<!DOCTYPE HTML PUBLIC "-//W3C//DTD HTML 4.01 Transitional//EN">
<html>
  <head>

    <meta http-equiv="content-type" content="text/html; charset=ISO-8859-15">
  </head>
  <body text="#000000" bgcolor="#ffffff">
    <h3>Tunesien, Ägypten, … Die Revolution muss weiter gehen!</h3>
    <p>
      <style type="text/css">.socialbox { float: right; text-align: right; background-color: rgb(255, 255, 255); border: 2px solid rgb(221, 221, 221); margin: 0px 0px 10px 10px; }.socialbox img { padding: 2px; }</style>
    </p>
    <p align="right"><small><br>
      </small></p>
    <p><b><img src="cid:part1.07090107.02010601@sav-online.de"
          style="margin: 0px 7px 5px 0px;" align="left"> Wirkliche
        Demokratie und soziale Rechte wird es im Kapitalismus nicht
        geben </b></p>
    <b> </b>
    <p>
      <b> Stellungnahme der SAV vom 17.2.2011 (<a
href="http://www.sozialismus.info/z/2011-02-17-die-revolution-muss-weitergehen.pdf">auch
          als PDF</a>) </b></p>
    <p> Die Massen Tunesiens und Ägyptens haben es bewiesen: selbst die
      mächtigsten Diktatoren können gestürzt werden, wenn eine
      Massenbewegung entschlossen kämpft! </p>
    <p> In den 18 Tagen der revolutionären Bewegung in Ägypten gingen
      sechs Millionen Menschen auf die Straße. Sie ließen sich nicht
      durch die brutalen Angriffe der Mubarak-Schergen einschüchtern,
      sondern verteidigten erfolgreich ihren Protest auf dem
      Tahrir-Platz. Entscheidend für den Sturz des „Pharaos“ war die
      Entschlossenheit der DemonstrantInnen in Kairo, der Beginn einer
      Solidarisierung von einfachen Soldaten und Unteroffizieren mit den
      revolutionären Massen und der Eintritt der Arbeiterklasse durch
      Streiks und Betriebsbesetzungen in die revolutionäre Bewegung.
      Mubarak musste weg, um einen Aufstand zu verhindern, der nicht nur
      ihn, sondern das ganze Regime hätte hinwegfegen können. </p>
    <h4> Kein Vertrauen in die neuen, alten Machthaber! </h4>
    <p> Doch die Revolution hat erst einen ersten Schritt vollbracht –
      den Sturz des Diktators, ein Element einer politischen Revolution.
      Das Volk ist damit jedoch noch nicht an der Macht, wirkliche
      Demokratie ist noch nicht gewonnen. Frei nach dem Motto „es muss
      sich etwas ändern, damit alles beim Alten bleibt“, hat die
      Militärführung die Kontrolle übernommen, nicht einmal die alte,
      von Mubarak eingesetzte Regierung, wurde abgesetzt. Wahlen sollen
      erst in sechs Monaten stattfinden, aber erst nachdem das Militär
      die neue, durch eine von ihr eingesetzte Kommission
      auszuarbeitende, Verfassung akzeptiert haben wird. Das sind sechs
      Monate, in denen die Militärführung und die reichen Eliten des
      Landes versuchen werden, die Dynamik der Revolution zu brechen und
      sich „demokratisch geläutert“ zu reorganisieren. Sie versuchen
      sich unter Anwendung demokratischer Rhetorik an die Spitze der
      Bewegung zu stellen, um dieser ihres Inhalts zu berauben. Die
      Militärführung selbst gehört zum „System Mubarak“ und zur reichen
      Elite des Landes. Den Generälen gehören große Teile der
      privatisierten ehemaligen Staatsbetriebe. Sie werden ihren
      Reichtum und ihre Macht als Teil der herrschenden kapitalistischen
      Klasse verteidigen wollen. Sie haben damit begonnen, indem sie die
      DemonstrantInnen auffordern den Tahrir-Platz zu räumen,
      Demonstrationen und Streiks zu unterlassen. </p>
    <p> Die Massen forderten Freiheit, Demokratie und soziale
      Gerechtigkeit. Dem Januar 2011 ging in den letzten Jahren eine
      enorme Zunahme von Streiks, Arbeiter- und Jugendprotesten voraus.
