[Pirateninfo] Saatgutgesetze in Lateinamerika / Kurzinfo zum Prozess der EU-Saatgutgesetzgebung
Andreas Riekeberg
a.riekeberg at jpberlin.de
Mo Nov 18 09:27:59 CET 2013
Lieber Biopiraterie-Interessierte,
die Konflikte um die Einführung von Saatgut-Gesetzen in Lateinamerika, in
denen es vor allem um die Umsetzung von UPOV 1991 (des internationalen
Vertrages für den Rechtsschutz auf Pflanzensorten) geht, hat jüngst die
Organisation GRAIN in einem Artikel zusammengefasst:
http://www.grain.org/article/entries/4808-seed-laws-in-latin-america-the-offensive-continues-so-does-popular-resistance
In Europa ist gegenwärtig in Sachen "geistige Eigentumsrechte an Saatgut"
eher wenig in der Diskussion.
Hingegen steht die Reform der EU-Saatgutgesetzgebung, bei der es um die
Erzeugung und um den Marktzugang von Saatgut geht, vor einem wichtigen
Schritt: nächsten Dienstag findet die zweite Diskussion im Agrarausschuss
des EU-Parlamentes statt, und am 4.12. ist der letzte Termin für die
Einreichung von Änderungsanträgen.
Dazu untenstehende Kurzinfo, die gerne weitergegeben werden kann.
Schöne Grüße
Andreas Riekeberg
Kurzinfo zum Prozess der EU-Saatgutgesetzgebung
von der Kampagne für Saatgut-Souveränität, 17.11.2013
http://www.saatgutkampagne.org/#kurzinfo
Zur Reform der EU-Saatgutgesetzgebung hatte die EU-Kommission am 6. Mai
2013 ihren Gesetzesvorschlag veröffentlicht. Am 26. November diskutiert
nun der Agrarausschuss des EU-Parlamentes wieder über das Thema. Unter
http://kurzlink.de/saatgut-in-gefahr-sv kann noch bis zum 26. November die
Petition „Saatgutvielfalt in Gefahr“, die sich gegen die Verschärfung der
Saatgutgesetzgebung richtet, in der schwedisch/deutschen Fassung
unterzeichnet werden. Die Kampagne für Saatgut-Souveränität kommentierte
damals den Gesetzesvorschlag: "Eine Nische macht noch keinen Sommer"
http://www.saatgutkampagne.org/eine-nische-macht-noch-keinen-sommer.html
Was geschah seit dem 6. Mai?
Das EU-Parlament hat die Bearbeitung seinem Agrarausschuss übertragen.
Vorsitz: Paolo de CASTRO (Italien, S&D), wichtigstes Ausschussmitglied:
Albert DESS (CSU), „Koordinator“ der EVP-Fraktion. Zum Berichterstatter
wurde Sergio SILVESTRIS (EVP, Italien) gemacht. Am 30.9. beriet der
Ausschuss erstmals über den Vorschlag. Viel Kritik wurde laut, besonders
auch von deutschen und österreichischen Abgeordneten. Kommentar und
Quelle: http://www.saatgutkampagne.org/PDF/Resumee_COM-AGRI_130930.pdf
Am 28.10. legte SIVESTRIS seinen Entwurf für den Bericht vor, die
Grundlage für die Stellungnahme des Ausschusses und schließlich des
gesamten Parlamentes. Jedoch: Keine der Forderungen PRO bäuerliches
Saatgut und Vielfaltsorten wurde aufgenommen, im Gegenteil: er
verschlechtert den Gesetzesvorschlag weiter. Kommentar und Quelle:
http://www.saatgutkampagne.org/PDF/Statement_Entwurf__Silvestris.pdf
Am 8.11. hat sich der deutsche Bundesrat mit der EU-Saatgutrechtsreform
befasst und einen Beschluss mit vielen guten Forderungen gefasst. Leider
nur als Appell an die Bundesregierung. Kommentar und Quelle:
http://www.saatgutkampagne.org/PDF/Statement_zum_Bundesrat.pdf
Bis zum 4.12. können die Abgeordnetes des EU-Agrarausschusses noch
Änderungsvorschläge für das Gesetz einreichen, danach werden diese
diskutiert und abgestimmt, bevor vermutlich im Jahr 2014 der Bericht des
Ausschusses dem Parlament zur Beschlussfassung vorgelegt wird.
Die Kampagne für Saatgut-Souveränität und der Dachverband Kulturpflanzen-
und Nutztiervielfalt hatten Ende April eine Petition „Saatgutvielfalt in
Gefahr - gegen eine EU-Saatgutverordnung zum Nutzen der Saatgut-Industrie“
gestartet, kurz bevor die EU-Kommission ihren Gesetzesvorschlag
präsentierte. Durch den damaligen öffentlichen Wirbel sah sich die
Kommission gezwungen, quasi noch in letzter Minute einige Zugeständnisse
zu machen, die jedoch bei weitem nicht ausreichen und zudem derzeit
zurückgenommen zu werden drohen.
Die deutschsprachige Petition "Saatgutvielfalt in Gefahr" auf der
Plattform „openPetition“ hatte eine maximale Laufzeit von 6 Monaten, sie
hat mit 95.000 UnterzeichnerInnen geschlossen. Die Unterzeichnung der
schwedisch/deutschen Fassung http://kurzlink.de/saatgut-in-gefahr-sv ist
noch bis zum 26.11 möglich.
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