[PM CompassCollective] Segelboot findet 19 Menschen in Seenot/ Mittelmeer/ Justice Fleet
KatjaTempel
presse at compass-collective.org
Do Dez 11 12:05:39 CET 2025
Wendland/ Lampedusa
11. Dezember 2025
*Segelboot-Crew findet 19 Menschen in Seenot-
Deutsche NGO zieht Bilanz nach 3. Einsatzjahr*
Kurz vor Sonnenuntergang am Montagabend rettete die Crew eines deutschen
Segelbootes 19 Menschen aus einem seeuntüchtigen Holzboot. Die TROTAMAR
III war in ihrem 21. Rettungseinsatz auf dem Mittelmeer südlich von
Lampedusa unterwegs, als die Crew auf das Boot in Seenot traf,
Rettungswesten verteilte und die Menschen dann an Bord nahm.
Seit August 2023 ist das 13 Meter lange Segelboot des CompassCollective
auf dem Wasser zwischen Tunesien und Libyen unterwegs, um Menschen in
Seenot beizustehen. 21 aktivistische Crews, bestehend aus jeweils 6
unterschiedlichen Crewmitgliedern haben sich seitdem an Such- und
Rettungseinsätzen beteiligt. Dabei konnte das CompassCollective 2793
Menschen mit Rettungswesten und Trinkwasser unterstützen und die
Italienische Behörden dazu bringen, selber rauszufahren und die Menschen
zu retten. 544 Flüchtende mußten direkt an Bord der TROTAMAR III
gerettet werden, weil ihnen akute Lebensgefahr drohte.
Am Montagmittag, den 8.12.2025 befand sich die TROTAMAR III 110km
östlich der tunesischen Küste als ein Boot am Horizont auftauchte. Das
einfache Holzboot war stark überladen. Die Crew konnte Rettungswesten an
die Menschen verteilen und entschied sich wegen der hereinbrechenden
Dunkelheit und zunehmenden Winden, die Menschen an Bord zu nehmen. An
Bord wurden die Menschen mit heißem Tee sowie medizinisch versorgt. Am
frühen Morgen des 9.12.25 konnten alle sicher in Lampedusa an Land
gebracht werden.
Die TROTAMAR III fährt unter dem Banner der Justice Fleet, einer
europäischen Koalition von 11 Organisationen, die sich der konsequenten
Verteidigung des internationalen Seerechts und der Menschenrechte auf
See verpflichtet und die operative Kommunikation mit der sogenannten
Libyschen Seenotleitzentrale beendet hat. Gerade ist das Schiff SOS
Humanity der Justice Fleet festgesetzt worden, weil es sich geweigert
hatte, mit der Libyschen Rettungsleitstelle zu kommunizieren. Die
italienischen Behörden stützen ihr Vorgehen auf den sogenannten
Piantedosi-Erlass, der Seenotrettungsorganisationen verpflichtet, mit
der libyschen Seenotrettungsleitstelle in Tripolis, Libyen, zu
kommunizieren. Unter anderem werden sie gezwungen, den Milizen ihre
Einsatzpositionen mitzuteilen.
Die Besatzung der TROTAMAR III verweigert seit Beginn ihrer Einsätze im
August 2023 die libyschen und tunesischen Behörden mit in
Rettungsmaßnahmen einzubeziehen.
„Wenn libysche oder tunesische Behörden „retten“, zwingen sie mit Gewalt
die von ihrem Territorium geflüchteten Menschen zurück in ihren
Hoheitsbereich. Gegen den Willen der Betroffenen. Das können wir nicht
unterstützen“ Katja Tempel, Sprecherin CompassCollective.
Doch nicht nur die Fahne der Justice Fleet weht auf der TROTAMAR III,
auch die Fahne der Freien Republik Wendland. Die Initiative kommt aus
dem niedersächischen Wendland, wo über viele Jahrzehnte Widerstand gegen
Atomenergienutzung geleistet wurde. Dieser Widerstand war letztlich
erfolgreich und gibt den Rückenwind, für die letzte Jahre: „Wir wissen,
dass Veränderungen nicht von oben kommen, sondern von unten mit langem
Atem erkämpft werden müssen. Noch müssen wir zusammen mit vielen anderen
zivilen Seenotrettungssschiffen auf dem Zentralen Mittelmeer
Menschenleben retten. Doch die Forderung nach Sicheren Passagen wird
sich durchsetzen,“ ist sich Katja Tempel sicher. „Wegschauen und der
weitere Ausbau der Festung Europa verletzt nicht nur die Menschenrechte,
sondern auch die Würde der Menschen in Europa.“
Die TROTAMAR III beendet in dieser Woche ihren 9. Einsatz in diesem Jahr
und geht dann in die Winterwerft. Im März 2026 wird sie wieder auf dem
Wasser sein.
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