      Unabhängige Gewerkschaften wurden gegründet als Alternative zu den
      mit dem Regime verbundenen offiziellen und undemokratischen
      Gewerkschaften. Soziale Gerechtigkeit und wirkliche Demokratie
      kann es nicht geben solange die sozialen und wirtschaftlichen
      Verhältnisse unangetastet bleiben. Solange weiterhin einhundert
      Familien neunzig Prozent des Reichtums Ägyptens besitzen, kann es
      keine soziale Gerechtigkeit geben. Solange die Betriebe in den
      Händen dieser Familien und multinationaler Konzerne sind, wird
      auch die Demokratie am Betriebstor enden. </p>
    <p> Auch eine von Teilen der Oppositionsbewegung propagierte
      Regierung „der nationalen Einheit“, eine Koalition von
      bürgerlich-prokapitalistischen, linken und ggf. auch
      islamistischen Kräften kann keine Perspektive für die Erfüllung
      der sozialen und demokratischen Aspirationen der Massen sein. In
      einer solchen Regierung würden zwangsläufig die linken Kräfte die
      Zugeständnisse an die prokapitalistischen Kräfte machen und eine
      grundlegende gesellschaftliche Veränderung verhindert. Linke
      Kräfte sollten sich nicht an einer solchen Regierung beteiligen. </p>
    <h4> Für demokratische Arbeiterräte </h4>
    <p> Der einzige Garant dafür, dass die Ziele der Revolution nicht
      verraten werden, ist die Aufrechterhaltung der revolutionären
      Bewegung selbst! </p>
    <p> Es müssen erstens unabhängige, demokratische und kämpferische
      Gewerkschaften in allen Betrieben gegründet werden. Dieser Prozess
      hat begonnen, er muss aber unter der demokratischen Kontrolle der
      ArbeiterInnen selber stattfinden. Die Hilfe, die gerade von
      VertreterInnen der bürokratischen westlichen Gewerkschaften
      angeboten wird, sollte mit Vorsicht begegnet werden. Diese wollen
      Gewerkschaften nach ihrem prokapitalistischen Vorbild schaffen. </p>
    <p> Zweitens sollten demokratische Räte und Milizen in den
      Betrieben, Nachbarschaften und unter einfachen Soldaten gebildet
      werden, die die Kontrolle über die Gesellschaft in die Hand nehmen
      können, so wie in den Tagen der Massenbewegung
      Nachbarschaftskomitees die Kontrolle über ganze Stadtviertel
      ausübten und in Betrieben begonnen wurde durch Besetzungen die
      Kontrolle auszuüben. Sie könnten VertreterInnen zu lokalen,
      regionalen und nationalen Kongressen entsenden, in denen
      demokratisch über die Zukunft des Landes entschieden wird. Die
      dorthin entsendeten VertreterInnen müssten jederzeit Rechenschaft
      ablegen, wähl- und abwählbar sein und dürften keine materiellen
      Privilegien genießen, sondern auf der Basis eines
      durchschnittlichen Arbeiterlohns das Leben derjenigen leben, die
      sie vertreten – und damit auch deren Interessen teilen. </p>
    <p> Eine Versammlung von Eisen- und Stahlarbeitern in Helwan hat
      eine Erklärung mit folgenden Forderungen verabschiedet: </p>
    <p> 1.Die Beschlagnahmung aller Konten und des Eigentums aller
      Repräsentanten des Regimes und aller der Korruption überführten
      Personen. </p>
    <p> 2.Eisen- und Stahlarbeiter (…) rufen alle ArbeiterInnen auf,
      gegen die mit dem Regime und der herrschenden Partei verbundenen
      Gewerkschaftsföderation zu revoltieren, diese aufzulösen und neue,
      unabhängige Gewerkschaften zu gründen, ohne die Erlaubnis und
      Zusage des Regimes, das jede Legitimität verloren hat. </p>
    <p> 3.Die Beschlagnahmung aller früheren Betriebe des öffentlichen
      Dienstes, die verkauft, geschlossen oder privatisiert wurden und
      deren Verstaatlichung im Namen des Volkes und deren Verwaltung
