutig. So wird
"Osteuropa" bzw. „Eastern Europe“ oder „East-Central Europe“ auch zur
Bezeichnung der bis Ende 1989 sozialistischen und von der Sowjetunion
abhängigen Staaten verwendet. Nach dieser Deutung gehört Griechenland
zu Südost-Europa, aber nicht zu Süd-Osteuropa.
> Ich kann mir vorstellen, daß es sonst massenhaft Mißverständnisse gibt.
Ich kann mir vorstellen, dass, wenn Mißverständnisse zu befürchten sind,
Süd-Osteuropa geschrieben wird. Wenn aus dem Kontext (z.B.
EU-Osterweiterung) klar ist, worum es geht aber die einfache
Zusammenschreibung verwendet wird.
Ein weiteres Bsp. ist "Ostelbien", nach Duden "Gebiet östlich der Elbe",
nach Wikipedia
[...] keine streng geografisch bestimmte
Bedeutung, sondern [...] mehr als kritische Bezeichnung und Kennzeichnung
der politisch-gesellschaftlichen Gegebenheiten einer größeren Region
gemeint. [...]
Zu Ostelbien gehörten die Länder Mecklenburg-Schwerin,
Mecklenburg-Strelitz und Teile Anhalts sowie die preußischen Gebiete
Mark Brandenburg, die zur Provinz Sachsen gehörenden Landstriche
Altmark, Jerichower Land und die Gebiete zwischen Elster und Elbe im
Osten, Pommern, Posen, Westpreußen bzw. die Grenzmark
Posen-Westpreußen, Schlesien und Ostpreußen, teilweise auch
Schleswig-Holstein.
also interessanterweise ohne die ostelbischen Teile des
Kurfürstentums/Königreichs Sachsen.
Norostelbien ist dann Schleswig-Hostein, Mecklenburg-Schwerin, Pommern
bis Ostpreußen; Südostelbien Provinz Sachsen, Teile Anhalts, Posen,
Schlesien, ...
Zu Westelbien habe ich nur den "Zweckverband zur
Trinkwasserversorgung und Abwasserbeseitigung Torgau-Westelbien" gefunden.
Generell gibt es bei den Gebietseinteilungen unterschiedlichste Varianten
wie es zu den Bezeichnungen mit zwei Himmelsrichtungen kommen kann:
* einstufig mit Nebenhimmelsrichtungen,
* zweistufig mit vier Gebieten in der 1. Stufe (ost, süd oder west, nord),
* zweistufig mit zwei Gebieten in der 2. Stufen (ost, west oder nord, süd),
* ein-/zweitufig mit oder ohne "mittel",
* ...
Dabei *kann* es auch zu unterschiedlichen Zuordnungen für Teilgebiete und
Missverständnisse geben. Aber es gibt keine allgemeingültige Regel für
die Zerlegung dieser Gebietsbezeichnungen.
Allerdings müssen wir es auch nicht so genau nehmen:
Für die Trennmuster ist nur wichtig, ob z.B. die Trennung "Süd-
osteuropa" zu mehr Missverständnissen führen kann als "Südost-
europa" oder nicht.
Meines Erachtens ist hier die Wahl der Trennstell für das
Textverständnis eher unerheblich (wohingegen "Osteng-
land" deutlich ungünstig ist), eben weil Südost-Irgendwas auch
als Süd-Ostirgendwas verstanden werden kann und der Autor
"Südostirgendwas" nur schreibt, wenn die Zerlegungsalternativen keinen
Unterschied ergeben.
Daher würde ich Auszeichnungen wie Süd=ost=eu-ro-pa
(.*=.*=.* bei gleichberechtigen Zerlegungsalternativen) beibehalten.
Viele Grüße
Günter
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