      durch ArbeiterInnen und TechnikerInnen. </p>
    <p> 4.Die Formierung von Arbeiterkontrollkomitees in allen Betrieben
      zur Überwachung der Produktion, Preise, Verteilung und Löhne. </p>
    <p> 5.Eine allgemeine Versammlung aller Bereiche und politischen
      Strömungen des Volkes zur Ausarbeitung einer neuen Verfassung und
      die Wahl wirklicher Volkskomitees ohne auf die Zustimmung unter
      auf Verhandlungen mit dem Regime zu warten. </p>
    <p> Solche Forderungen weisen den Weg, den die Revolution gehen
      muss, um siegreich sein zu können. Ein von oben eingesetzter
      Verfassungsrat soll nun eine neue Verfassung ausarbeiten. Dies
      muss zurückgewiesen werden! Es muss Sache des ägyptischen Volks
      selber sein, eine neue Verfassung auszuarbeiten – zu diskutieren
      und zu entscheiden, in was für einem Staat es leben will. Dazu
      sollte die freie und demokratische Wahl zu einer revolutionären
      Verfassunggebenden Versammlung gefordert werden. Diese müsste
      unter der Kontrolle der Arbeiter- und Nachbarschaftsräte
      durchgeführt werden, um sicherzustellen, dass wirkliche
      VertreterInnen des Volks gewählt werden und ArbeiterInnen,
      BäuerInnen und Arme die Mehrheit in einer solchen Versammlung
      stellen. </p>
    <h4> Für eine Regierung der ArbeiterInnen und BäuerInnen </h4>
    <p> Auf der Basis solcher Maßnahmen kann die Macht der
      Repräsentanten des alten Regimes, die nun zu demokratischen
      Wendehälsen werden, der Kapitalisten und Militärs gebrochen werden
      und eine Regierung der ArbeiterInnen und der einfachen Bäuerinnen
      und Bauern gebildet werden. So können wirkliche demokratische
      Rechte und tatsächliche Unabhängigkeit von den westlichen
      imperialistischen Staaten erreicht werden. In diese darf kein
      Vertrauen gesetzt werden. Das einzige Ziel von Obama, Merkel und
      Co. ist die Aufrechterhaltung der Ausbeutungsverhältnisse in der
      arabischen Welt. Will man diese abschaffen, muss die Wirtschaft in
      die Hände des Volkes übergehen. Dazu ist die Verstaatlichung unter
      demokratischer Kontrolle und Verwaltung durch Arbeiterräte der
      Banken und großen Unternehmen des Landes nötig. Eine Regierung der
      ArbeiterInnen und einfachen Bäuerinnen und Bauern könnte auf
      dieser Basis einen demokratischen Plan zum Aufbau der Wirtschaft,
      der Hebung des Lebensstandards und zum Ausbau des Sozial-,
      Bildungs- und Gesundheitswesens entwickeln. </p>
    <p> Die ägyptische Revolution muss in die zweite Phase eintreten:
      den sozialen und wirtschaftlichen Umbau des Landes. Die Massen
      haben die große Chance wirkliche Demokratie, sozialistische
      Demokratie, zu erkämpfen – ein System, in dem die Interessen der
      Menschen in den Mittelpunkt rücken und nicht die Profitinteressen
      einer kleinen Minderheit. Um diese Chance zu nutzen, muss die
      Mehrheit der Bevölkerung für ein solches Programm gewonnen werden.
      Dazu ist der Aufbau einer revolutionär-sozialistischen
      Arbeiterpartei nötig, die in den Bewegungen, Betrieben und
      Gewerkschaften solche Vorschläge vertritt und an ihrer Umsetzung
      arbeitet. </p>
    <p> Dann könnte der Aufbau eines neuen Ägyptens zum Ausgangspunkt
      für die Veränderung der ganzen Region werden. Der revolutionäre
      Funke springt gerade nach Algerien, Libyen, Bahrain, Jemen und
      andere Staaten über. Die SAV und das Komitee für eine
      Arbeiterinternationale treten für eine freiwillige, demokratische
      und sozialistische Föderation der arabischen Ländern ein, die
      Demokratie, Freiheit und einen angemessenen Lebensstandard für
      alle garantieren kann. </p>
  </body>
</html>